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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Die werden es gar nicht gern sehen, dass jemand aus Rom geschickt wird, der ihnen ins Handwerk pfuscht. Vor allem mit Prätor Gaius Volturcius Crassus ist nicht zu spaßen. Aber auch der Aedil ist nicht gerade für seinen Humor bekannt, zurzeit schon gar nicht. Du wirst sie noch kennen lernen, Tribun, aber wie ich dich einschätze«, er musterte wohlwollend die kräftige Gestalt von oben nach unten, »wirst du das schon schaffen. Sollte ich dir behilflich sein können, kannst du dich jederzeit an mich wenden, ich bin nicht ohne Einfluss in der Stadt.«
    Valerius bedankte sich für das freundliche Angebot, nicht weniger für das Pferd und verließ das Flottenlager rasch, um vor Anbruch der Dunkelheit in die Stadt zu kommen.
    Vom Flottenlager führte eine gut ausgebaute Straße auf die breite Heerstraße, die in schnurgerader Linie die Städte Colonia Claudia Ara Agrippinensium und Bonna miteinander verband. Auch jetzt, zur elften Stunde, herrschte ein reges Treiben auf dieserStraße. Eine Kolonne von Fuhrwerken, Kutschen und Wagen aller Art bewegte sich in Richtung Stadt. Dutzende von Händlern und Bauern waren auf dem Heimweg und kamen ihnen entgegen. Eine Truppe leicht bewaffneter Soldaten strebte zum Flottenlager. Die Straße wurde gesäumt von Grabmälern aller Art, große und kleinere, protzige aus weißem Marmor, andere aus schwarzem Basalt, daneben kleine Gedenkstätten und Altäre. Ähnlich sah die Via Appia in Rom aus, nur waren die Grabmäler dort ungleich prächtiger und größer. Ein Grabdenkmal, das offensichtlich kurz vor seiner Vollendung stand, fesselte seine Aufmerksamkeit besonders. Er hielt sein Pferd an und stieg ab.
    Das Denkmal überragte mit seiner Höhe von etwa fünfzig Fuß alle benachbarten Bauten und bestand aus Sockel, Unter- und Obergeschoss sowie Dachaufbau. Die am Dach angebrachten Gerüste zeigten an, dass hier noch gebaut wurde. Beherrscht wurde das Grabmal von vier lebensgroßen Standbildern aus weißem Kalksandstein, zwei männlichen und zwei weiblichen Personen, die zwischen den himmelblauen Säulen des Obergeschosses standen. Die Figur in der Mitte trug eine Toga und stellte offenbar den Verstorbenen dar, während es sich bei den anderen Personen vermutlich um Familienangehörige handelte.
    Neugierig trat Valerius näher und studierte die in der Mitte des Untergeschosses angebrachte Widmungsinschrift. Das Grabmal war nach dem testamentarischen Willen eines Lucius Poblicius, Veteran aus der 5. Legion, für sich, seine Tochter Paula »und die noch Lebenden« errichtet worden. Armer Poblicius, dachte Valerius, was hast du jetzt von deinem Reichtum? Denn reich musst du gewesen sein, sonst hättest du dir ein solches Prachtgrab nicht leisten können. Hier ruht deine Asche und in den Steinen die Erinnerung an dich. Die Götter mögen dir ein gutes Geleit geben! Woran magst du gestorben sein? War es ein Fieber, das dich dahinraffte? Oder schlicht das Alter? Hast du zu viele Bacchus -Gaben genossen? Oder waren es die der Venus? Wie viel besser ist es doch, das Leben noch genießen zu können, auch wenn ich nicht über deinen Reichtum verfüge!
    Valerius wollte gerade sein Pferd besteigen, als sein Blick auf eine Stelle des Sockels unterhalb der Inschrift fiel. Wie vom Donnergerührt, starrte er auf das N, das mit ungelenker Hand in den Stein geritzt worden war. Zufall oder Absicht? Hatten Kinder hier herumgekratzt oder ...?
    Er ritt weiter. Hinter den Grabdenkmälern hatte sich eine kleine Stadt aus Holzhütten gebildet, die von lautem, buntem Treiben erfüllt war. Wie an der Kleidung zu erkennen, hatten sich dort im Schutz der nahen Stadt überwiegend Germanen niedergelassen, wahrscheinlich Ubier. Zwischen den schmalen Häusern tobten Kinder mit ihren Hunden herum, Greise saßen auf Holzbänken und genossen die letzten Strahlen einer versinkenden Sonne, Frauen holten ihre Wäsche herein, und Handwerker räumten ihr Werkzeug weg. Je näher er der Stadt kam, umso dichter wurde die Ansammlung der Häuser und ebenso der Verkehr, der ihn zur Stadt begleitete. Der Tribun vermutete, dass der Wagenverkehr innerhalb der Stadt nur zur Nachtzeit gestattet war, wie in Rom schon lange üblich. Kurz vor dem Stadttor passierte er einen kleinen Tempel, der auf der rechten Seite lag. Wem er gewidmet war, konnte der Römer nicht erkennen. Daneben befand sich eine kleine Kaserne der Straßenwache, die überwiegend aus Veteranen bestand. Auf seine Lanze gestützt, beobachtete einer der Wächter gelangweilt

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