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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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verdeutlichen.«
    »Poppaea!« Agrippinas Blick verdüsterte sich und rückte in weite Ferne. Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, dann sagte sie, jedes einzelne Wort betonend: »Dieses Weib ist eine große Gefahr! Sie hat alles, was dem jungen unerfahrenen Cäsar als begehrenswert erscheinen muss: Schönheit, edle Abstammung, Bildung, Verstand, dazu genug Skrupellosigkeit und die Tücke einer Schlange. Stell dir vor, sie weigert sich, das Lager mit meinem Sohn zu teilen, solange er noch mit Octavia verheiratet ist. Oh, ihr Götter! Hat es so etwas schon einmal gegeben? Die eitle Buhlerin glaubt tatsächlich, dass mein Sohn Octavia den Scheidebrief schicken wird, damit sie ihn heiraten kann. Aber, bei Minerva, solange ich lebe, wird sie diesen Triumph nicht feiern!«
    Nervös zupfte sie ihr Gewand zurecht und nahm einen Schluck Wein zu sich. Ihre Stimme nahm an Lautstärke und Härte zu: »Diese Hexe badet jeden Tag in einer Wanne von Milch, die ihr vierhundert Eselinnen liefern, nur um das außergewöhnliche Alabasterweißihrer Haut zu erhalten. Sie meidet das Licht der Sonne durch lange Schleier, wie es die Frauen des Orients zu tun pflegen, nur damit ihr lilienhafter Teint nicht leidet. Ihre Hände badet sie in Krokodilschleim, damit sie geschmeidig bleiben. Nach dem Bade trocknen Sklavinnen ihren verwöhnten Körper mit den samtweichen Daunen der Schwäne ab. Ihr bernsteinfarbenes Haar – ich gebe zu, es ist in der Tat außergewöhnlich schön – lässt sie mit Safran und Ambra pudern, damit es seinen rötlich-warmen Glanz nur ja nicht verliert. Mein Sohn hat sich von Terpnus schon die ersten Lobeshymnen auf ihr Haar dichten lassen und trägt sie verträumt auf der Lyra vor. Sie trägt nur Gewänder aus reiner Seide, damit ihre kostbare Haut keinen Kratzer erhält. Wann hat das ewige Rom so etwas schon einmal gesehen! Der alte Cato würde ihr das seidene Gewand in Stücken vom Leib reißen!« Sie redete sich immer mehr in Rage und verlor zunehmend ihre patrizische Zurückhaltung. Die beiden Männer hörten schweigend zu. Eine Unterbrechung hätte Agrippina jetzt nicht geduldet!
    »Nur Schuhe aus weichem, weißen Ziegenleder dürfen ihre zarten Füßchen schmücken, perlenbestickt und mit Riemchen aus Gold- und Seidenschnur.«
    Agrippina lachte bitter auf.
    »Das Weib weiß, wie man einen Mann umgarnt, hinhält, zur verzehrenden Raserei bringt. Ovids Ars Amatoria scheint sie auswendig zu kennen, und wie ich sie einschätze, kennt sie noch tausend Listen, die der Dichter nicht einmal zu ahnen gewagt hatte. Ganz Rom ahmt schon ihren gezierten Gang nach, ihre Koketterie, ihre Leichtfüßigkeit. ›Grazil wie Poppaea‹, das gilt schon unter den feinen Damen der Stadt als geflügeltes Wort. Doch das alles wäre mir egal, hätte sie sich nicht zum Ziel gesetzt, neben meinem Sohn auf dem Thron zu sitzen. Dabei macht sie meinen Sohn zum Narren, zum Gespött der Gesellschaft.« Sie atmete hastig, und ihr stattlicher Busen hob und senkte sich immer schneller.
    »Ist es zu glauben, dass er sich vor Monaten, als Poppaeas Gatte Otho noch in Rom weilte, des Nachts zu ihrem Haus tragen ließ, nur um sie einmal kurz zu sehen, wie er sagte? Was hat Otho, dieser Dummkopf, geantwortet? Er solle doch nach Hause gehen und sich schlafen legen. Und nun? Nun ist er Statthalter in Lusitania – Senecahat das veranlasst –, und sein schönes Weib ist in Rom und verdreht dem Kaiser den Kopf.«
    »Ist sie wirklich so schön?«, wagte Valerius eine Zwischenfrage.
    »Sei versichert, Tribun«, erwiderte Agrippina mit deutlich sichtbarem Unmut, »ich hasse diese Frau mit jeder Faser meines Herzens, aber, bei allen Göttern, sie ist die schönste Frau, die man jemals in den Mauern Roms gesehen hat!«
    »Könnte sie hinter den Anschlägen gegen deine Agenten stehen?«, fragte Valerius, der die Diskussion angesichts der aufgewühlten Emotionen wieder etwas versachlichen wollte.
    »Wer weiß?«, nahm Niger das Wort. »Zuzutrauen wäre es ihr, allerdings dürften ihr die Mittel fehlen. Wer das ins Werk setzt, muss selbst über ein Netz von Agenten verfügen.«
    »Es ist ihr zuzutrauen«, rief Agrippina, »dieser Frau ist alles recht, um ihr Ziel zu erreichen. Denk nur an die Gerüchte, die sie auf den Straßen Roms verstreuen lässt.«
    »Gerüchte?«
    Agrippina stockte. Ihr Gesicht lief rot an, und ihr Busen hob und senkte sich vor Zorn. »Diese ... diese widerwärtige Hexe streut das Gerücht, dass ich, um die Gunst meines Sohnes

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