Agrippina - Kaiserin von Rom
Kommandanten!«, sagte Valerius knapp.
»Bedauere, Tribun, der Nauarchus ist nicht da. Er befindet sich in Narbo. «
»Wer hat hier das Kommando?«
»Der ranghöchste Offizier ist im Augenblick ...« Er dachte einen Augenblick nach, wurde dann aber von seinem Kameraden unterbrochen: »Severinus Pulcher, der Centrurio Classicus. Möchtet ihr ihn sprechen?« Die Männer nickten.
»Durch den Gang, die Treppe hinauf, drittes Zimmer linker Hand.«
Valerius und Gaius folgten der Beschreibung. Die meisten Zimmer, an denen sie vorbeikamen, standen leer, in zwei Zimmern verrichteten Schreiber ihre Arbeit. Das angegebene Zimmer war ein kleiner Raum mit einem winzigen Fenster zum Meer hin. An einem kleinen Tisch saß ein kräftiger rothaariger Mann, der sich über eine Karte beugte und offensichtlich einen Kurs skizzierte. Als Gaius gegen den Türrahmen klopfte, blickte er auf und war mehr als überrascht, zwei Militärtribune vor sich zu sehen.
»Ja?«, fragte er unwirsch, bequemte sich aber, vor den ranghöheren Offizieren aufzustehen. Seinem Ton war anzumerken, dass er sich durch die beiden Landsoldaten mehr als gestört fühlte.
»Severinus Pulcher, Dienst habender Centurio Classicus ?«, vergewisserte sich Valerius.
»Ja, sicher, was ... äh, was kann ich für euch tun. Wer seid ihr überhaupt?«
»Marcus Valerius Aviola und Gaius Tullius Eximius, Tribune aus Novaesium von der 16. gallischen Legion. Wir benötigen ein Schiff, ein schnelles, und das sofort!«
Der Flottenhauptmann lachte. »Natürlich. Sofort! Darf es eine Liburne sein oder lieber eine Trireme ? Welche Farbe wird gewünscht? Wollen die Herren ein Gastmahl ausrichten oder lieber eine Hafenrundfahrt machen?«
Mit einem schnellen Schritt war der hünenhafte Gaius neben ihm, riss den überraschten Offizier am Kragen und fetzte mit der anderen Hand die Karte vom Tisch. »Jetzt hör gut zu, du großmäuliger Zwerg! Zum einen hast du es hier mit zwei Tribunen zu tun, die im Rang immer noch weit über einem Centurio stehen. Unsere Hauptleute bei der Legion vergessen so etwas selten, bei der Flotte scheint das anders zu sein.«
»Zum Zweiten«, ergänzte Valerius, »wirf einen Blick auf dieses Papier, und dann sage mir, ob dir immer noch nach Scherzen zumute ist.«
Leichenblass starrte der Mann auf die Diploma , die ihm Valerius so dicht vor die Nase hielt, dass er sie unmöglich lesen konnte. Zweifelsfrei aber konnte er das Siegel der kaiserlichen Kanzlei erkennen, und diese Tatsache ließ sein Selbstbewusstsein um einiges schrumpfen.
»Ver... Verzeiht!«, stammelte er und brachte sein Gewand wieder in Ordnung. »Das ... das konnte ich nicht ... ich meine, wann kommt so etwas schon einmal vor? Eigentlich ruht der gesamte Schiffsverkehr, und wir sind hier zurzeit nur mit Verwaltungsaufgaben beschäftigt. Die gesamte Flotte liegt in Narbo. «
»Aber jeden Tag kommt ein Postschiff ?«
»Ja, jeden Tag.«
»Und wohin fährt es, wenn es seine Post hier abgeliefert hat?«
»Es fährt die Flottenstationen ab, die Küste entlang: Forum Iulii, Luna, Portus Pisanus, Centumcellae, Portus Romae. «
»Diesmal wird es direkt nach Portus Romae fahren!«, sagte Valerius bestimmt.
»Das ... äh ... das geht nicht, auf keinen Fall«, protestierte der Centurio Classicus . »Den Befehl dazu könnte nur der Nauarchus oder der Nauarchus Princeps geben, und die sind beide in Narbo. Wenn es so wichtig ist, müsste man einen Boten schicken und ...«
»Wann kommt das nächste Postschiff ?«, fragte Valerius ungeduldig und blickte durch das kleine Fenster in die anbrechende Dunkelheit.
»Morgen früh, kurz nach Sonnaufgang. Es ist die Vesta , ein kleiner schneller Küstensegler. Das Kommando hat der Trierarchus Archygenes . «
»Gut, wir werden uns morgen auf der Vesta einschiffen. Wenn es sein muss, werden wir eben die Küstentour mitmachen, so eilig ist es auch wieder nicht.«
Gaius wollte protestieren, aber Valerius legte beschwichtigend die Hand auf den Arm des aufgebrachten Freundes.
»Stell uns bitte eine Diploma für die Fahrt aus. Wo können wir übernachten?«
Während Severinus Pulcher eine Transportorder formulierte, murmelte er: »Die Garnison ist jetzt im Winter nur zur Hälfte belegt. Dort werdet ihr genügend Platz finden. Ich wünsche euch eine gute Reise. Neptunus sei mit euch!« Seine Erleichterung darüber, dass er seine unangenehmen Gäste so schnell loswurde, war nicht zu übersehen.
Archygenes, ein drahtiger junger Grieche, nahm mit Erstaunen
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