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Agrarwende jetzt

Titel: Agrarwende jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Alt , Brigitte Alt
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Kinder. Aus Milch werden Butter, Jogurt und Milchprodukte gewonnen. Rinder sind in diesem Wirtschafts- und Lebenskreislauf perfekt ökologisch eingepasst.
    Zwei Kühe pro Familie - so erlebte ich es in einem indischen Dorf in Andra Pradesh am Neujahrstag des Jahres 2001 - machen diese Familie reich und glücklich: Sie geben Milch und Einkommen, versorgen mit ihrem Mist die Biogasanlage und beenden damit das bisherige Abholzen der Wälder. Und die Reststoffe der Biogasanlage sind - mit Wasser vermischt - beste Dünger- und Pflanzenschutzmittel.
    Die Bonner Hilfsorganisation Andheri-Hilfe hat in den letzten zehn Jahren mit indischen Frauengruppen 400 ökologische Musterdörfer gebaut, wo selbstverständlich ökologische Landwirtschaft betrieben wird. Ich sehe grünes und blühendes Land, Reisfelder, Bananenplantagen, Kokosnussbäume. Alle Kinder gehen zur Schule - auch die Mädchen. Vor zehn Jahren stand hier kein einziger Baum, die Bauern waren arm und schickten ihre Kinder - hauptsächlich die Mädchen - in Fabriken. Heute kommen Regierungsvertreter und nennen die Ökodörfer, deren Häuser mit umweltfreundlichen Baustoffen errichtet wurden, »beispielhaft für ganz Indien« - das heißt für eine Milliarde Menschen.

5. Erst Massentierhaltung und dann Massentötung
    Die Art und Weise, wie eine Gesellschaft mit Tieren umgeht, sagt alles über die Lebensfreundlichkeit oder Lebensfeindlichkeit in einer Gesellschaft. Wie wollen wir je Nächstenliebe oder Gottesliebe praktizieren ohne Tierliebe? Klaus Töpfer im Vorwort von »Der ökologische Jesus«: »Der Mensch wird zunehmend zur Bedrohung seiner Mitgeschöpfe und damit seiner selbst. Die Roten Listen aussterbender Tiere und Pflanzen sind die Buchhaltung des Krieges mit der Natur.« Inzwischen sind wir Menschen der Natur gefährlicher geworden als es jemals umgekehrt war.
    Aus Angst vor BSE sollten in Deutschland 400 000 Rinder getötet werden. Aus Angst vor MKS werden in England über 2,8 Millionen Rinder und Schafe umgebracht, zuvor wegen BSE bereits vier Millionen Rinder. In Deutschland wurden in den Neunzigerjahren über eine Million Schweine wegen Schweinepest notgeschlachtet und in Hongkong in einer Woche zwei Millionen Hühner - aus Angst vor einem Grippevirus. Erst Massentierhaltung und dann Massenmord aus Angst. Was sagt unser Gewissen zu all dem Leid, das wir Tieren antun?
    Es war eine schleichende Entwicklung von etwa einer Generation zur heutigen industrialisierten Landwirtschaft. Bäuerinnen und Bauern sind dabei nichts weiter als eine unvermeidbare Restgröße oder »dank« Gentechnik bald ganz überflüssig.
    Industrialisierte Landwirtschaft heißt: Der Großteil unserer Nahrungsmittel ist bereits immer gleichförmiger, nährstoffärmer und künstlicher geworden. Tiere wurden zu einer seelenlosen Ware, die in kürzester Zeit »produziert« werden muss. Wenn wir das Tierleid fürs Fernsehen dokumentieren wollten, hieß es oft in den letzten 30 Jahren: »Filmen verboten.« Warum wohl? Das Tierschutzgesetz, das »unnötiges Leiden« verbietet, wird tausendfach verletzt.
    In Deutschlands Ställen stehen 26 Millionen Schweine. Für männliche Schweine beginnt das Martyrium schon wenige Wochen nach der Geburt: Bei vollem Bewusstsein wird ihnen der Hodensack aufgeschnitten. Die empfindlichen Geschlechtsorgane werden den Ferkeln herausgedrückt. Die Samenleiter werden mit der Zange gekappt. Diese Torturen sollen den Fleischessern den penetranten Ebergeruch ersparen. Danach stehen die armen Schweine in dunklen Boxen auf einem Quadratmeter Spaltboden - nahezu bewegungslos. Sie atmen die Ausdünstungen ihres eigenen Kots. Verhaltensstörungen und Aggressivität sind die Folgen. Damit sich die Tiere nicht gegenseitig die Schwänze abbeißen, werden diese abgeschnitten.
    Einem Rind werden in seinem trostlosen dunklen Dasein drei Quadratmeter zugestanden. Um gegenseitige Verletzungen zu vermeiden, werden den Jungtieren die Hörner aus dem Schädel gebrannt.
    Jedes zehnte Huhn stirbt an Stress, bevor die überlebenden Artgenossen mit »Hühnerfangmaschinen« in Käfige gesaugt und über dicke Rohrleitungen auf Lastwagen geblasen werden.
    In nur 21 Wochen werden in Deutschland zurzeit sieben Millionen Puten und Puter schlachtreif gezüchtet. Sie müssen in Rekordzeit über 20 Kilo erreichen. Der Brustmuskel für das beliebte Putensteak und für den im ICE-Speisewagen bevorzugten »Salat mit Putenbrüstchen« wird bei dieser Turbozucht so schwer, dass die Tiere kaum

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