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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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im Kot der Straße liegen.
    Auch vor nächtlichen Einbrüchen in Läden scheut sich der Kaiser nicht. Es geht nicht um die Beute, die er großzügig seinen Freunden überlässt, es geht nur um den Spaß!
    Doch manchmal muss er sein Vergnügen auch teuer bezahlen. »Mein Täubchen, meine kleine Honigmaus!« Ängstlich drückt sich das Mädchen an die Hauswand. Gierig greift der junge Princeps an ihren Busen. Plötzlich trifft ihn ein derber Schlag von hinten, dann noch einer. Vor ihm steht ein junger kräftiger Ritter. Nero kennt ihn, aber der Ritter erkennt den Cäsar nicht. Immer wieder schlägt der mutige Galan auf den frechen Angreifer ein, bis Nero halb besinnungslos zu Boden sinkt.
    Seitdem hat der Kaiser sein Gefolge um einige kräftige Leibwächter ergänzt. Das soll ihm nicht wieder passieren.
    ***
    Amüsiert blickt der Kaiser um sich. Die Würfel sind gefallen und haben ihn für den heutigen Abend zum Trinkkönig bestimmt. Wer die richtigen Würfel hat ... Zuerst befiehlt er den weiblichen Gästen unter dem johlenden Beifall aller anderen, sich ihrer Kleidung zu entledigen und nackt um ihn herumzutanzen. Kreischend werfen sie ihre Gewänder ab und folgen willig dem Befehl des Kaisers. Nero greift zu seinem Weinbecher und leert ihn in einem Zug – unvermischt, bei solchen Festen kann man auf das Wasser verzichten!
    Agrippina, die in einer Ecke sitzt, ist offensichtlich gelangweilt von dem Geschehen. Wenn ihr Sohn doch nicht so viel trinken würde ... Jetzt ruft er Britannicus zu sich, der mit schamroten Wangen die Darbietungen verfolgt hat.
    »Sing uns ein Lied, lieber Bruder!«
    Doch die Hoffnung, der junge Prinz mache sich durch seinen Gesang lächerlich, trügt. Unbefangen und mit der hellen Stimme der Jugend trägt der Junge ein Lied vor, das keck darauf anspielt, dass er aus seinem väterlichen Erbe verdrängt worden sei. Betreten blicken die Gäste zum Cäsar. Der lächelt verkrampft und lobt den Sänger.
    »Jetzt möchte ich meinen warmen Mulsum «, ruft Britannicus durstig aus. Man reicht ihm den Becher, und wie immer kostet der Praegustator das Getränk. Als Britannicus den Becher an die Lippen setzt, findet er es allerdings viel zu heiß.
    »Wasser! Man muss es mit etwas Wasser kühlen!«
    Aus einem Tonkrug wird Wasser beigemischt, Wasser, das der Vorkoster übersieht ... Sekunden später bricht der junge Prinz zusammen, seine Stimme setzt aus, sein Atem stockt. Aber er lebt!
    Die Kinder, die neben Britannicus sitzen, eilen schreckensstarr davon. Die eingeweihten Erwachsenen blicken ungerührt herüber. Agrippina ist starr vor Schrecken und Fassungslosigkeit.
    »Es ist nicht so schlimm«, sagt Nero sanft, »der Gute hat öfters solche Anfälle. Das vergeht wieder.«
    Innerlich tobt der junge Kaiser jedoch und befiehlt leise seinem Leibwächter, Locusta aus ihrer Zelle zu holen und in den Nebenraum zu bringen. Man schleppt sie herbei. Nero persönlich macht ihr die größten Vorhaltungen, schimpft sie eine dumme Anfängerin.Locusta verteidigt sich. Man habe ihr doch gesagt, dass die Dosis nicht so ... Der Kaiser unterbricht sie hohnlachend und wirft sich in Positur: »Fürchte ich denn das iulische Gesetz? Bin ich nicht der Kaiser?«
    Man hat die Giftvorräte direkt aus der Zelle mitgebracht, und so mischt die Alte einen neuen Tod. Ein Ziegenbock muss zur Demonstration herhalten, doch der lebt noch zu lange. Wieder wird der Trank verfeinert und dann an einem Ferkel ausprobiert. Es erhält eine kleine Dosis, reckt sich – und fällt um. Nero lächelt zufrieden.
    Im Triclinium wird die Feier fortgesetzt, als sei nichts geschehen. Griechische und gadetanische Tänzerinnen in hauchdünnen koischen Gewändern erhitzen die Gäste mit ihren lasziven Bewegungen und kreischen dabei laut. Britannicus liegt blass auf seiner Liege und verfolgt die Spiele mit flackernden Augen.
    »Ich sehe, es geht dir besser. Wie schön!« Voller Anteilnahme nähert sich Nero seinem Stiefbruder. »Hier, trink das. Es wird dir helfen!«
    Arglos nimmt Britannicus den Trank, den ihm der Bruder reicht – und fällt von der Liege, sobald die ersten Tropfen seine Kehle erreicht haben.
    »Bringt ihn in den Nebenraum, es wird ihm bald besser gehen!«, ordnet Nero ungerührt an. »Und jetzt wollen wir weiterfeiern! Der Rex bibendi befiehlt es!«
    Noch in derselben Nacht wird der unglückliche Prinz bei strömendem Regen und ohne jede Feierlichkeit beigesetzt. Locusta aber erhält die Freiheit und den versprochenen Landsitz

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