Agrarwende jetzt
Strom und acht Megawatt Wärme liefern. Umweltfreundlich und ohne Klimabelastung. Denn Bäume und Pflanzen nehmen beim Wachsen genauso viel CO 2 wieder aus der Luft auf, wie beim Verbrennen oder Vergasen freigesetzt wird. Wir haben bei der Energiegewinnung aus Biomasse einen geschlossenen CO 2 -Kreislauf. Es wird immer nur so viel verbraucht, wie wieder nachwächst. Ganz anders die Energiegewinnung aus Kohle, Öl und Erdgas. Hier wird in kurzer Zeit verbraucht, was in Jahrmillionen »gewachsen« ist.
Der biologische Energieweg über die Fotosynthese der Pflanzen und Bäume, den ich erstmals 1989 in meinen »Report«-Sendungen mit Wolfgang Ständer und 1992 in meinem Buch »Schilfgras statt Atom« vorgeschlagen habe, wird bisher von den Industriestaaten - außer von Österreich, Dänemark und Schweden - selten genutzt. Es ist der am meisten vernachlässigte Energiepfad in die Zukunft. Der größte Vorteil des biologischen Weges: Die Fotosynthese, die Umwandlung des Sonnenlichts in Pflanzenenergie, hat etwa 800 Millionen Jahre Erfahrung, die menschliche Technik etwa 200 Jahre - Biomasse ist ein enormer Sonnenenergieträger, der - nachhaltig und ökologisch erzeugt - zeitlich unbegrenzt, leicht speicherbar und nahezu weltweit dezentral zur Verfügung steht. Die immer wieder nachwachsende Biomasse liefert Energie und Rohstoffe in allen Aggregatzuständen - fest, flüssig oder gasförmig.
Die Europäische Union hat die mögliche Energieversorgung für Europa im Jahr 2050 errechnen lassen. Ergebnis: Wenn wir sparsam mit der Energie umgehen, sie effizient nutzen und die Solararchitektur weiterentwickeln, dann kann fast alle Energie regenerativ erzeugt werden. Der europäische Energiekuchen sieht in diesem Szenario so aus:
Energieszenario 2050
Der Ölkonzern Shell geht davon aus, dass bis 2060 weltweit bereits 65 Prozent aller Energie aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen wird. Und der BP-Chef definiert BP künftig nicht mehr als British Petroleum, sondern als Beyond Petroleum im Nachölzeitalter!
11. Die Natur kennt nur Vollbeschäftigung
Die Chemielandwirtschaft ist so überflüssig wie die Massenarbeitslosigkeit und die alte Energieversorgung. Manche Ökonomen behaupten, in Zeiten von Mechanisierung, Rationalisierung und Computerisierung sei Massenarbeitslosigkeit ein Naturgesetz. Welch ökonomischer Unsinn! Wo in der Natur gibt es denn Massenarbeitslosigkeit? Haben Sie je einen Frosch oder einen Grashalm gesehen, der arbeitslos ist? Oder sind ein Sternenhaufen oder eine Galaxie arbeitslos?
Ausgerechnet jene Spezies, die sich selbst Homo sapiens sapiens, der superweise Mensch nennt, wird mit dem Problem Arbeitslosigkeit einfach nicht fertig. Das gilt hauptsächlich für Homo sapiens germanicus. England, die USA, Holland oder Dänemark konnten die Zahl ihrer Arbeitslosen in den letzten Jahren mehr als halbieren. Vor allem in Dänemark hat die Ökologisierung der Wirtschaft dabei eine wesentliche Rolle gespielt. Klaus Töpfer: »Die Ökologie ist kein Arbeitsplatzkiller wie oft behauptet, sondern ein Arbeitsplatzknüller.« Das gilt selbstverständlich auch für die ökologische Landwirtschaft.
Ich sehe darin die humanste Vision für das 21. Jahrhundert. Die Landwirtschaftspolitik der Europäischen Union der letzten vier Jahrzehnte hat das größte Bauernsterben in der Geschichte Europas zu verantworten. Der alte Satz »Die sichersten Arbeitsplätze bietet die Landwirtschaft« klang nur noch wie Spott und Hohn.
Er wird wieder ernst genommen werden müssen. Schon geht der Landwirtschaftsausschuss des Straßburger Europarats in einer Studie davon aus, dass künftig insgesamt wieder 20 Prozent der Europäer in der Landwirtschaft beschäftigt sein werden: auf Höfen, bei der Vermarktung und Verarbeitung, bei Genossenschaften und Verbänden, bei der Produktion von Bioenergie- und Bio-Rohstoffen.
12. Sind wir noch zu retten?
Vielleicht wird »Keulen« das Unwort des Jahres.
Aus Gründen der »Marktbereinigung« galt der Grundsatz: Nur eine tote Kuh ist eine gute Kuh! Teurer und unmoralischer wurden wohl noch nie in der Geschichte der Menschheit »Lebensmittel« produziert.
Warum zerstören wir uns selbst? Warum wird der schon von Sigmund Freud analysierte Todestrieb heute immer stärker? Woher kommt es, dass wir am Beginn des 21. Jahrhunderts weltweit eher unseren Brutinstinkt verlieren als im großen Stil Rettungsarbeit für uns, unsere Kinder und Enkel und unseren Heimatplaneten zu organisieren? Der Irrglaube
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