Agrippina - Kaiserin von Rom
... Faustus oder ... nein, warte, Ausonius, Aufidius, nein ... Aulus. Er heißt Aulus, ich weiß es genau.«
»Hab Dank, Lavinia. Ich werde mich darum kümmern. Vielleicht hat er ja etwas damit zu tun.«
»Und der Kleine?«
»Wie?«
»Ich meine, was wirst du jetzt mit deinem süßen Söhnchen anfangen, jetzt, wo die Mutter ...« Sie vollendete den Satz nicht.
»Titus? Ja, jemand wird sich um ihn kümmern müssen. Ich weiß noch nicht.«
»Wenn du es wünschst, Herr, werde ich das gerne tun. Du musst wissen, die Götter haben es Vetusius und mir versagt, eigene Kinder zu haben.«
Valerius dachte einen Augenblick nach. Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Titus! Wer bei allen Göttern mochte sich nun um den Kleinen kümmern? War er nicht vielleicht auch in Gefahr? Einstweilen ...
»Ich nehme dein Angebot an«, sagte er entschlossen. »Nimm ihn mit und pass gut auf ihn auf. Ich werde es dir entgelten.«
Lavinia schien entzückt. »Mach dir keine Sorgen, Herr, und kümmere dich um dein Weib. Die Götter mögen ihr baldige Genesung schenken. Sobald ich kann, will ich Minerva ein Opfer bringen. Und den Kleinen, ich werde ihn hüten wie meinen Augapfel.«
»An den Thermen?«
»Wie? Äh, ja, wir wohnen über dem Laden. Das dritte Haus hinter den Thermen, es ist gelb gestrichen. Du kannst es nicht verfehlen. Komm, mein Kleiner!«
Valerius verabschiedete sich zärtlich von seinem völlig verstörten Söhnchen. »Geh mit Lavinia, mein kleiner Schatz, und folge ihren Worten. Ich komme dich so bald wie möglich besuchen.«
XIX.
Tod einer alten Köchin
Inzwischen hat sich die Menschenmenge verlaufen. Viele nehmen das Isis-Fest zum Anlass, um sich in den umliegenden Tabernen und Kneipen an wilden Zechgelagen zu erfreuen. Rings um das Forum bleibt kein Platz in den Kneipen leer, und der ausgelassene Gesang der Zecher erfüllt die menschenleeren, dunklen Gassen.
Auch die Kneipe Ad Tres Sorores ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Betrunkene Männer und kaum bekleidete Frauen, die sich kreischend auf ihren Knien winden. Schamlos dulden sie die gierigen Finger der Männer auf ihren Leibern und ermuntern sie durch zotige Reden. Der billige Wein fließt in Strömen, und die beiden Sklaven, die heute bedienen, kommen mit den Bestellungen nicht nach. Das verspricht eine gute Einnahme, aber Aulus, der Wirt, hat nicht wie sonst seine Freude daran. Der stämmige, bärtige Mann hockt missmutig in einem winzigen Nebenraum und lässt das wütende Geschrei seines Tischnachbarn über sich ergehen.
»Pscht! Nicht so laut! Meine Gäste ...!«
»Deine Gäste mögen in den Hades fahren«, schreit der Mann. Die Kapuze, die sein ganzes Gesicht verdeckt, ist etwas verrutscht und gibt ein Gesicht frei, das von Wut fratzenhaft entstellt ist.
»Bei Pluto, du bist ein blutiger Anfänger! Statt des Mannes erwischst du seine Frau! Du musst völlig betrunken gewesen sein, du elender Stümper.« Krachend fährt dem Wirt eine Ohrfeige ins Gesicht. Sein Kopf prallt nach hinten gegen die gekalkte Wand. Immer weitere Schläge prasseln auf Aulus ein, der sie jammernd hinnimmt. Zwischendurch versucht er in jämmerlichem Tone, sich zu rechtfertigen: »Aber gerade in dem Augenblick, in dem der Dolch ihn treffen sollte, macht das unselige Weib eine Bewegung und schiebt sich dazwischen. Was hätt’ ich denn machen sollen? Die Götter waren gegen uns!«
»Die Götter! Die Götter!«, höhnt sein Gegenüber. »Die Götter haben mit deiner armseligen Stümperarbeit nichts zu schaffen.Wenn das der ...«, er verkneift sich den Namen, »wenn das bekannt wird, hast du dein Leben verwirkt!«
»Gnade«, winselt der schmierige Wirt, »ich habe immer getan, was von mir verlangt wurde. Noch nie habe ich ...«
»Ist sie wenigstens tot?«
Eiskalt und mitleidslos ist die Stimme des Mannes. Er scheint sich wieder beruhigt zu haben und blickt den Wirt durchdringend an. Der windet sich unter den Blicken wie unter der Folter. Leise stammelt er: »Ich weiß es nicht, der Stoß traf ja ganz falsch. Statt das Herz des Tribunen hab’ ich die Seite der Frau getroffen.«
»So! Nun, dann bring dein Werk zu Ende. Wir werden das Beste daraus machen. Auch so lässt sich der Sache noch etwas abgewinnen.«
»Du meinst, ich soll sie ...?«
»Hör zu, Aulus, du schmieriger Nichtsnutz. Das ist deine einzige Chance. Ich werde es unserem ... äh ... Auftraggeber schon erklären. Aber sterben muss sie, und zwar sofort!«
»Aber wie soll ich das machen?« Aulus winselt
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