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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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vorgekommen, und mit entsprechender Begeisterung nahm die Alte die Zahlung entgegen.
    » Sic «, sagte sie einfach, um wenig später mit listig blinzelnden Augen zu ergänzen: »Aber keine Frauenbesuche. Das Nachtgeschirr wird in den Bottich im Hinterhof entleert und nicht auf die Straße, sonst kriege ich wieder Probleme mit dem Aedil. Aber du siehst nicht so aus, als würdest du den Unrat über den Köpfen der Leute entleeren. Decimus Batinus, war das der Name?«
    »Batistus!«, berichtigte Valerius. »Gibt es hier in der Nähe eine saubere Garküche oder eine empfehlenswerte Caupona ?« Der laut knurrende Magen hatte ihn daran erinnert, dass er seine letzte spärliche Mahlzeit vor mehr als sechs Stunden eingenommen hatte.
    »Hier links herunter, die zweite Gasse zur Rechten. Ad Gallum , gutes Essen und trinkbare Weine zu vernünftigen Preisen. Da wird auch ein Mann von deinem Körperbau satt.« Mit freundlichem Blick taxierte sie den stattlichen Körperbau ihres neuen Hausgastes.
    »Am Argiletum findest du natürlich auch einfache Garküchen im Überfluss, aber was sich da Hasenbraten nennt, da ist Vorsicht angebracht. Ich würde meinen Hund jedenfalls nicht in die Nähe lassen.« Sie gab ein meckerndes Lachen von sich und offenbarte einen traurigen Gebissrest.
    Schnell hatte Valerius seine wenigen Sachen in dem schrankähnlichen Gebilde untergebracht und verließ das Haus. Da sein Zimmer selbstverständlich nicht über ein Schloss verfügte, hatte er alle Dokumente mitgenommen. Sie am Leib zu tragen erschien ihm sicherer, als sie den neugierigen Händen seiner Zimmerwirtin zu überlassen, denn dass diese als Erstes eine Inspektion seiner Sachen vornehmen würde, war klar. Schließlich wollte man ja wissen, mit wem man es zu tun hatte.
    Der Regen hatte aufgehört und die Sonne war fast gänzlich verschwunden. Nur ein matter Schein im Westen gewährte der ruhelosen Stadt einen letzten Hauch von Licht, das lediglich in den Hauptstraßen von wenigen rußenden Fackeln ergänzt wurde.

III.
Der Schwarze
    Gaia Faustina hatte nicht zu viel versprochen. Ein duftender Schweinebraten in der unvermeidlichen Fischsoße, umlegt mit Zwiebeln und Eiern, dazu dunkel gebackenes Brot und ein Krug würzigen Landweins hatten die Lebensgeister in Valerius wieder geweckt. Er beschloss, die Gegend zu erkunden, denn dieser Teil Roms war ihm weniger bekannt. Als Jugendlicher hatte er sich allerdings gegen den Rat der Eltern hier des Öfteren mit seinen Freunden herumgetrieben und sich manche blutige Nase geholt. Die Straßenjungs von der Subura hatten sich wenig für seine edle, valerianische Abstammung interessiert, sondern mehr für einen möglichen Geldbeutel.
    Auch als Prätorianer hatten ihn mitunter Aufträge hierhin geführt, aber das war nun auch schon Jahre her. Ohnedies hatte sich seit dieser Zeit hier im Viertel doch einiges verändert. Neue, meist mehrgeschossige und flüchtig errichtete Mietshäuser waren hinzugekommen; die meisten trugen wegen ihrer flüchtigen Errichtungsweise und wegen des maroden Baumaterials schon bei ihrer Entstehung die Zeichen baldigen Einsturzes an sich. An allen Ecken hatten sich Kaufleute, Handwerker, Bäcker, Wursthändler oder Garküchen niedergelassen, und wer geglaubt hatte, jetzt nach Sonnenuntergang käme das Viertel zur Ruhe, sollte sich gründlich täuschen. Die frühen Abendstunden waren bei den Kaufleuten nicht weniger beliebt als bei den Müßiggängern, und so füllte ein buntes, lautes Treiben die engen Gassen. Zwar packten die ersten Schreiner ihre Sägen und Hämmer weg, die Bäcker ihre Kuchen und Brote, dafür packten die anderen gerade erst aus. Gaukler und Wahrsager tauchten auf, Hausierer und Schlangenbändiger, selbst ernannte Wunderdoktoren und fliegende Garküchen mit dampfendem Erbsbrei und gebratenen Schweinswürstchen.
    »Probiert, Leute, probiert bei Lucius! Ziegenfleisch mit Myrte gewürzt«, so schrie es aus der einen Ecke, um aus der anderen Ecke übertönt zu werden: »Drückt’s euch am Magen? Macht der DarmProbleme? Fehlt’s am rechten Appetit? Misslingt der Coitus ? Fannius hat das Elixier gegen alle Beschwerden. Versehen mit den heilenden Gewürzen des Orients: Zimt, Safran und Muskat!«
    Eine dunkelhäutige Schönheit pries lauthals ihre Wacholderdrosseln in Garum, ein blasser Sklave mit strähnigen blonden Haaren bahnte sich mühsam den Weg, den großen Korb mit fetten Blutwürsten beladen.
    Und dann die Weinhändler! Keine Ecke, an der sie nicht ihren Stand

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