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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Gesicht. Die Thermen brauchen einen neuen Pächter. Langsam kriecht der Nebel auf ihn zu und umhüllt ihn wie mit einem schmutzigen grauen Leichentuch.
    ***
    Die beiden Hauptstraßen von Colonia Claudia Ara Agrippinensium, der Cardo Maximus und der Decumanus Maximus, die den beiden senkrecht aufeinander stehenden Straßen eines römischen Lagers entsprechen, der Via principalis und der Via praetoria, erfahren außerhalb der Stadtmauern ihre Fortsetzungen. Sie führen schnurgerade zum nächsten Legionslager, nämlich nach Norden in Richtung Novaesium , nach Westen in Richtung Juliacum und nach Süden in Richtung Bonna , im weiteren Verlauf Mogontiacum. Nur nach Osten bildete der Rhein eine natürliche Grenze für jeglichen Straßenbau. Am Morgen nach dem grässlichen Unfall befand sich Marcus Valerius Aviola auf der Ausfallstraße in Richtung Westen. Die Nacht hatte ihm erholsame Ruhe geschenkt. Nun konnte er sich mit frischen Kräften an die Arbeit machen. An der Porta Herae , dem westlichen Stadttor, hatte er sein Legionspferd, das er in einem Mietsstall untergestellt hatte, abgeholt. Der Gutshof des Gaius Fulvius Petrusius war nur etwa zehn Reitminuten von der Stadt entfernt, unweit der Hauptstraße. Vielleicht hatte er hier mehr Glück mit seinen Ermittlungen. Der Nebel des gestrigen Abends hatte sich zum Glück völlig verzogen, aber die Sonne war inzwischen hinter dunklen turmartigen Wolken versteckt, was neuen Schnee verhieß. Es war auch wieder erheblich kälter geworden, und Valerius hüllte sich dankbar in seinen dicken Soldatenmantel, den er über seiner Uniform trug.
    Langsam ritt er die Hauptausfallstraße entlang. Vor den Toren hatte sich ein buntes Volk aus Händlern, Handwerkern und einheimischen Germanen niedergelassen. Vor allem Töpfereien waren es, die hier ihre Kunden suchten. Sie hatten ihre Stände entlang derStraße aufgebaut und warteten auf Kundschaft. Die einen priesen ihre Waren lauthals an, andere versuchten, durch große Schilder, in denen sie in ungelenker Schrift ihre Produktion vorstellten, Interessenten anzulocken. Schnurgerade führte die Straße, die von Legionären einst angelegt worden war, durch das Oppidum der Einheimischen. Hier und da winkte man ihm freundlich zu, aber auch manch argwöhnischer Blick folgte ihm. Was tat ein Tribun in dieser Gegend?
    Ein Schneeball streifte plötzlich seine Schulter, und lachend stieben die kindlichen Täter auseinander. Valerius lächelte. In wenigen Jahren würde der kleine Titus auch solchen Unsinn aushecken. Der Tribun gab seinem Pferd die Sporen und stürmte über die gut ausgebaute Straße durch den wolkenverhangenen Wintertag. Bald hatte er sein Ziel erreicht. Schon von weitem sah man den ausgedehnten Gutshof inmitten von weiten Feldern und umrahmt von kleinen Wäldern. Ein Bild des Friedens! Auf den Feldern wurden Pferde zugeritten, Sklaven waren mit dem Ausbessern von Zäunen beschäftigt, ein Karren brachte frisches Stroh zu den Ställen. Valerius ritt durch das breite Tor auf den Hof des Gutes. Ein Sklave eilte sofort herbei und kümmerte sich um sein Pferd.
    »Wer ist für den Hof im Augenblick verantwortlich?«, fragte er einen anderen, einen kahlköpfigen alten Mann, der schnell aus dem Haupthaus herbeigeeilt war.
    »Willkommen, edler Herr. Ich bin Ga... Gallius. Mö... möchtest du bitte hereinko... kommen?«
    Der stotternde Alte führte ihn schlurfend ins Haupthaus. Die große Wohnstube war gemütlich eingerichtet. Im Kamin brannte ein wärmendes Feuer. Sessel aus Korbgeflecht standen um einen langen Eichentisch herum. Bunte Wandmosaiken zeigten Pferdemotive in verschiedensten Formen, an der Stirnseite ein großes Mosaik von Epona, der gallischen Pferdegöttin.
    »Verzeih, dass ich dei... deine Frage erst jetzt be... be... beantworte. Wie du vielleicht gehö... gehört hast, ist unser Herr, Gaius Ful... Fulvius Pe... Petrusius durch einen Un... Unfall ums Leben ge... gekommen. Die Gö... Götter mögen ihm ein gut... gut... gutes Geleit geben. Bis zur end... endgültigen Ent... Ent... Entscheidung wird der Hof vom Verwalter ge... geleitet.«
    »Und wer ist das?«
    »Da... das ist Gul... Gulvenius. Ja, Gulve... venius ist der Vilicus. «
    »Und wo finde ich diesen ... Gulvenius?«
    »Ich bedauere, Herr, er ... er ist ni... nicht da. Er hat fü... fünf Pferde nach Tol... Tol... Tolbiacum verkauft und ... und sie persönlich hin... hingebracht. Wir er... erwarten ihn in ... in einigen Stu... Stunden zurück. Möchtest du wa...

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