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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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müsste dann aber etwas sein wie die Kette …“ Sie griff nach seiner Hand, ihre Finger verschränkten und verklammerten sich. „Nicht wegen des Goldes, nicht weil sie wertvoll ist …, sondern weil ich in ihr etwas spüren und berühren kann, wenn du nicht da bist …“
    Er nickte; beinahe schmerzlich wurde ihm intensiver noch als bei ihrem Wiedersehen klar, dass sie nie geprotzt hatte mit dem Kleinod, dass sie es die ganze Zeit heimlich getragen hatte. „Es wäre etwas, das nur dir und mir gehören würde“, murmelte er. Er zog sie in seine Arme; dann, plötzlich, sprudelte es aus ihm heraus: „Ich mache dir keinen Vorwurf wegen der Badstube! Aber es tut mir weh, wenn ich dich dort weiß und selbst nicht bei dir sein kann! Du sollst dich nicht länger ausgeliefert fühlen müssen! Den … Gästen nicht, und auch nicht deinem Vater, der dich ja doch bloß benutzt! Wenn du aber ein Haus hättest in Augsburg, so wäre es für dich leichter und auch für mich! Es wäre der Ausweg für uns; wir könnten uns treffen in unseren eigenen vier Wänden! Es wäre ganz einfach …“
    „Wunderschön!“, unterbrach ihn die Blonde. Gleich darauf forderte sie lächelnd doch etwas von ihm: „Aber du müsstest dann so oft wie möglich zu mir kommen, mein Herz! Du dürftest mich nicht noch einmal Monate warten lassen! Nicht mehr jetzt, nachdem du von einem gemeinsamen Dach gesprochen hast, wenn auch nur für Tage oder Stunden!“ Jäh verschatteten sich ihre geheimnisvollen Augen, dann setzte sie hinzu: „Noch einmal eine so leere und sinnlose Zeit ohne dich … jetzt könnte ich das nicht mehr ertragen! Wenn ich in unserem Haus dann daran denken müsste, was du über die Flüsse gesagt hast, und du wärst so lange nicht da … ich glaube, ich müsste zerbrechen daran! Das“, nun hauchte sie bloß noch, „hast du aus mir gemacht, Albrecht …“
    Ihre Hingabe, ihre schrankenlose Aufrichtigkeit, ihr grenzenloses seelisches Entblößen ihm gegenüber trieben ihm beinahe die Tränen in die Augen. Er zog sie ganz fest an sich, spürte wie in seinem eigenen Körper ihr Blutpochen, ihr Atmen; fühlte gleich darauf, wie sie in seinen Armen wieder zur Ruhe kam, und dann – seine Stimme klang rau dabei – versprach er ihr: „Es soll so sein, wie du gesagt hast! Ich wünsche es mir doch ebenso heiß wie du! Wann immer ich kann, werde ich nach Augsburg reiten! Ich werde schon Vorwände finden gegenüber meinem Vater! Weißt du, er zwängt mich manchmal nicht weniger als dich deiner! Aber wir werden sie beide überlisten; wir werden es schaffen, dass nur noch dein Glück zählt und damit meines! – Und jetzt komm, zurück in die Stadt! Ich kann es kaum mehr erwarten, das Haus für uns zu finden! Oder vielleicht weißt du auf der Stelle eines, das zum Verkauf steht?“
    „Du bist ein Verrückter, ein total Ungebärdiger – mein Gott, wie liebe ich dich dafür!“, erwiderte Agnes Bernauer, und jetzt lachte sie wieder; verschwunden waren die Schatten in ihren Augen. „Nein, ich bin überfragt; ich habe mich doch bisher nie für irgendwelche Gebäude interessiert. Ich freue mich nur, aber alles andere musst du in die Hand nehmen, mein Schatz!“
    „Dann werde ich mich eben doch noch als Thronerbe von Bayern-München zu erkennen geben müssen“, rief der Dunkelhaarige. „Weißt du was? Den Peutinger werde ich fragen; der ist zwar ein Raubauz, aber wenn’s drauf ankommt, auch ein guter Freund!“
    „Der Peutinger, ja, der hat uns damals auch zusammengebracht“, stimmte Agnes lächelnd zu. „Irgendwie war’s doch ungefähr so, nicht, du Turnierritter?“ In der gewonnenen Sicherheit, in ihrer überwältigenden Freude genoss sie es sichtlich, ihn zu necken; ihn zu kitzeln und zu reizen.
    „Du weißt genau, wie es war“, gab der Wittelsbacher, halb scherzhaft, halb schon wieder in die süße Erinnerung verloren, zurück. Und dann klang ihr ausgelassenes und gleichermaßen doppelbödiges Lachen gemeinsam auf; Hand in Hand liefen sie durch den Gries 19 zwischen Wertach und Lech davon; der Silhouette der Stadt entgegen, die plötzlich gar nichts Kantiges mehr an sich zu haben schien.
*
    Albrecht von Bayern-München brachte den Hauskauf mithilfe des Ratsherrn Peutinger innerhalb von drei Tagen unter Dach und Fach. Nahe dem Landsberger Tor lag das Gebäude; an die Stadtmauer lehnte es sich an, und wie etwas Beschützendes und Bergendes hing über dem First der hölzerne Wehrgang. Agnes Bernauer, noch im Beisein ihres

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