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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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und Sachen wegen, fürbas nimmermehr feind sein sollen und auch alles das, darum wir mit seinen Gnaden übereingekommen sind, getreulich halten wollen.
    Das, weswegen die Israeliten mit ihm übereingekommen waren, wurde Albrecht alsbald in klingender Münze ausgehändigt. Er nahm den Sündenlohn notgedrungen an, um vor der Welt und auch München gegenüber sein Gesicht wahren zu können. In Straubing blieben das Gold und das Silber, der Preis für die künftige Armut der Juden, freilich nur wenige Tage lang. Dann sandte der Statthalter die Beutel nach Bogen und in die anderen Orte, wo die Böckler gewütet hatten; zum wenigsten dies verlangte sein Gewissen von ihm.
    Die Adelspflicht dann erlegte ihm noch etwas anderes auf: Er hatte in die Neue Veste zu berichten und sich dort gegenüber dem Vater zu rechtfertigen, denn zumindest nominell hatten die Juden von der Donau unter dem ausdrücklichen Schutz des oberländischen Herzogshauses gestanden. Der Dunkelhaarige, ohne ein persönliches Wort hinzuzufügen, fasste den Brief so sachlich und nichtssagend wie möglich ab. Er stellte die Verfolgung der Mosaischen, die er in Wahrheit jetzt bitterlich bereute, eher als Routineangelegenheit hin; tat am Ende mit dürren Worten kund, dass die Sache zwischenzeitlich nach Recht und Gesetz abgeschlossen sei. Er hoffte darauf, dass gerade dies auch der Alte so sehen würde, doch einmal mehr hatte er sich darin in Herzog Ernst getäuscht.
    Obwohl der Glotzäugige den Beschnittenen selbst alles andere als hold war, benutzte er das Straubinger Pogrom dazu, neuerlich über seinen Sohn herzufallen – und diesmal tat er es auf eine Weise, die alles Bisherige noch in den Schatten stellte.

VOHBURG/KELHEIM/STRAUBING
Juni bis September 1435

Lieber Herr und Vater,
wegen jenes unrechten Schlechtmachens,
das man uns täglich bei Euch antut, sollt Ihr wissen,
daß uns das ganz gewiß hart kränkt.
Und wir müssen vielleicht vor unserer Zeit sterben,
so sehr fressen wir es täglich in uns hinein.
Aus einem Brief Albrechts vom August 1435
an Herzog Ernst

Item 13 Schilling 10 Pfennig haben wir zalt
dem Lysaltz mit unserm gnedigen herrn hertzog Ernsten
gen kelhaim zu zerung, do die fursten und hern ein
unterred mit einander hetn … von der Bernawerin wegen.
Münchner Kammerbuch

    „Du hast das Straubinger Land in den Ruin getrieben! Einen Dreck ist dein Regieren wert gewesen! Hätte ich meinen Hofnarren schalten und walten lassen im Unterland, er hätte es weniger blödsinnig angestellt als du!“
    Unablässig, während Ross und Reiter unterm sommerlichen Himmel schwitzten, räderten dem Dunkelhaarigen diese Sätze durch den Schädel. Zu München hatte der Alte sie herausgebrüllt, erst wenige Tage zuvor. Gleich einem Dienstboten hatte Herzog Ernst seinen Sohn in die Neue Veste bestellt, um ihn dort zur Sau zu machen. Um die Regensburger Schande war es einmal mehr gegangen, um die Rebellion der Ritter dazu; speichelnd hatte ihm der Glotzäugige sodann auch den unglücklichen Prozess gegen die Juden vorgehalten. Der sei nicht Fisch und nicht Fleisch gewesen, hatte der Vater geschäumt; entweder hätten die Israelischen gefrevelt, dann hätte man sie verbrennen müssen – oder aber sie seien unschuldig gewesen, dann hätte man sie eben überhaupt in Frieden lassen sollen. Sie aber auf der Folter zum Geständnis zu zwingen und sie dann wieder freizugeben, dies sei das Dümmste gewesen, was er – Albrecht, der Trottel – habe anstellen können. Jetzt hätten die Untertanen, sonderlich die heidnischen, keinen Respekt mehr vor dem Herzogshaus, außerdem habe man es sich auf lange Zeit hinaus mit den Pfaffen verdorben; die Straubinger Kleriker hätten sich bereits bitter beschwert über das Schandurteil, doch nicht genug damit: Auch die Bischöfe von Regensburg und Freising hätten mittlerweile zu maunzen begonnen!
    Diese Anwürfe – und noch einen Haufen anderer dazu – hatte der Dunkelhaarige hinnehmen müssen in der Münchner Residenz, und dann hatte der Alte ihm jene drei Sätze, die ihm jetzt nicht mehr aus dem Kopf gehen wollten, förmlich um die Ohren gehauen. Wie Maulschellen hatten sie ihn getroffen; zuletzt hatte der Vater noch eins draufgesetzt und hatte ihm wie einem beliebigen Schranzen mitgeteilt, dass er ab sofort seines Amtes enthoben sei. Er tauge nicht zum Statthalter im Niederland; er solle sich zurückscheren in seine Vohburger Grafschaft, wo er hoffentlich weniger Unheil anrichten werde!
    Wie ein Betrunkener war Albrecht aus

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