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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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frisch und gestärkt. Der Wirt hatte ihm im Gastraum ein Frühstück aus Brot, kaltem Huhn und den Resten einer schmackhaften Pastete gebracht, und der Römer langte kräftig zu.
    Die Herberge war gut belegt, und eben machte sich ein Gast auf den Weg.
    »Wirt, lasst uns abrechnen!«
    »Ein Sextarius Wein, Brot: ein As, dann Fleischbeigabe: zwei As.«
    »In Ordnung!«
    »Das Mädchen: acht As!«
    »Auch in Ordnung!«
    »Heu für das Maultier: zwei As.«
    »Bei Jupiter, dieses Maultier wird mich noch in den Ruin treiben.«
    Sprach’s, zahlte und ging. Zurück blieb ein Tribun, der sich vor Lachen fast an seinem Huhn verschluckt hätte.
    Die lange Reise hatte ihre Spuren an Valerius’ Körper hinterlassen, und so beschloss Valerius, sich in den Thermen noch etwas verwöhnen zu lassen, bevor er seine anstrengende und nicht ungefährlicheMission antreten würde. Die Thermen der Ubierstadt waren um vieles kleiner als die üppigen, luxuriösen Badeanstalten Roms, die er gerne und häufig zu besuchen pflegte. Am Eingang erwarb er für ein halbes As eine Eintrittsmarke und begab sich zum Apodyterium , einem kahlen Raum mit Steinbänken und in Mauern eingelassenen Nischen, in denen die Kleidung abgelegt werden konnte. Er zog sich aus und mietete für einen Quadrans einen jungen schwarzlockigen Sklaven, der auf Kleidung und Gepäck aufpasste.
    »Wenn von den Sachen auch nur ein winziger Teil wegkommt, werde ich dir deinen Kopf abreißen!« Valerius hielt diese martialische Drohung für notwendig, da sich in seinem Gepäck immer noch Agrippinas Goldbeutel und seine wichtigen Dokumente befanden. Der Sklave warf einen schüchternen Blick auf Valerius und versprach, mit seinem Leben für das anvertraute Gut zu haften.
    Nur mit einem Lendenschurz bekleidet, ein bereitliegendes Handtuch über die Schulter gelegt, folgte er dem Schild mit dem Hinweis Frigidarium . Ein düsterer kleiner Raum, dem nur die offene Kuppel an der Decke karges Licht spendete, erwartete ihn. Das Wasser war eiskalt und erfrischend, und Valerius genoss die kühle Erfrischung mit einem Seufzer des Wohlbehagens. Jetzt zu dieser frühen Zeit waren die Thermen noch nahezu leer, im Kaltbad war er gar ganz allein.
    Nach zehn Minuten wechselte er in den nächsten Raum, wo das Schild Tepidarium lauwarmes Wasser verhieß. Hier saß lediglich ein älterer Mann im Becken, der ihn aus stumpfen Augen schweigend ansah. Frauen waren überhaupt nicht zu sehen, Valerius vermutete, dass sie entweder in einer anderen Abteilung oder zu anderen Zeiten badeten. Nur kurz hielt es ihn hier, das Heißbad lockte.
    Zwei junge Burschen lümmelten sich in dem kleinen Becken des Caldariums und betrachteten aufmerksam seinen athletischen Körper, als er das Tuch ablegte und seine ermüdeten Glieder in das heiße Becken ausstreckte. Sie begannen zu tuscheln und lachten.
    »Gibt es einen besonderen Grund für diese Heiterkeit?«, wollte Valerius wissen, und sein Ton war kaum freundlich zu nennen.
    »Verzeih, edler Herr! Wir überlegen nur gerade, ob wir dir zu Diensten sein können.«
    Valerius verstand. Es war nicht unüblich, dass junge Frauen und Männer in den Bädern ihre käuflichen Dienste anboten.
    »Danke!«, lachte er. »Ich bevorzuge eine ordentliche Massage.«
    »Auch das gehört zu unseren Künsten«, meinte der Jüngere von beiden und versuchte, ein verführerisches Lächeln auf seine vollen Lippen zu zaubern.
    Die Liebe zwischen Männern, die viele Römer verächtlich »Griechenliebe« nannten, hatte nie zu Valerius’ Vorlieben gehört, und so lehnte er freundlich, aber entschieden ab. Die beiden Knaben zogen einen Schmollmund und schwiegen, um bald darauf wieder mit kicherndem Tuscheln zu beginnen. Wohlig streckte sich der Tribun im heißen Wasser aus, ließ das wärmende Nass über den Kopf rieseln und tauchte zuletzt ganz unter Wasser. Als er wieder auftauchte, waren die Jünglinge verschwunden. Er verließ das Becken und machte einige gymnastische Übungen.
    Seine nächste Station war das Laconicum , der Schwitzraum. Er war wie die anderen schmucklos und weiß getüncht, Bilder und Fresken wie in Rom fehlten gänzlich. Nach oben verlief der Raum in eine Kuppel mit runder Öffnung, die durch eine an Ketten befestigte Bronzeplatte verschlossen war. Durch Anheben der Platte konnte der Schwitzende die Temperatur selbst regeln. Auch in diesem Raum war er ganz allein.
    Eine wohlige Müdigkeit überkam Valerius. Er ließ seine Gedanken treiben. Cynthia! Ob sie wohl vernünftig

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