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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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dass sie in anderen Umständen ist! Hab’ selber als ein junger Fant meine Mätressen gehabt, bin auch kein Kind von Traurigkeit gewesen! Also gesteh’ ich’s auch dir zu; die Natur verlangt halt einmal ihr Recht! Aber mehr als eine Betthur’ darf so eine nicht sein für dich! Darf sich vor allem nicht zwischen dich und eine standesgemäße Heirat stellen! Sonst, das schwöre ich dir, holt sie der Teufel! Und jetzt Punktum! Ich will keine Gegenrede hören dazu von dir! Deine Verehelichung mit der Jakobäa wird ins Werk gesetzt, sobald wir von Straubing zurück sind. Ist’s dann glücklich so weit, wirst du das Badweib mit einer angemessenen Mitgift abfinden; euren Balg kannst du für später zusätzlich mit einer Stiftung ausstatten! Schau zu, dass wir in Straubing noch ein wenig mehr als geplant herauspressen können aus den Ständen, dann braucht dich der Sündenlohn nicht zu jucken …“
    Vorhin hatte der Schimmel Ernsts kapriolt, nun ging Albrechts Rappe scheinbar durch. Seitlich in die Isarauen hinein preschte der junge Wittelsbacher; erst weit von der Kavalkade entfernt, als er wieder freier zu atmen vermochte, zügelte der Dunkelhaarige das Tier. Nie!, dachte er. Nie werde ich von ihr lassen! Wegen der verfluchten Jakobäa nicht – und auch wegen keiner anderen! Verstoßen kann mich der Alte, aber meine Liebe kann er mir nicht rauben! Ich halte zur Agnes, und ich halte zum Kind; mag kommen, was will!
    Parallel zum großen Reitertrupp, auf gehörigen Abstand bedacht, trieb Albrecht den Hengst weiter; trieb ihn durchs Auengestrüpp wie durch Feindesland. Was links und rechts von ihm vorging, bemerkte er in seiner Rage nicht, und deswegen übersah er auch die beiden Leichtgepanzerten, die zwischen Unterföhring und Ismaning wie lauernd hinter einer übermoosten Erle standen.
*
    Die Strauchritter wiederum hatten offenbar bloß auf die Herzoglichen gewartet. Nachdem die Kavalkade und der auf dem Rappen vorüber waren, wandte sich der Münnhauser, ein heruntergekommener Einschildner aus der Tölzer Gegend, mit freudigem Funkeln in den Augen an seinen Knecht und Spießgesellen Jackl: „Jetzt ist die Luft rein! In den nächsten Wochen, während die Wittelsbachischen sich an der Donau befinden, wird unser Hafer blühen! Jetzt werden wir die Bauern im Isarmoos rupfen, dass sie Zeter und Mordio schreien!“
    Der Knecht, mit einem schmutzigen Grinsen ums Maul, nickte. Gleich darauf drückten die beiden Räuber sich tiefer ins Auengehölz, wo sie am Rand einer sumpfigen Lichtung ihre Gäule festgebunden hatten. Noch war im Norden das Glitzern der Lanzenspitzen nicht unter dem Horizont verschwunden, da trabten der Münnhauser und sein Adlatus bereits nach Südosten davon. In der Feldkirchener Gegend gab es gewappelte 44 Höfe, und wenn man dort gehörig spekulierte und dann nächtens unvermittelt zuschlug, dann ließ sich für solche wie die Strauchritter durchaus ein schöner Profit machen.
    Im Lauf der folgenden Woche nahmen die beiden Renegaten den Vorteil, den sie in ihrer Unverfrorenheit gegenüber den arglosen Landwirten besaßen, eiskalt wahr. Zuerst in Feldkirchen, dann auf einem Weiler bei Hohenbrunn suchten sie im Schutz der Dunkelheit die Rosskoppeln heim. Vier Tiere erbeuteten sie bei ihrem ersten Raubzug, drei beim zweiten. Hinauf nach Holzkirchen brachten der Münnhauser und der Jackl die Gäule; dort saß ein Mitverschworener, der ihnen die Warmblüter gegen gute Bezahlung abnahm, um sie später mit umgefärbten Fellen über die Grenze ins Salzburgische zu bringen.
    Während die geschädigten Bauern nun in der Tat Zeter und Mordio schrien, bereiteten die beiden Strauchritter schon den nächsten hinterfotzigen Anschlag vor. Auch im Westen von München, im Gräfelfinger Gäu, gab es ausgedehnte Weiden; auch dort sollten die Züchter noch zur Ader gelassen werden, ehe der Einschildner sich für eine Weile wieder in seinen einschichtigen 45 Turm am Gebirgsrand zurückzuziehen gedachte; ausreichend Silber für die nächsten Monate im Beutel.
    „Zuerst steckst du die Heumanndl 46 am jenseitigen Dorfrand an“, befahl der Münnhauser in dieser Nacht seinem Spießgesellen, „danach kommst du so schnell wie möglich zu mir zurück! Ich hab’ derweilen schon die besten Rösser auf der Koppel am Strick, du schnappst dir, was du sonst noch kriegen kannst – und dann nichts wie weg! Die Gräfelfinger werden uns gar nicht bemerken, die werden alle Hände voll zu tun haben, die Feuersbrunst zu löschen! So

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