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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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gegraben.
    Schweigend bediente sich Valerius und nahm einige Stücke Gebäck.
    »O nein, es ist nicht so, als habe die Augusta nicht Zutritt zu den kaiserlichen Gemächern. Es gibt eine feste Stunde für Audienzen bei ihrem Sohn, und auch bei den Gastmählern im Palast hat sie ihren festen Ehrenplatz. In regelmäßigen Abständen besucht der Cäsar sie sogar hier und spielt den liebenden Sohn, aber nie ohne ein starkes Geleit ausgewählter Centurionen und nie länger als zehn Minuten. Dann rufen ihn die kaiserlichen Pflichten angeblich zurück auf den Palatium .«
    »Das an sich ist noch nicht ungewöhnlich, viel weniger vermag ich darin eine Gefahr zu erkennen«, wandte Valerius ein.
    »Du kennst noch nicht alle Tatsachen! Auch Agrippina sieht keine Gefahr, jedenfalls nicht von ihrem Sohn. Sie vergöttert ihn, wie sie es immer getan hat, und wer ihr klarmachen will, dass der Wind aus dem Palast sich gegen sie gedreht hat, wird abgetan.«
    Torquatus Niger nahm einen Schluck Wein und goss sich Wasser nach, denn das Reden hatte seine Kehle ausgedörrt. Wieder kratzte er sich über die Narbe und fixierte sein Gegenüber scharf.
    »Wie du aus eigener, leidvoller Erfahrung weißt, hat die Augusta in Rom wie in den Provinzen ein engmaschiges Netz von Agenten. Das hatte sie zur Zeit ihres Gemahls Claudius, und das hat sie nochheute. Vor dir steht der Leiter des gesamten Agentenapparats. Leider hatten wir zuletzt einige ... wie soll ich sagen, einige ... Ausfälle. In Rom sind in den letzten Monaten insgesamt fünf Agenten unter merkwürdigen Umständen zu Tode gekommen, in den Provinzen sind es mehr als zwanzig. Auch in deiner Ubierstadt am Rhein haben wir zwei Verluste zu beklagen.«
    Valerius stutzte. »Zwei? Vom Tode des Vindurix weiß ich bereits, um ihn kann es mir nicht Leid tun, er war ein widerlicher Schurke. Aber wer ist der Zweite?«
    »Vindurix! Ich kann verstehen, dass du wenig Sympathie für ihn hegtest. Für uns war er ein nützlicher Mann. Der Zweite? Du möchtest wissen, wer der Zweite war. Hier, lies diese Mitteilung.«
    Er stand auf, ging zu einem kleinen Schreibtisch aus schwarzem Ebenholz und holte eine Schriftrolle. »Ist eben gekommen!«

    Gaius Volturcius Crassus,
    Curator von Colonia Claudia Ara Agrippinensium
    grüßt Tullius Torquatus Niger

    Zu meinem Bedauern muss ich von einem weiteren Todesfall
    Kenntnis geben, der sich in unserer Stadt ereignet hat: der
    ehemalige Aedil, Publius Statilius Taurus, wurde gestern tot im
    Hause seiner Gefährtin Honoria aufgefunden. Besser müsste
    man sagen, dass die Überreste gefunden wurden, die die verzehrende
    Gewalt des Feuers dem Betrachter bot. Der Täter hat
    nämlich ganze Arbeit geleistet und außer dem Haus der Honoria
    zwei weitere Nachbarhäuser in Schutt und Asche gelegt.
    Dennoch hat der Medicus bestätigt, dass die Leiche zweifelsfrei
    Spuren einer vorangegangenen Gewalttat aufwies. Die Schlinge,
    mit der Statilius ums Leben gebracht wurde, lag nämlich noch um
    seinen Hals, und da sie aus Metall bestand, war sie auch nicht
    verbrannt.
    Auch scheint sich das betreffende Mal auf seiner Stirn zu finden,
    wenn auch der Medicus sich da seiner Sache nicht ganz sicher ist.
    Außer dem Statilius ist auch Honoria getötet worden. Eine intensive
    Befragung aller Nachbarn hat nichts Verwertbares zu Tage
    gebracht. Der Täter entkam unerkannt. Dennoch werden wir
    weiter ermitteln. Übrigens müsste der Tribun Marcus Valerius
    Aviola inzwischen in Rom eingetroffen sein, ich habe ihn
    unmittelbar nach Erhalt eures Schreibens in Marsch gesetzt.

    Die Götter mögen mit unserer edlen Augusta sein!
Gaius Volturcius Crassus
Coloniae, Non.Febr. 812 a.u.c.

    » Der Bote muss geflogen sein wie Dädalus«, meinte Valerius verwundert. »Da ich von der Tat nichts wusste, muss sie nach meiner Abreise geschehen sein, und doch ist die Botschaft vor mir hier.«
    »Wir haben unsere Mittel und Wege«, lächelte Niger vielsagend. »Du siehst, es nimmt kein Ende. Statilius war zwar nicht mehr brauchbar, weil er fast nur noch betrunken war, aber das scheint die Gegenseite nicht zu interessieren. Sie räumt gründlich auf. Wenn es so weitergeht, wird von Agrippinas Agenten in einigen Wochen niemand mehr leben. Wenn aber erst alle Agenten erledigt sind ...« Er vollendete den Satz nicht.
    »Und wer steckt nach deiner Meinung dahinter?«
    Der »Schwarze« kratzte sich an der Narbe und wiegte den Kopf.
    »Wenn du meine Meinung hören willst, geschieht dies nicht ohne Billigung des

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