Agrippina - Kaiserin von Rom
Lärm nicht wäre ...
»Wach auf, Tribun! Schnell!«
Marcus Valerius Aviola erwachte schweißgebadet. Ein Traum, nur ein böser Traum! Aber sehr realistisch, denn die rasenden Kopfschmerzen mussten wohl von den Trommeln rühren, oder? Aber das Trommeln gegen seine Tür war kein Traum. Taumelnd erhob er sich und wankte zur Tür. Ein Sklave stand atemlos vor seiner Tür und keuchte: »Verzeih, Tribun, aber Peliodoros bittet dich, sofort zu ihm zu kommen. Es ist etwas ... passiert.«
Schlagartig war Valerius wach.
»Dirana? Was ist mit ihr geschehen? Los, sprich, oder ich werde dich ...!«
Der Sklave duckte sich. »Bitte verzeih, edler Herr, ich weiß nichts. Mein Herr hat nur gesagt, ich soll dich sofort holen.«
»Warte einen Augenblick!« So schnell hatte Valerius seine Uniform sonst nur angezogen, wenn feindliche Horden vor dem Lager gestanden hatten. Ein wenig Wasser ins Gesicht, mehr Zeit war nicht. Zusammen stolperten sie durch die leeren Gassen. Die Stadt war gerade erst erwacht.
»Welche Zeit?«, rief Valerius.
»Die erste Stunde, Herr!«
Sie überquerten das Forum , rannten an der Säulenhalle vorbei und erreichten den Cardo Maximus. Weiter die Hauptstraße hinunter in Richtung Nordtor. Vor dem Nordtor bogen sie links in eine Gasse ein und standen kurz danach vor dem kleinen Haus des Griechen. Der stand in der Tür und erwartete sie schmunzelnd. Schmunzelnd? Valerius war verwirrt.
»Gut gemacht, Caesix! So schnell warst du noch nie.«
Valerius wunderte sich über die Fröhlichkeit in der Miene des Arztes und rief atemlos: »Was ist los? Wie geht es Dirana?«
»Der geht es gut. Aber tritt erst einmal herein. Es muss nicht die ganze Straße wissen, was sich hier ereignet hat.« Er führte ihn durch die Eingangshalle in einen kleinen Raum, der offenbar sein Behandlungszimmer war.
»Darf ich dir etwas anbieten?«
Valerius verneinte ungeduldig.
»Ich verstehe«, sagte Peliodoros, »aber sei versichert, Dirana geht es gut. Sie hatte eine schlimme Nacht hinter sich, aber gegen Morgen ging es ihr spürbar besser. Dennoch hat sich hier heute Nacht etwas Merkwürdiges ereignet, und da kommt mir der Leiter der städtischen Polizei gerade recht.«
»Polizei?«
Valerius musste ein ziemlich dummes Gesicht gemacht haben, denn der Arzt lächelte nur.
»Folge mir bitte!«
Sie verließen den Behandlungsraum, und Peliodoros öffnete den Vorhang des gegenüberliegenden Raumes und schob Valerius einfach hinein. Auf der Liege vor ihnen lag die Leiche einer älteren Frau, das bleiche Gesicht im Todeskampf verzerrt. Die blau angelaufenen Würgemale am Hals verrieten auch dem unkundigen Betrachter sofort den Grund ihres Todes.
»Sie wurde erwürgt, nicht wahr? Wer ist sie?«
»Ja, sie wurde erwürgt«, bestätigte der Arzt, »und sie ist oder besser war meine alte Köchin Babilia.«
»Deine Köchin? Wer bei Juno sollte Interesse daran haben, deine alte Köchin zu erwürgen? Es sei denn, du hast ihre Küche nicht mehr ausgehalten.«
»So schlecht hat sie nicht gekocht. Im Gegenteil, sie hat mir viele Jahre treu gedient. Ich bedauere ihren Tod sehr, umso mehr, als sie wohl nur durch das blinde Walten der Tyche zum Opfer wurde. Der Mörder muss sie in der Dunkelheit für eine andere gehalten haben.«
»Für eine andere?«, murmelte Valerius erschrocken. »Du meinst für ... Dirana?«
»Lies diesen Zettel, Tribun! Ich fand ihn im Mund der Toten!«
Mit diesen Worten reichte er dem Tribun ein Stück zusammengerollten Papyrus. Valerius rollte das Zettelchen auf und las voller Erstaunen:
Tribun,
diesmal hat es nur dein Weib getroffen. Beim nächsten Mal kann
es dein Filius sein, beim übernächsten Mal bist du es!
Stell deine Ermittlungen ein, oder ihr alle werdet sterben!!!
Jemand, der es gut mit euch meint!
XX.
Verdienter Lohn
»Dirana war in großer Gefahr, nicht wahr? Mag auch der erste Anschlag mir gegolten haben, jetzt hatte es der Täter auf sie abgesehen.«
»Sie war zu keiner Sekunde in Gefahr, Tribun. Sie schlief in meiner Kammer, und das ist der einzige Raum im Haus, der über ein solides Schloss verfügt.« Peliodoros seufzte. »Ich werde mich wohl jetzt auch um ein gutes Schloss für die Eingangstür kümmern müssen.« Dann sagte er mit ernster Miene: »Ich weiß nichts von deinen Angelegenheiten, Marcus Valerius Aviola, aber du scheinst gefährliche Gegner zu haben. Wie die Dinge liegen, bist du in großer Gefahr. Und nicht nur du! Wo ist eigentlich dein Sohn?«
»Ich werde ihn umgehend in
Weitere Kostenlose Bücher