Agrippina - Kaiserin von Rom
das nie gelungen!«
Voller Freude dachten sie an die Szene in dem kleinen Gasthaus in Divodurum zurück. Behaglich hatten sie sich nach dem ausgezeichneten Essen zurückgelehnt und den freundlichen Wirt nach der Rechnung gefragt.
»Ich muss in die Küche, hab’ dort eine größere Bestellung. Aber meine Sklavin kann das auch regeln. Sura! Suuuuuuura! Komm und kassiere die Rechnung der beiden Herren.«
Bei dem Namen war Valerius hellhörig geworden. Sura – war das nicht der Name, den Argober ihm genannt hatte? War das nicht der Name seiner Frau? Nun ja, den Namen mochte es ja häufiger geben ... Die junge Frau mit den rötlichen Haaren kam schnell herbei und überreichte die Rechnung. Valerius bezahlte und gab ein großzügiges Trinkgeld.
»Woher kommst du, Sklavin?«, fragte er und hielt ihren Arm fest, als sie davongehen wollte.
»Woher? Du meinst ...?«
»Ich meine, welches Land war das Land deiner Eltern?«
»Britannien, Herr!«
»Hast du keine Familie, keinen Mann, keine Kinder? Wo sind sie jetzt?«
Die Sklavin sah den Gast überrascht an. »Kinder? Freilich hab’ ich Kinder, zwei, und sie sind bei mir.«
»Lass mich raten!«, schmunzelte Valerius. »Sie heißen Cassix und Rovanna, nicht wahr?« Sura wurde blass.
»Woher weißt du das, Herr? Ich meine ...«
»Und was ist mit deinem Mann?«, unterbrach Valerius sie.
»Mein Mann? Äh ... ich weiß es nicht, Herr. Als wir in die Sklaverei gerieten, wurden wir getrennt. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.« Sie sah nach unten, und aus den Augenwinkeln traten Tränen, die sie verschämt wegwischte.
»Ich will kein Spiel mit dir treiben, Sura. Dein Mann befindet sich nicht weit von hier, in der Ubierstadt Colonia Claudia Ara Agrippinensium und dient dort als Stadtsklave. Als ich die Stadt verließ, ging es ihm gut. Er sehnt sich nach euch, und wie es scheint, kann man seiner Sehnsucht abhelfen.«
Mit großen Augen hatte die Sklavin den Worten des Tribuns gelauscht.
»Sura! Suuuuura!«, tönte die Stimme des Wirts laut durch den Schankraum. »Hier will jemand bestellen, und du unterhältst dich mit den Gästen! Drei Wein und zwei Mulsum , aber heiß, für den Tisch am Fenster!«
»Ja, Herr, ich ... äh ... ich komme sofort!«
»Wohnst du hier im Haus?«, fragte Valerius.
»Ja!«, hauchte Sura atemlos. »Es geht ihm gut, und er hat uns nicht vergessen?«
»Es geht ihm gut, und er liebt und vermisst euch. Ich werde alles tun, um euch wieder zusammenzubringen. Vertrau nur auf die Hilfe der Götter, die uns hierhin geführt haben.«
»Suuuuuuuraaaa!«
»Ich muss gehen, Herr. Bitte, vergiss mich nicht!«
»Ich schwöre es, bei Jupiter!«, hatte Valerius geantwortet.
»Argober wird vor Freude verrückt werden, meinst du nicht auch?«
»Sicher«, brummte Gaius durch seinen Mantel und stieß eine Wolke weißen Atems aus. »Aber wie willst du es anstellen, die Familie zusammenzubringen? Du hast keine Diploma mehr und verfügst wohl auch kaum über die erforderliche Barschaft.«
»Wohl wahr, Freund«, nickte Valerius unter seiner schweren Kapuze. »Aber die Götter hätten uns nicht in jenen Gasthof geführt, wenn sie uns nicht auch weiter helfen würden. Irgendetwas wird uns schon einfallen.«
Sie erreichten das verschlossene Stadttor. Zwei Wächter lehnten schläfrig an der Mauer, wurden aber angesichts der Reiter sofort wach.
»Wer ... d... da?«, rief der eine von ihnen, und seine schwere Zunge verriet, dass er entgegen aller Dienstanweisungen einigen Wein genossen hatte.
»Die Militärtribunen Marcus Valerius Aviola und Gaius Tullius Eximius begehren Einlass.« Wie zur Legitimation schob Gaius seinen schweren Mantel zurück, unter dem die Uniform und die Rangabzeichen eines Tribuns sichtbar wurden.
Schlagartig versuchte der Soldat, eine stramme Haltung anzunehmen. »Jawohl, Tribun! – Septimius!« Ruckartig öffnete auch der andere seine müden Augen und tat es seinem Gefährten gleich.
» Aperite portam !«, rief der erste durch eine schmale Scharte, woraufhin das Tor quietschend geöffnet wurde und die beiden Tribunen die Ubierstadt betreten konnten.
Zu dieser späten Stunde war es erlaubt, durch die Stadt zu reiten. Man hatte Sand auf die vereisten Straßen gestreut, um die Fortbewegung sicherer zu machen. Wohin sie sich auch wandten, überall trafen sie auf weinselige Narren, die das Fest in vollen Zügen genossen. Ein Kreis tanzender und singender junger Menschen umringte sie und forderte sie auf, sich ihnen anzuschließen, aber
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