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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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er in seinem Versteck hörte, dass die beiden ungeniert darüber sprachen, den Cäsar durch Gift zu beseitigen. Aber sein Entsetzen wuchs noch, als er erfuhr, dass die Augusta nicht nur von diesem Plan wusste, sondern seine Urheberin war.«
    »Welches Interesse sollte die Augusta haben, Claudius zu beseitigen? Genügt ihr nicht die Macht, die sie jetzt schon ausübt?« Faustus Celerinus’ Frage schien nur zu berechtigt.
    »Es geht ganz offensichtlich um die Nachfolge. Agrippina sähe gar zu gerne ihren Sohn Lucius Ahenobarbus auf dem Cäsarenthron«, antwortete Maternus.
    »Aber da ist noch Britannicus, der reguläre Thronfolger«, unterbrach ihn Valerius unwirsch.
    »Britannicus wird froh sein, wenn er überlebt!«, meinte Flavius Caecina. »Ist der Vater einmal tot, wird sich keine Hand rühren, um ihm den Thron anzubieten.«
    »Das kann ich bestätigen«, sagte Aurelius Sabinus. »Wie Ihr sicher wisst, übt mein Bruder zurzeit das Amt des Prätors aus. Aus seinen Briefen weiß ich, wie es in Rom steht. Man muss nur zwischen den Zeilen lesen.«
    »Sprich weiter, Maternus!«, drängte der Legat.
    »Die Männer beschlossen, das Gift für ihre Untat nicht bei jener Hexe Locusta zu besorgen, die in ihrer Höhle am Aventin vor den Toren Roms haust und für solche Dienste schon seit langem bekannt ist. Das wäre zu gefährlich gewesen, weil auch die Agenten des Cäsar davon hätten erfahren können. Sie kamen auf die perfide Idee, die Schwester der Unseligen in ihre Dienste zu nehmen, die offensichtlich hier in Colonia Agrippinensium über die gleichen Künste verfügt. Auch fiel der Name eines gewissen Tullius Torquatus Niger, der das ganze Unternehmen leiten sollte. Dann verließen beide Männer den Raum. Ihr könnt euch vorstellen, wie Antisios an allen Gliedern zitterte, als er vorsichtig den Raum verließ. Er vertraute das schlimme Geheimnis bald darauf einem Glaubensbruder an, einem gewissen Arbogast. Der war ein germanischer Freigelassener, der sich seine Freiheit durch etliche Siege in der Arena Roms verdient hatte. Nun, Arbogast kehrte am nächsten Tag zurück in seine Heimat, er war nämlich Ubier, und so fand das schreckliche Geheimnis seinen Weg zu uns!«
    Am Tisch herrschte betretenes Schweigen. Dann nahm Gaius Tullius das Gespräch wieder auf und fragte mit belegter Stimme: »Wie konnte es passieren, dass die Verschwörer vom Verrat ihres Plans erfuhren?«
    »Auch das ist einfach erklärt. Antisios war leider zu schwatzhaft. Er erzählte auch einem Mitsklaven, den er für seinen besten Freund hielt, von dem, was er belauscht hatte. Dieser trug sein Wissen zu Pallas – in der Hoffnung auf guten Lohn oder gar die Freiheit. Sein Lohn aber war der Tod. Man fand ihn einen Tag später erwürgt in der Subura auf. Daraufhin wurde Antisios unter der Folter befragt, und die Qualen lösten seine Zunge. Unter den Zangen der Folterknechte verriet er, dass auch jener Arbogast von dem Mordplan wusste, der Rom aber schon in Richtung Germanien verlassen hatte. Es war für die Agenten der Augusta nicht schwer zu ermitteln, wo er sich aufhielt, und sie erfuhren auch, dass er ein Anhänger unseres neuen Glaubens war. Von Antisios hörten sie weiter, dass die Mitglieder unserer Gemeinde keine Geheimnisse voreinander haben, und so reifte in ihnen der Plan, alle Mitglieder der Gemeinde zu töten, damit sich alle Münder für immer schlössen. Sie riefen das Unternehmen N ins Leben und begannen,unsere Brüder und Schwestern hier systematisch zu töten. Arbogast, der das todbringende Geheimnis an den Rhenus brachte, war einer der Ersten! Man hat seinen Leichnam bis heute nicht gefunden.«
    Nach einer kurzen Pause prasselten nun die Fragen wie ein Feuerwerk auf Maternus nieder.
    »Was geschah mit Antisios?«
    »Er starb in den finsteren Gewölben des Tullianums .«
    »Warum habt ihr die Sache nicht bei den Behörden angezeigt?«
    »Wer hätte uns geglaubt, uns, einer orientalischen Sekte?« Ein müdes Lächeln huschte über das Gesicht des Mannes.
    »Was bedeutet dieser Buchstabe?«
    »Das N? Es bedeutet Nefarius – der Gottlose, der Ungläubige. In der Öffentlichkeit soll damit der Eindruck erweckt werden, dass es den Mördern darum geht, den alten Glauben zu verteidigen und gegen eine Sekte des Aberglaubens vorzugehen.«
    »Woher weißt du das alles?«
    Maternus lächelte mild. »So viele Fragen, ihr Herren. Manchmal ist es der Zufall, ihr mögt es Fatum nennen, ich nenne es den Willen des Herrn. Einige Wochen, nachdem der

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