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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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aufgeschlagen hatten und mit aufdringlicher Stimme ihre Waren ausriefen: »Palmweine aus der Cyrenaica, mamertinischer Qualitätswein, funkelnder Caecuber, Weine aus Samos und Syracus im Angebot!«
    »Leute, probiert den süßen Lilybaeum, den vierjährigen Sabiner, den achtjährigen Albaner, garantiert ohne Schwefel und Harz!«
    Ein Dicker packte Valerius und schrie ihm schmerzhaft ins Ohr: »Echter Falerner, das Getränk der Götter, sechzehn Jahre alt, nur sechzig Sesterzen die Amphore. Lasst euch das nicht entgehen, edler Herr. Oh ich seh’ es, ihr seid ein Genießer der alten Schule!«
    Nur mühsam konnte sich Valerius dem Griff des Mannes entwinden und wäre dabei fast über die Weinranken gestolpert, mit denen die Amphoren zum Schutz vor Dieben unter dem Ladentisch aneinander gebunden waren.
    Valerius hatte Mühe, vom Strom der Menschen nicht weggerissen zu werden. Gerade bahnte sich eine lärmende Prozession rasender Isis-Priester ihren Weg durch die Menge und beschimpfte jeden, der nichts in ihre ausgestreckten Stoffbeutelchen legte. An der Ecke verkündete ein Anhänger Epikurs schreiend, dass das Glück der Welt im vernünftigen Genuss liege und zitierte aus den Gedichten des Lucretius. Je näher man zur Hauptstraße kam, umso schlimmer wurde der Verkehr. Jetzt kamen noch die Lastkarren und Privatkutschen dazu, die Sänften mit ihren hünenhaften Trägern, die lauthals Platz für ihre edle Herrschaft forderten, und wer sich nicht schnell genug zur Seite begab, erhielt vom Vorläufer einen herben Stockschlag. Das alles bahnte sich mühsam seinen Weg durch das Volk, das johlend und grölend aus den Kneipen kam und Händel suchte. Valerius griff nach seinem Dolch, den er unter dem Mantel trug. Ein beruhigendes Gefühl!
    Ein Bettler torkelte ihm entgegen. Seine hoch erhobenen Hände trugen angeblich das mit Binden umwickelte Stück Holz des Wracks, mit dem all seine Kameraden untergegangen waren. Unwirsch schob Valerius ihn zur Seite und musste sich die unflätigen Beschimpfungen des Mannes gefallen lassen. Da stieß ihn jemand in den Rücken, ein riesiger Kerl, offenbar Germane, wie die langen im Wind flatternden blonden Haare und der zerzauste Bart auswiesen. In einem fremden Dialekt murmelte der Mann einen Fluch und schlenderte weiter. Eine rassige Schwarzhaarige bedrängte ihn, er möge sich von ihr aus der Hand lesen lassen, für zwei As wolle sie ihm die Zukunft künden. Valerius lehnte lachend ab. Mit Mühe nur konnte er einem Karren ausweichen, der weit über das zulässige Maß mit Bauholz beladen war .
    Plötzlich fühlte er, wie ihn jemand am Arm packte.
    »Na, schöner Fremder? Möchtest du nicht ein wenig bei Phoebe verweilen?«
    Er schaute in das verlebte Gesicht einer Scortum , einer der hiesigen Dirnen. Schräge, schwarzgeschminkte Augen zwinkerten ihm zu. Die unverhüllten Brüste unter ihrem Mantel sollten verführerisch wirken, aber auf Valerius wirkten sie eher abstoßend. Widerwillig schob er die Frau von sich, wobei er einen gallischen Fluch murmelte.
    »Ach, mein kleiner Barbar, fehlt es dir an Geld oder gar an Mut? Für dich mach’ ich es für vier As. Nur Mut, mein schöner Fremdling, nicht weit von hier habe ich meine warme Stube. Es wird dir gefallen. Phoebe beherrscht alle Künste, die Venus uns gab!« Sie rollte ihre Zunge über die Lippen und versuchte ihre Hand unter seinen Mantel zu schieben. Mit einem kräftigen Schlag auf die Finger befreite sich Valerius.
    »Na, dann nicht, du gallischer Waschlappen. Mach’s dir doch selbst! Aber warte ab, Minucius wird’s dir schon zeigen.«
    Es folgte eine Reihe übelster Beschimpfungen, die Valerius in stoischer Gelassenheit über sich ergehen ließ. Schon glaubte er, das schlimme Weib abgeschüttelt zu haben, da wuchs ein schmächtiges Kerlchen vor ihm aus dem Boden und blickte ihn lauernd an.
    »Ist dir wohl nicht gut genug, meine kleine Phoebe? Oder hast du sie gar belästigt, edles Herrchen? Das kostet, das kostet! Mit einer noblen Dame geht man so nicht um!«
    Mit seinen schmierigen Fingern machte er die eindeutige Geste des Geldzählens und blickte den Tribun erwartungsfroh an. Das war offensichtlich der Zuhälter, einen Kopf kleiner als Valerius und schmächtig wie ein Junglegionär aus Etrurien. Valerius grinste, er wollte ihn einfach zur Seite schieben, aber der Bursche klammerte sich an ihn wie ein entlaufener Zirkusaffe und schrie ihm üble Drohungen ins Ohr, ein schlimmer Mundgeruch aus billigem Fusel und Kohl kam noch

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