Agrarwende jetzt
ökologisches Wirtschaften umstellen. Wir müssen es nur wollen. Die große ökologische Katastrophe ist kein Naturgesetz, sie wäre lediglich das Resultat fehlenden menschlichen Vertrauens in die Kräfte der Natur.
Auf der politischen Agenda der nächsten Jahrzehnte stehen als dringlichste Aufgabe diese:
• die biologische Agrarwende,
• die solare Energiewende,
• die ökologische Verkehrswende,
• eine nachhaltige Waldwirtschaft,
• eine ökologische Steuerreform,
• ökologisches Bauen und Sanieren und
• eine nachhaltige Wirtschaftspolitik.
Diese Wendepolitik führt zu einem ökologischen Wirtschaftswunder. Das heißt: Wir lernen wirtschaften mit den Kreisläufen der Natur und erleben zugleich, dass Vollbeschäftigung möglich ist. Die Ökologisierung der gesamten Wirtschaft bringt Millionen neue Arbeitsplätze. Die Europäische Kommission hat in einer Studie errechnen lassen, dass Land- und Forstwirtschaft künftig über Biomasse zirka 30 Prozent des gesamten Energieverbrauchs der Europäischen Union zur Verfügung stellen und allein dadurch zwei Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen werden können. Ökologisches Wirtschaften und Vollbeschäftigung sind möglich.
10. Landwirte werden Energiewirte
Als der Bundestag beschlossen hatte, von Bonn nach Berlin umzuziehen, stellten 50 Abgeordnete den Antrag, den neuen Reichstag ausschließlich mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Vorgeschlagen wurde, über ein BlockheizKraftwerk aus Rapsöl allen Strom und die gesamte Wärme zu gewinnen.
Der Baudirektor des Deutschen Bundestages war dagegen. Erneuerbare Energie aus Rapsöl sei zu teuer. Daraufhin ließen die 50 Abgeordneten aus allen Fraktionen ein Gutachten erstellen, das besagte, dass Energie aus Rapsöl nicht teurer sei als herkömmliche.
Die Baudirektion des Bundestags beauftragte nunmehr drei namhafte Ingenieurbüros, dieses Gutachten zu widerlegen. Der Auftrag wurde wunschgemäß erfüllt. Als kurze Zeit später bekannt wurde, dass die drei Ingenieurbüros ein Gutachten »widerlegt« hatten, das sie gar nicht kannten, gab es einen Skandal im Deutschen Bundestag!
Auf einer Sondersitzung des Bauausschusses musste sich der Baudirektor entschuldigen. Er sehe jetzt ein, dass Energie aus Rapsöl nicht teurer sei, aber es gehe trotzdem nicht mit erneuerbaren Energien, denn rund um den Reichstag könne man leider keine Rapsölfelder anbauen.
Daraufhin fragte der SPD-Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer, wo in der Nähe des Reichstages denn Erdölfelder oder Erdgasvorkommen entdeckt worden seien. Die Baudirektion musste sich geschlagen geben. Jetzt gibt es im Reichstag eine komplette Energieversorgung über Solaranlagen und Rapsöl, die das Klima nicht belastet.
An diesem Beispiel wird deutlich, wo die eigentlichen Probleme für die solare Energiewende liegen: Das eigentliche Problem ist die menschliche Dummheit und sind unsere Vorurteile. 12 000 Kilometer Wegstrecke nehmen wir wie selbstverständlich in Kauf, um Öl aus Saudi-Arabien über Südafrika nach Berlin zu bringen. 8000 Kilometer für Erdgas aus Sibirien sind kein Problem. Aber 20 Kilometer vom Rapsölfeld des Bauern in Brandenburg zum Reichstag in Berlin sind für »Fachleute« unvorstellbar!
Die Politik der Alternativlosigkeit, zu der die meisten politischen Parteien heute neigen, muss zur Resignation und Passivität der Bürger führen. Millionen sagen sich: »Es macht eh keinen Sinn mehr.« Das ist die fatale, aber logische Folge einer nur noch kurzsichtigen und perspektivlos agierenden Politik. Wenn als Reaktion auf BSE das Verfüttern von Tiermehl verboten wird, dann müsste als Reaktion auf den Treibhauseffekt ganz schnell das Verbrennen von Kohle, Gas und Erdöl eingestellt und zu 100 Prozent auf solare Energietechnologien umgestellt werden. Schon mittelfristig haben wir gar keine andere Wahl, als alle Energie aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse zu gewinnen. Und genau hier liegt die Chance für eine zukunftsfähige Landwirtschaft.
Die Energiefrage ist der Schlüssel zu einer guten oder schlechten Zukunft. Ohne Energie gibt es kein Leben. Der Weltenergierat geht davon aus, dass das Erdöl noch 42 Jahre, das Erdgas noch 46 Jahre, Uran zum Betreiben von Atomkraftwerken noch 60 bis 70 Jahre und Kohle noch 120 Jahre zu halbwegs erschwinglichen Preisen gewonnen werden können. Zu Grunde gelegt worden sind bei dieser Hochrechnung die Zahlen unserer heutigen Verbräuche. Wir wissen jedoch, dass weltweit die Energieverbräuche
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