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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Ende des Tisches hatte eine weitere Person Platz genommen, die sich unter all den Offizieren aber sichtlich unwohl fühlte – Maternus.
    »Wir haben uns hier versammelt, weil ich von Plänen gehört habe, die auf die Ermordung unseres verehrten Kaisers abzielen«, begann Iunius Silanus. »Noch kann ich nicht glauben, dass man diesen Frevel wirklich wagen will, aber ich versichere schon jetzt jedem hier, dass ich in Ausübung meines Fahneneides alles tun werde, um diese Gefahr, wenn sie wirklich existiert, von unserem Cäsar abzuwenden. Da der Statthalter zurzeit in Augusta Treverorum weilt, werden wir uns ohne ihn beraten müssen. Die Götter mögen wissen, ob dies nicht auch besser so ist.«
    Er machte eine kurze Pause und sah die Männer der Reihe nach an, erhielt aber von keiner Seite Widerspruch.
    »Beginnen wir damit, dass uns Maternus, der sich dankenswerterweise hierher in die Garnison von Novaesium begeben hat, mitteilt, was er bereits weiß. Maternus, wie du mir vorher gesagt hast, bist du jetzt bereit, dein Schweigen zu brechen.«
    Es hatte durchaus nicht dem freien Willen des Gottesmannes entsprochen, an dieser Runde teilzunehmen. Aber nachdem Valerius ihn bei Flavia Spatiatica aufgespürt hatte, drohte ihm der Tribun derart martialisch, dass ihm keine andere Wahl blieb. HässlicheWorte wie »die ganze Gemeinde nach Rom in die Arena ad bestias schicken« waren gefallen ... Aber mehr noch hatte ihn der Tod des jungen Spurius nachhaltig erschüttert. Auch erschien die Möglichkeit, dass nach einem Tod des Cäsars die ganze Gemeinde als Mitwisserin in höchste Gefahr geraten könnte, alles andere als verlockend. So hatte Valerius ihn höchst persönlich in die Garnison gebracht und auch den Quaestor der Ubierstadt gleich mitgenommen, ohne ihm etwas von der Bedeutung dieser Zusammenkunft zu sagen. Auch Faustus Celerinus galt überall als äußerst loyal gegenüber dem Kaiser.
    Maternus räusperte sich und blickte unsicher in die Runde. »Wie ihr wisst, ihr edlen Herren, haben wir lange Zeit geschwiegen, weil wir glaubten, dies sei das beste Mittel, um unserer kleinen Gemeinde das Überleben zu sichern. So hielten wir es für das Beste, alle unsere Mitglieder durch einen Schwur zu binden, um ihre Münder zu schließen. Leider hat dies vielen von uns das Leben gekostet, und der Letzte, der sein Leben für seinen Schwur opferte, war der junge Spurius, dessen Tod wir heute beklagen. Ich verneige mich in Ehrfurcht vor der Trauer des Vaters.« Er beugte seinen Kopf vor Flavius Caecina, der diese Bekundung mit starrer Miene zur Kenntnis nahm.
    »Uns bleibt die Hoffnung, dass der Herr ...«
    »Verzeih, guter Mann, aber komm bitte zur Sache! Mir will scheinen, dass es eilt!« Mit wachsender Ungeduld hatte der Legat die frommen Worte des Mannes ertragen, aber jetzt drohte sein Geduldsfaden zu zerreißen.
    »Natürlich ... äh, sicher. Also ... äh, wo ... womit soll ich beginnen?«
    »Wie bei allen Göttern seid gerade ihr in den Besitz dieses verderblichen Geheimnisses gekommen, das, wie man wohl vermuten darf, strengster Geheimhaltung unterlag?«
    »Die Wege des Herrn sind manchmal wunderbar.«
    »Sicher, aber wie nun?« Die Stimme des Legaten wurde lauter. Maternus fuhr sich fahrig über die Stirn und räusperte sich erneut.
    »Nun, ihr müsst wissen, dass es nicht nur hier Anhänger unseres jungen Glaubens gibt, es gibt sie auch fast im gesamten Imperium, und auch in Rom. Einige davon sogar im kaiserlichen Palast, unterden unwissenden Augen des Cäsars . Unser Führer Paulus hat in seinem letzten Brief ausdrücklich das Gesinde des Narcissus grüßen lassen, sofern es zu den Unsrigen gehört.«
    »Ja, nun gut«, fuhr der Legat ungeduldig dazwischen, »weiter, weiter!«
    Maternus fuhr ungerührt fort: »Ein junger Sklave namens Antisios hatte den Auftrag, die Privaträume des Freigelassenen Pallas zu säubern. Während er seine Pflicht tat, konnte er der Versuchung nicht widerstehen und nahm einige der Köstlichkeiten zu sich, die für seinen Herrn auf dem Tisch bereitstanden. Das aber ist, wie ihr sicher wisst, einem Sklaven bei Strafe verboten. Und so schlug ihn sein Gewissen, mehr noch die Furcht vor Strafe, als Pallas frühzeitig in seine Räume zurückkehrte, und er beschloss in seiner Angst, sich auf der Latrina zu verstecken, die durch einen Vorhang von dem Zimmer abgetrennt war. Pallas war aber nicht alleine, sondern in Begleitung des Prätorianerpräfekten Burrus Afranius. Wie erstaunt war nun Antisios, als

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