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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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sie ihm nichts mehr nutzen.
    »Marcus Valerius Aviola, Tribunus deputatus aus Colonia Claudia Ara Agrippinensium «, stellte er sich förmlich vor.
    Der Freigelassene lächelte. »Aussehen tust du aber wahrlich viel eher wie ein Stoffhändler aus der Provinz. Die Tarnung ist gut gelungen. Bitte folge mir.«
    Sie durchquerten das weiträumige Atrium und betraten das dahinter liegende Zimmer, das einen herrlichen Ausblick auf die Parkanlagen gewährte. Creperius entschuldigte sich, murmelte irgendetwas von dringenden Geschäften und ließ ihn allein. Verwundert registrierte Valerius, dass das Zimmer leer war. Doch Sekunden später öffnete sich eine kleine verborgene Seitentür, und ein hagerer Mann in einem schwarzen Umhang trat herein, den der völlig überraschte Valerius nur zu gut kannte – Tullius Torquatus Niger, von aller Welt nur »der Schwarze« genannt.
    Bei Valerius’ letztem, von Claudius erteilten Auftrag war dies sein beharrlicher Gegenspieler gewesen, grausam und unerbittlich, und nur ein gnädiges Schicksal oder das wohlwollende Walten der unsterblichen Götter hatten es verhindert, dass die Anschläge des »Schwarzen« auf den Tribun erfolgreich gewesen waren. Ein feines Lächeln spielte um die dünnen Lippen des Mannes, als er den Tribun aufforderte, auf einem ehemals luxuriösen Sofa Platz zu nehmen. Und auch die Eigenart, ständig an der Narbe zu kratzen, die sich vom Kinn bis zum linken Ohr hinzog, hatte Niger nicht aufgegeben.
    Eine Weile lang musterte der Agent Agrippinas amüsiert den Besucher.
    »Ich grüße dich, Tribun Marcus Valerius«, begann Tullius Torquatus Niger dann das Gespräch in süffisantem Ton. »Fast hätte ich dich in deiner Verkleidung nicht erkannt. Aber der Bart steht dir wirklich gut. Und das Grau deiner Haare, gefärbt oder Alter?«
    Ohne auf eine Antwort zu warten fuhr er fort: »Du siehst, die launische Tyche geht wundersame Wege. Aus einstigen Feinden werden, wenn nicht Freunde, so doch Mitarbeiter. Mitarbeiter, die ein gemeinsames Ziel haben, und zwar das, das Leben der edlen Agrippina zu schützen. Die Tatsache, dass du den weiten Weg von der Ubierstadt nach Rom gefunden hast, beweist, dass du dich diesem Ziel in gleicher Weise verpflichtet fühlst wie ich. Ist es nicht so?«
    Valerius hatte sich von seiner Überraschung erholt. »In der Tat, Tullius Torquatus Niger. Wundersame Wege, in der Tat.« Er schüttelte den Kopf. »Hätte man mir vor fünf Jahren gesagt, dass wir beide an einem gemeinsamen Unternehmen arbeiten würden, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Aber nun ...«
    »Ich habe immer nur meine Pflicht getan, damals wie heute. Was ich damals tat, war nie von persönlichem Hass gegen dich geprägt, es gehörte zu meinem Auftrag. Allerdings gebe ich gerne zu, dass mich der Zorn übermannte, wenn die Dinge wieder einmal fehlschlugen. Du musst mit den Göttern im Bunde gewesen sein!«
    Er gab ein kehliges Lachen von sich. »Heute gebietet mein Auftrag eine Zusammenarbeit mit dir, und ich bin dazu bereit. Und du?«
    Valerius zögerte einen Augenblick, dann sagte er mit belegter Stimme: »Ich auch!«
    Inzwischen hatte eine Sklavin schweigend einen kleinen Imbiss aus Gebäck, Obst und Wein gebracht. Niger schüttete etwas Wein in zwei Becher, vermischte ihn sorgsam mit Wasser und erhob seinen Becher. »Auf das Leben der Augusta !« – »Auf das Leben der Augusta !«
    »Das wäre geklärt«, sagte Niger mit einem zufriedenen Lächeln, »nun will ich dir von unseren Problemen hier berichten. Seit einem halben Jahr wohnt Agrippina nicht mehr auf dem Palatium , sondernhier. Zunächst hatte der Cäsar seiner Mutter ein kleines Militärkommando zur persönlichen Sicherheit überlassen, aber eines Morgens erhielt der Centurio den Befehl, seine Abteilung ins Prätorianerlager zurückzuführen. So blieb nur noch die germanische Leibwache, die der Kaiser ihr aus Anlass seiner Thronbesteigung geschenkt hatte. Sozusagen ein Geschenk der Ehrerbietung ihrem Vater Germanicus gegenüber. Denn Germanen waren es, hünenhafte, blonde Kerle, stark wie Gladiatoren und dabei vertrauenswürdig und der Augusta blind ergeben. Doch vor vier Wochen waren die auch plötzlich über Nacht verschwunden. Es heißt, die germanische Garde sei aufgelöst und in die verschiedenen Legionen zerstreut worden. Nun haben wir hier gerade noch sieben Sklaven. Schau dich im Haus und in den Gärten um, und du siehst die Folgen.« Ein bitterer Zug hatte sich in die Mundwinkel des »Schwarzen«

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