Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
Vom Netzwerk:
mit einer müden Handbewegung verscheuchten die Tribune sie.
    »Dann eben nicht, ihr traurigen Figuren«, lachten die ausgelassenen Saturnalier und zogen singend ihrer Wege. Im Gasthof des Faustus am Forum war noch ein Zimmer frei, das sie sich teilten. Schnell versanken sie in einen tiefen erholsamen Schlaf.
    Aus dem Schatten der Häuserwand löst sich eine Gestalt in einem dicken Kapuzenmantel. Sie hat die beiden Reiter vom Stadttor an verfolgt, ohne von den müden Reisenden bemerkt worden zu sein. Sie weiß jetzt genug und kann ihrem Auftraggeber Bericht erstatten. Es bleibt noch Zeit, an den Feiern teilzunehmen und den einen oder anderen Becher zu leeren. Vergnügt spielt sie mit den Geldstücken in der Tasche.

XXVI.
Verrat!
    Trotz der anstrengenden Reise wurde Valerius schon früh durch die ersten Strahlen der winterlichen Sonne geweckt, die sich verschämt in das Zimmer gestohlen hatten. Ein Blick aus dem winzigen Fenster zeigte, dass ein dichter Schneeteppich die Ubierstadt bedeckte – für Valerius ein ungewohnter Anblick. Es war sein erster Winter in Germanien, in Rom hatte es Schnee eher selten gegeben. Die Stadt schlief noch, und Valerius genoss die Stille, die über den verschneiten Häusern und Gassen lag. Wie ein Leichentuch, fuhr es ihm durch den Kopf, und seine Gedanken wanderten zurück, zurück nach Rom zu dem vergifteten Cäsar, dessen Tod er nicht hatte verhindern können. Wenn seine Ermittlungen früher zum Erfolg geführt hätten oder Maternus sein Schweigen eher gebrochen oder er die Warnungen jenes jungen Ritters ernster genommen hätte, dann vielleicht ...
    Er schüttelte den Kopf, als ob er so seine tristen Gedanken loswerden könnte. Denk’ besser an Dirana, die du heute wieder sehen wirst, dachte er. Das andere, das ist erledigt, und kein Gott des Olymps wird den toten Kaiser wieder lebendig machen können. Mag Agrippina auch triumphieren und der kleine Rotschopf auf dem Thron sitzen, der viel zu groß für ihn ist, ich kann es nicht mehr ändern!
    Er schlug einige der Eiszapfen ab, die sich unterhalb des Fensters gebildet hatten und warf sie in hohem Bogen über die Straße. Gaius schlief noch fest, und Valerius beschloss, ihn sich so lange wie möglich erholen zu lassen. Ächzend erhob er sich – seine Beine schmerzten, und sein Rücken war durch den langen Ritt wie gelähmt – und schabte sich mit der Novacula mühsam die hartnäckigen Bartstoppel aus dem Gesicht. Er hätte jetzt einen halben Monatssold für einen ausgiebigen Besuch in den Thermen gegeben, aber ihre Verspätung erforderte es, sich unverzüglich bei ihrem Dienstherrn zu melden, Gaius bei seiner Legion in Novaesium, Valerius beim Prätor von Colonia Agrippinensium. Außerdem wartete Dirana auf ihn!
    Valerius schreckte aus seinen Gedanken hoch. Nägelbeschlagene Soldatenstiefel, die im Eiltempo die Holztreppe heraufstürmten! Sekunden später wurde die Tür aufgerissen, und das gerötete Gesicht eines Optios tauchte auf. Hinter ihm drängten sich mehrere Legionäre in den kleinen Raum und füllten ihn völlig aus. Durch den Lärm war Gaius erwacht und blickte völlig verständnislos um sich.
    »Was bei den Göttern ...?«
    »Marcus Valerius Aviola und Gaius Tullius Eximius?«, unterbrach die schnarrende Stimme des Unteroffiziers den aufkeimenden Protest.
    »Ja, bei allen Göttern, das sind wir, aber was ...?«
    »Ihr habt hier keine Fragen zu stellen. Die Fragen stelle ich!« Der Unteroffizier genoss sichtlich die Macht, die ihm seine augenblickliche Legitimation über die beiden Tribune gewährte. »Ich habe den Auftrag, euch zu verhaften! Bei Widerstand müssen wir von der Waffe Gebrauch machen. Aber das wird nicht nötig sein, oder?« Mit einem höhnischen Grinsen wies er auf seine Männer, die ihre Schwerter gezückt und einen Kreis um die beiden Männer gebildet hatten.
    » Was wirft man uns vor?«, fragte Valerius sachlich, während Gaius kopfschüttelnd das Bett verließ und sich anzog.
    »Ich bin nicht befugt, darüber Auskunft zu geben!«, antwortete der Optio mit wichtiger Miene.
    »Wohin sollen wir gebracht werden?«
    »In die Garnison nach Novaesium , zum dortigen Legat!«, lautete die knappe Antwort.
    » Ich unterstehe nicht dem dortigen Legaten, sondern dem hiesigen Prätor «, protestierte Valerius.
    »Interessiert mich nicht«, erwiderte der Unteroffizier, »ich führe nur meinen Befehl aus. Ihr habt zehn Minuten Zeit, euch vorschriftsgemäß zu kleiden!«
    Wenig später verließen sie das Haus. Die

Weitere Kostenlose Bücher