Agrippina - Kaiserin von Rom
können wir die Gefahren eher meistern!«
»Eine sehr gute Idee«, rief der Legat fast euphorisch aus. »Tribun Gaius Tullius Eximius, du erhältst hiermit den dienstlichen Auftrag, dich zusammen mit dem Tribun Marcus Valerius Aviola auf dem schnellstmöglichen Wege nach Rom zu begeben und alles zu tun, um die mörderische Verschwörung gegen unseren göttlichen Cäsar zuverhindern! Morgen werdet ihr zur dritten Nachtwache aufbrechen! Ich selbst werde herauszufinden versuchen, wer von den kommandierenden Generälen der nächsten Garnisonen als kaisertreu gelten darf und berichte ihnen von unserem Unternehmen. Ansonsten unterliegt diese Besprechung hier absoluter Geheimhaltung! Das ganze Unternehmen läuft unter dem Namen › Salus Caesari – Heil dem Cäsar ‹ ! Mögen die Götter mit euch sein!«
Am nächsten Morgen, gegen Ende der zweiten Nachtwache, brachen die beiden Freunde auf. Valerius hatte die Nacht bei Dirana verbracht, ihr aber nichts davon berichtet, wohin sein Auftrag ihn führen würde. Zu groß war die Gefahr, dass Niger aus der Frau herauspressen könnte, was die beiden Tribune beabsichtigten. Allerdings hatte der Legat versprochen, eine Decurie auf dem Landgut des Weinhändlers zu stationieren. Dem Prätor von Colonia Agrippinensium wurde durch den Cassius Iunius Silanus lediglich auf dem Dienstweg mitgeteilt, dass der Tribun Marcus Valerius Aviola für die nächsten Wochen zum Truppendienst in die Garnison von Novaesium abkommandiert worden sei, da sich der Krankenbestand unter den Militärtribunen leider immer noch nicht gebessert habe.
***
Sie hatten sich aus mehreren Gründen für den Landweg entschlossen. Zum einen traute Valerius dem Oberbefehlshaber der Rheinflotte Manlius Flaminius Cotta nicht, denn nur allzu gut war ihm noch in Erinnerung, wie dieser auf dem Gastmahl des Aedils die Ermordung Caligulas gebilligt hatte. Von dem war also Loyalität zum Kaiser nur bedingt zu erwarten. Zum anderen hätte aber auch die Fahrt stromaufwärts auf dem Rhenus wesentlich länger gedauert als die damalige Hinreise. So nahmen sie den schnellsten Wagen, den die Garnison zu bieten hatte, ein zweirädriges Cisium.
Ihr erstes Ziel war die Hauptstadt der Treverer, die sie am frühen Nachmittag erreichten. Nach einer kurzen Pause und dem obligatorischen Pferdewechsel gelangten sie noch in der Nacht nach Dividorum ,wo sie in einer billigen Herberge übernachteten. Während die bisher parallel zur Straße verlaufende Mosella sich hinter Scarpona leicht ostwärts wendet, führt die Straße, der die beiden Männer folgten, auf fast gerader Linie südwärts. Kurz vor Noviomagus brach die Achse, was angesichts der horrenden Geschwindigkeit, die die Männer dem Gefährt abverlangten, nicht verwunderlich war. Pferd und Reiter aber blieben unverletzt. Deswegen benutzten sie ab Noviomagus die bequemeren Kutschen der Kaiserlichen Post, wobei sich Valerius’ Vollmacht einmal mehr als sehr hilfreich erwies. Am Abend des fünften Tages betteten sie ihre erschöpften Körper in Vienna zur Ruhe , drei Tage später standen sie am Hafen von Massilia und beobachteten, wie die Sonne langsam im Mittelmeer versank. Die erste Hälfte ihrer Wegstrecke lag hinter ihnen, und das in einem Rekordtempo.
Schweigend blickten sich die Freunde an. »Bist du sicher, dass Massilia Flottenstützpunkt ist?«, fragte Gaius etwas verunsichert. »Ich sehe keine Schiffe, außer den zwei armseligen Kähnen da unten.«
»Keine Sorge!«, beruhigte ihn Valerius. » Massilia ist nur ein Nebenstützpunkt. Der Hauptstützpunkt der Classis Misenensis ist Narbo . Aber unser Schiff werden wir schon bekommen.« Er pochte auf die Sondervollmacht, die unter seinem Brustpanzer ruhte, und lachte: »Der Winter steht vor der Tür. Das Meer ist für die allgemeine Seefahrt gesperrt, du Landratte. Hast du das in deiner Ausbildung nicht gelernt? Deswegen sind auch keine Handelsschiffe zu sehen. In der Regel verkehren jetzt nur noch Postschiffe, und genau so eins werden wir uns besorgen.«
Das Hafengelände machte einen verwaisten Eindruck. Vor der Hafenkommandantur lungerten zwei junge Flottensoldaten herum und würfelten. Auch als sie die beiden Tribunen sahen, unterbrachen sie ihr Spiel nicht.
» Attenti !«, schrie Valerius. Das Kommando verfehlte seine Wirkung nicht. Wie vom Blitz getroffen standen die beiden Soldaten auf und nahmen militärische Haltung an. Mit einem Schlag auf ihre Brust grüßten sie die Offiziere vorschriftsmäßig.
»Zum
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