Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
Vom Netzwerk:
schon nach einer oder zwei Stunden trieb die Kälte sie jetzt im Regelfall zurück in die Burg, wo das Kaminfeuer wartete, die heimeligen Felle und Teppiche an den Wänden dazu. Dort barg sich das Paar vor der Welt und vor den Menschen; weniger als früher suchten die Mooräugige und der Herzog das Treiben in der Stadt, stiller wurde ihr Lebensrhythmus in dieser Zeit, gleichermaßen aber auch inniger im immer neuen Zueinanderfinden. Kurz vor dem Weihnachtsfest jedoch platzte einmal mehr eine ungute Nachricht aus München in ihr Verzaubertsein hinein; mit gepressten Lippen eröffnete der Wittelsbacher der Bernauerin, was in der Depesche stand, die soeben von einem Kurier gebracht worden war.
    „Der Alte, der Ernst, befiehlt mich an den Hof“, sagte Albrecht. „Ohnehin hätte ich die Sippe schon arg vernachlässigt in der letzten Zeit! Als ob er mich nicht selber nach Vohburg und in den Krieg geschickt hätte, der Heuchler! Jetzt, auf jeden Fall, besteht er darauf, dass ich das Christfest in der Residenz verbringen soll. Mein Gott, wie werden die Pfaffen, der Tratsch und die Intrigen dort mich anekeln …“
    „Es wird vorübergehen!“, versuchte Agnes ihn und sich selbst zu trösten. „Ich hatte beinahe schon etwas Schlimmeres befürchtet …“
    „Du meinst, mein Vater könnte Wind von einem gewissen Ring bekommen haben?“, versetzte der Dunkelhaarige. „Nein, so ist’s nicht, und wenn’s so wäre, ich würde dazu stehen, das weißt du!“ Er räusperte sich. „Der Alte schreibt bloß noch, dass auch die tolle Jakobäa aus dem holländischen Zweig unserer Dynastie beim Fest anwesend sein wird. Und dass sie eine ausgezeichnete Partie für einen wittelsbachischen Erben darstelle …“
    Er unterbrach sich, wurde sich der jähen Furcht in den Augen der Geliebten bewusst, schalt sich insgeheim einen Narren und bemühte sich, den Fehler so gut wie möglich wieder auszubügeln. In die Arme nahm er die einzige Frau, an der ihm gelegen war, nach dem zärtlichen Kuss dann versicherte er ihr: „Mein Vater kann’s nicht lassen; er spekuliert auf die Hausmacht der Jakobäa, das ist alles! Schon in der Vergangenheit hat er immer wieder versucht, mich mit irgendeiner Hochwohlgeborenen zu verkuppeln; gelungen freilich ist’s ihm nie! Wird auch jetzt nichts anderes herauskommen, das schwöre ich dir, mein Herz! Wie könnte ich denn eine andere anschauen, wo ich doch dich habe?!“ Wieder küsste er sie, leidenschaftlicher diesmal, dann setzte er noch hinzu: „Und du meinen Ring, Agnes …“
    Er bedeutet für dich aber etwas anderes als für mich, dachte die Blonde. Eifersucht und Angst beutelten sie im Inwendigen. Schrillend, messernd war ihr in diesen Augenblicken bewusst geworden, dass eine Welt zwischen dem Wittelsbacher und ihr stand. Sie hatte es oft genug verdrängt; in der Zeit, da sie zumindest in den Augen der Menschen nichts weiter als seine Mätresse gewesen war, hatte sie es auch immer wieder geschafft, doch nun, seit Kurzem, trug sie den Ring! Der Ring war es, der die Kluft aufgerissen hatte, auch wenn Albrecht gerade das Gegenteil damit beabsichtigt hatte; ein Weg war beschritten worden, der immer im Nichts enden musste! Auch wenn der Geliebte sich das Ziel ersehnte, und sie wusste, dass es so war, würden stets eine Jakobäa, der Herzog in München und der Hof zwischen ihm und ihr, Agnes, stehen! Das Paradies hatte Albrecht ihr gezeigt, und jetzt – ohne es zu wissen und zu wollen – hatte er es wieder aus ihrer Reichweite weggefegt; er würde nach München reiten und seiner Standespflicht folgen, sie selbst würde einsam im Versteck an der Donau zurückbleiben. Dies war die Wahrheit, die glasklare! Aber dann sagte sie sich fast zornig: Trotzdem bin ich froh, dass ich den Ring trage! Denn obwohl er vor der Welt nichts gelten kann, zählt er umso mehr für meinen Mann und mich; er steht für etwas, das uns niemand mehr nehmen kann, auch wenn eines Tages nichts mehr als Verzicht und Verzweiflung bleiben sollten! Das Kleinod wird immer da sein; nie, NIE, werde ich es ablegen! Eingeschmolzen ins Gold ist Augsburg, ist Vohburg, ist die Nacht, da er blutig und schweißig von Taus zurückkehrte, ist so unendlich viel anderes; ist vielleicht einmal sogar …
    Das Heranlichteln des allerletzten Gedankens erschreckte sie wieder; sie wagte nicht, ihn bewusst zu Ende zu führen, aber in ihrem Leib war auf einmal die Glut da, wie nie zuvor. Das süße Brennen ergriff ihr Herz, ihre Brüste, ihren Schoß, es

Weitere Kostenlose Bücher