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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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machte sie taumelig und im unabänderlichen Wollen plötzlich völlig willenlos; es brachte sie dazu, jegliches Schamgefühl abzulegen und schutzloser in ihrem Begehren zu sein denn je, und dann spürte sie, wie durch schon jetzt orgiastische Schleier hindurch, dass er sie auf seine starken Arme nahm und sie zum Bett trug. Sie schrie und wimmerte vor Lust, als er sie entkleidete; sie warf ihm ihre Lenden entgegen wie eine Flehende, wie eine, die buchstäblich um Leben bettelt, und dann drang er mit unbändiger Kraft in sie ein, und sie genoss den Schmerz, den er ihr damit bereitete – und genoss gleich darauf das Verklingen der körperlichen und seelischen Pein in einer Ekstase, die alle Schranken, alle Ängste und alles Denken diamantklar zerbersten ließ.
    Viel später, ganz woanders in Zeit und Raum wieder, aber immer noch das Nachbeben im Blut, verspürte sie die unwiderrufliche Gewissheit, dass sie diesmal empfangen hatte. Sie hatte es so gewollt im zutiefst Inneren, und so war es geschehen; es hatte einem unerforschlichen und doch so leicht nachvollziehbaren Ratschluss zufolge gar nicht anders sein können. „Du!“, raunte sie und meinte ihn und zugleich das über ihr gemeinsames Leib- und Seelenverschmelzen hinaus noch gar nicht fassbare Wesen; mehr wagte sie ihm noch nicht zu sagen. Dennoch war er nicht ausgeschlossen; aufgrund eines unbewussten eigenen Ahnens, das wiederum seine Quelle in ihr hatte, bewegte er sich und legte seine Hand wie beschützend über ihren Nabel.

MÜNCHEN
Sommer 1432

Item ½ Pfund Pfennige haben wir zallt
zerung dem Mossmair gen Strawbingen
mit der stat brieffen zü der herrschafft zu reyten,
do der Münnhawser in die alten vesten entrann
und darinnen lag und do die Bernawerin
gar zornig darumb was worden, doch pracht
der Mossmair gnedig brief hernieder von herrschafft,
damit der Münnhauser in die scherg stuben kam,
post kiliani 1432.
Münchner Kammerbuch

Pfalzgräfin Beatrix mit herzog Albrecht
gnug zornig was … der hoch und
grosfaisten Bernawerin wegen.
Münchner Kammerbuch

    „Höchstens einen Monat werden wir getrennt sein! Du kannst fest damit rechnen, dass der Landtag in den ersten Augusttagen beendet ist! Dann bleibt uns genügend Zeit, nach Vohburg zurückzukehren und dort die Geburt unseres Kindes abzuwarten!“ Albrecht von Bayern-München, im Reitgewand bereits, lächelte der Hochschwangeren aufmunternd zu. Seit er Agnes Bernauer in die Residenzstadt gebracht und festgestellt hatte, dass der alte Herzog deswegen nicht gleich aus der Haut gefahren war, strahlte er deutlich mehr Selbstbewusstsein als früher aus. Die Tatsache, dass er im Frühherbst Vater werden sollte, bewirkte ein Übriges. „Inzwischen werden dir der Sedlec und seine Margarethe jeden Wunsch von den Augen ablesen“, fügte er hinzu. „Du brauchst dir also nicht die geringsten Sorgen zu machen, wirst in der Alten Veste keineswegs das Mauerblümchen spielen müssen! Du hast Freunde hier, und wenn irgendein Schranze dir dumm kommen sollte, dann kannst du dich immer an den Hofmeister wenden!“
    Die Blonde nickte, ein bisschen zögerlich, wie es schien, aber dann erwiderte sie tapfer: „Bisher, seit wir vor vierzehn Tagen angekommen sind, waren sie ja allesamt recht freundlich zu mir. Auch wenn sie am Anfang ein wenig verdutzt dreingeschaut haben, als ich aus der Kutsche stieg; mit dem dicken Leib noch dazu. Doch wie du mich dann eigenhändig ins Schloss geführt hast, da haben sie wohl begriffen und haben mir bis heute wirklich keinen Grund zur Klage gegeben.“
    „Dann siehst du also ein, dass es richtig war, dich in deinem Zustand nicht allein in Vohburg zu lassen?“, fragte der Dunkelhaarige.
    „Doch, jetzt bin ich fast froh drum“, antwortete Agnes. „Nicht nur, weil die Trennung noch länger gedauert hätte, wenn ich drüben an der Donau geblieben wäre. Sondern auch wegen der Waldeckerin. Sollte ich weibliche Hilfe brauchen in meiner Schwangerschaft, dann könnte sie mir beistehen. Sie hat ja selbst erst im vorigen Winter entbunden und wüsste deswegen bestimmt, was im Notfall zu tun wäre.“
    „So sollst du nicht reden!“, tadelte der junge Herzog sie zärtlich, zog sie in seine Arme. „Gar nichts wird passieren! Die Margarethe wird dich umsorgen, als seist du ihre kleine Schwester; das wird alles sein! – Und jetzt gib mir noch einen Kuss, ehe ich in den Sattel steigen muss!“
    Wenig später, vom Erkerfenster ihrer Kemenate aus, sah sie ihn unten an der Spitze der Kavalkade

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