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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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verzichten, die ihm sonst die Nacht versüßt. Jung ist sie ja nicht mehr, aber erfahren. Das macht einige Jahre wett.
    Schritte, leise Schritte.
    »Aulus?« Kaum hörbar wispert eine Stimme seinen Namen.
    »Hier bin ich«, flüstert er und tritt vorsichtig aus dem Schatten des Eingangs.
    »Das ist gut, sehr gut! Wir kommen, um dir deinen verdienten Lohn zu bringen«, murmelt eine Stimme, und das ist auch das Letzte, was Aulus in seinem schändlichen Leben hören wird. Krachend fährt eine Keule auf seinen Kopf nieder. Vorsichtig blicken die beiden Männer um sich. Niemand hat sie gesehen. Sie schleifenden schweren Körper des bewusstlosen Mannes über die Straße, eine dünne Blutspur markiert ihren Weg. Bis zum Tempel des Jupiter Dolichenus sind es nur wenige Schritte. Und vor dem Tempel steht eine knorrige alte Eiche ...
    ***
    Bis zu den Thermen war es nicht weit. Aber vorher hatte Valerius einen Abstecher zu seiner Statio gemacht und fünf Mann seiner Wache mitgenommen. Langsam erwachte die Stadt, und die kleine Truppe marschierte mitten durch die Schar der Händler, die am Forum ihre Stände aufbauten. Hinter dem Platz bogen sie links ein, überquerten eine Seitenstraße und sahen zur Linken schon das Thermengebäude. Valerius warf einen Blick in die Straße.
    »Augenblick, Männer!«
    Das dritte Haus hinter der Ecke verfügte über einen safrangelben Anstrich. Ein großes Schild in Form einer Brezel verkündete dem hungrigen Betrachter:

    ** Feine Backwaren **
Gefüllte Brote, Kuchen, Pasteten
Zuckerbackwaren aus eigener Herstellung
* Vetusius freut sich auf euren Besuch *

    Der Laden war schon geöffnet, und Sklaven trugen Säcke von Mehl hinein. Irgendwo hinter dieser safrangelben Mauer würde der kleine Titus in einem Bettchen liegen, und Valerius war darüber sehr beruhigt. Trotzdem würde man einen sichereren Platz für ihn finden müssen, und Valerius wusste auch schon wo. Zur Sicherheit aber ließ er zwei Mann zurück und schärfte ihnen höchste Wachsamkeit ein.
    »Weiter, Männer. Kennt ihr die Kneipe Ad Tres Sorores ?«
    Einer der Männer machte eine abschätzige Handbewegung.
    »Eine üble Spelunke. Oft schon wurden wir dorthin wegen Schlägereien oder Diebstählen gerufen. Die Huren dort beklauenihre Freier gerne, wenn sie betrunken genug sind. Da vorne um die Ecke, dann das zweite Haus.«
    Die Taberna hatte noch nicht geöffnet, und die billigen Huren hatten ihren Platz vor dem Eingang auch noch nicht eingenommen. Wuchtig schlugen die Faustschläge gegen die massive Tür.
    »Sollen wir sie aufbrechen?«, meinte einer der Männer.
    »Warte noch, Castus!«, grummelte Valerius und schlug erneut gegen die Tür, diesmal mit dem Schwertknauf.
    »Aufmachen! Im Namen des Kaisers!«
    Dieser Satz, den er in seiner Zeit als Prätorianertribun häufig angewandt hatte, mochte hier in der Provinzstadt etwas vermessen klingen, verfehlte aber seine Wirkung nicht. Schlurfende Schritte näherten sich von innen der Tür, ein Riegel wurde zurückgeschoben, dann lugte ein müdes, verhärmtes Gesicht durch den Türspalt.
    »Ja?«
    Valerius gab ein Zeichen, und einer seiner Vigiles warf sich mit voller Kraft gegen die geöffnete Tür. Die Gestalt hinter der Tür wurde unsanft zurückgeworfen und prallte gegen einen der Tische. Ein Schwall abgestandener Luft empfing sie, eine Mischung aus saurem Wein, billigem Essen und den Ausdünstungen vieler Menschen.
    »Aber ...«
    Valerius schnitt den aufkeimenden Protest des Sklaven sofort ab. »Wo ist der Wirt? Wo ist Aulus, dein Herr?«
    Der Mann verzog das Gesicht schmerzhaft und betastete die Beule, die er sich am Tisch zugezogen hatte. Er machte ein trotziges Gesicht.
    »Is nich da.«
    »Durchsuchen!«
    Valerius’ Männer stellten die ganze Kneipe auf den Kopf, den Wirt fanden sie nicht. Valerius zückte sein Schwert und tippte mit der Spitze auf die Nase des Sklaven.
    »Wann hast du Aulus zuletzt gesehen? Antworte, du Wurm!«
    Schreckensbleich erwiderte der Sklave: »Gestern Abend, edler Präfect, gestern Abend.«
    In seiner Not hatte er Valerius befördert, aber der ging nicht darauf ein.
    »Aulus wird polizeilich gesucht! Wer ihn versteckt oder seinen Aufenthaltsort nicht preisgibt, obwohl er ihn kennt, wird bestraft. Sklaven gehen ad bestias. Der Laden hier wird auf behördliche Anordnung vorerst geschlossen. Es ist ein entsprechendes Schild anzubringen. Zuwiderhandlungen werden ebenfalls hart bestraft! Abrücken!«
    Valerius wusste sehr wohl, dass er seine Kompetenzen

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