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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Valerius mit wütenden Augen an. »Du kannst den Göttern danken, dass unser Cäsar dich für würdig genug befunden hat, noch in der Legion zu dienen, auch wenn er dich seiner Garde wohl für nicht würdig genug erachtet. Und nun zum Dank diese absolute Disziplinlosigkeit! Ihr seid eine Schande für die Legion! Vier Wochen Urlaub hattet ihr, keinen Tag mehr, das geht aus den Unterlagen der kaiserlichen Kanzlei eindeutig hervor! Acht Wochen! Pah! Das hat es seit den Tagen Sullas nicht mehr gegeben! Unsere Offiziere haben Vorbild zu sein für die Männer. Aber wenn die schon ihren Urlaub eigenmächtig verlängern, um in den Armen ihrer geilen Buhlerinnen zu liegen, dann muss das bestraft werden.«
    Bei dieser Bemerkung schoss Valerius das Blut ins Gesicht, und er musste alle Kraft aufbieten, um dem unverschämten Legat nicht an die dürre Gurgel zu springen.
    »Du hast damit gegen dein Sacramentum verstoßen, den heiligen Fahneneid verletzt! Der Bruch dieses Eides ist ein Nefas , eine frevelhafte Sünde, und als Strafe gilt gemeinhin die Ächtung vor den Göttern und den Menschen.«
    Septimius Varonius machte eine kurze Pause. »Hast du noch irgendetwas zu sagen?«
    »Ich unterstehe kraft kaiserlichem Befehl nur dem Prätor von Colonia Claudia Ara Agrippinensium. «
    »Ach? Ist das so? Interessant, interessant. Da du gerade von kaiserlichem Befehl sprichst: Ich habe hier einen Befehl, dich in Haft zu nehmen, wenn du nicht pünktlich deinen Dienst antrittst.«
    Valerius wurde klar, dass man ihm mit dem verlängerten Urlaub eine Falle gestellt hatte. Agrippina selbst hatte ihn für acht Wochen vom Dienst befreit, eine in der Tat ungewöhnlich lange Zeit. Aber es gab absolut keine Möglichkeit, dies zu beweisen. Vermutlich handelte der Legat sogar in gutem Glauben. Das zerrissene Todesurteil fiel ihm wieder ein. Wollte man auf diese Weise doch noch ...?
    Die raue Stimme des Legaten unterbrach seine Gedanken.
    »Kraft meines Amtes und in Übereinstimmung mit den einschlägigen Vorschriften bestrafe ich dich hiermit mit einer Haft von sechs Monaten. Du wirst deine Haft hier im Lager absitzen. Von einer Degradierung wird im Augenblick noch abgesehen.Das gleiche Urteil gilt für den Tribun Gaius Tullius. Das Urteil wird sofort vollstreckt. Eine Berufung ist nicht möglich! Wache, führt den Delinquenten ab!«
    ***
    Valerius war wie vor den Kopf geschlagen. Er saß in seiner kalten Zelle, den fröstelnden Leib in eine dicke Decke gehüllt, seine Tribunenuniform hatte er mit einer dicken grauen Tunika aus Baumwolle vertauschen müssen. Zu allem Überfluss schmerzte auch die Schulterwunde wieder, die er für längst verheilt hielt. Die feuchte Kälte bekam ihm gar nicht. Immer wieder schüttelte er den Kopf. Verrat! Hatte die Kaiserin ihn verraten und mit einem üblen Trick festsetzen lassen? Aber warum? Es wäre doch viel einfacher gewesen, in Rom das Todesurteil vollstrecken zu lassen, das der Kaiser schon unterzeichnet hatte. Es musste dafür einen Grund geben. Aber welchen? Der arme Gaius Tullius. Er war völlig unschuldig und eigentlich völlig unbeteiligt in diese Sache hineingeraten, und jetzt saß er, kaum zwanzig Schritte entfernt, ebenso in einer Zelle wie er selbst.
    Und Dirana! Was würde sie denken? Man hatte sie wohl kaum benachrichtigt, und niemand wusste wohl, dass er hier eingesperrt war. Sie würde denken, dass er sie im Stich gelassen hat. Auch Sura müsste das annehmen, obwohl er doch versprochen hatte, sie wieder mit ihrem Mann zusammenzuführen.
    Fluchend trat er gegen sein armseliges Bett, aber das brachte seinem Fuß nur eine schmerzhafte Prellung bei. Ein Ausbruch war aussichtslos, wie ihm die fest gemauerten Wände seiner Zelle und die stabile Vergitterung des winzigen Fensters schnell klarmachten.
    Sechs Monate, ein halbes Jahr. Es würde Sommer sein, bevor er diese engen Wände verlassen konnte. Und dann? Konnte er seinen Dienst in der Ubierstadt wirklich fortsetzen?
    Die Tage vergingen in eintönigem Einerlei. Wecken bei Tagesanbruch, waschen, ein karges Frühstück. Gegen Mittag konnte er die Zelle für eine Stunde verlassen und sich unter der strengenAufsicht von zwei Wachen im Garnisonshof bewegen. Gaius sah er dabei nicht. Dann wieder Einschluss, ein spärliches Mittagsmahl, Langeweile, Zorn, endlose Blicke durch das Zellenfenster. Am späten Abend die Cena , nahrhaft und ausreichend, Dunkelheit, Nacht, Schlaf. So schleppte sich die Zeit dahin, von der Seneca doch behauptet hatte, dass man sie

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