Agrippina - Kaiserin von Rom
Sicherheit bringen, und Dirana auch. Ist sie transportfähig?«
»Ich fürchte nein.«
»Dann werde ich hier zwei meiner Männer stationieren, bis ich sie an einen sicheren Ort bringen kann. Du bist einverstanden?«
Peliodoros hatte keine Einwände. Zusammen besuchten sie Dirana, die Valerius aus munteren Augen zuversichtlich anstrahlte. Selbstverständlich hatte man ihr den nächtlichen Anschlag verschwiegen.
»Es geht mir schon viel besser, Liebster. Sicher kann ich schon morgen nach Hause, nicht wahr, Peliodoros?«
Peliodoros schüttelte sein kahles Haupt.
»Morgen noch nicht, edle Herrin. Noch besteht die Gefahr, dass die Wunde sich entzündet.«
»Was würde dann passieren?«, fragte Valerius zaghaft, dem die Gefahr sich entzündender Wunden aus dem Kriegsdienst nur zu bekannt war.
»Du wirst es aus den Feldlazaretten kennen, Tribun. Ich müsste sie dann ausbrennen oder herausschneiden.«
»Ausbrennen! Herausschneiden!«, hauchte Dirana erschrocken.
»Noch ist es nicht so weit, sei unbesorgt. Wenn der Heilungsverlauf so andauert, müssen wir uns keine Sorgen machen. Ein Sklave wird ständig in deiner Nähe sein.«
»Und ich werde dir zwei meiner Männer zur Wache hier lassen«, ergänzte Valerius.
»Du gehst fort?«
»Ich muss mich um den kümmern, der hinter diesen Sachen steckt. Er wird dafür bezahlen. Bei den Göttern, das wird er!«
»Bitte sieh auch nach Titus. Der Kleine, sicher wird er furchtbare Angst haben.«
Valerius versprach es und verschloss die bittenden Lippen mit einem langen Kuss. Dann machte er sich auf den Weg.
***
Zufrieden streicht sich Aulus, der schmierige Wirt der Kneipe Ad Tres Sorores, über den ungepflegten Bart. Er hat seinen Auftrag erledigt und seinen Fehler gutgemacht. Sein Auftraggeber wird zufrieden sein. Aber seine Augen funkeln hasserfüllt. Wie der mit ihm umgegangen ist, wird er nicht vergessen. Irgendwann kommt die Gelegenheit ...
Eben ist die Sonne aufgegangen und taucht die erwachende Stadt in ein blasses Licht. Es ist ordentlich kalt, und Aulus wickelt sich in seinen Mantel, zieht die Kapuze tief ins Gesicht. Man muss ihn ja nicht erkennen, und er ist ein bekannter Mann, jedenfalls in bestimmten Kreisen. Wenn das hier erledigt ist, will er mit den Leuten, die ihm das eingebrockt haben, nichts mehr zu tun haben. Zu gefährlich, viel zu gefährlich. Da lobt er sich seine Taberna . Die ernährt ihren Mann auf leichtere Weise.
Behutsam lugt er aus dem Hauseingang hervor. Hier, hinter dem alten Tempel des Jupiter Dolichenus, stehen einige verkommene, unbewohnte Häuser, die der Magistrat bald abreißen lassen wird. Platz für neue, schöne Wohnhäuser. Einen besseren Platz für einen verschwiegenen Treffpunkt gibt es in ganz Colonia Claudia Ara Agrippinensium nicht. Aulus grinst. Er kennt sich in der Stadt aus.
Und auch sonst. Wie er das heute Nacht gemacht hat. Respekt! Einfach in das Haus des Arztes hinein, die Frau des Tribuns erwürgt und wieder heraus. Keiner hat’s gemerkt, kein Sklave ist schreiend hinter ihm hergelaufen, niemand hat ihm die Vigiles auf den Hals gehetzt. Einfach war’s, ganz einfach! Und die Frau? Was geht sie ihn an. Ehemalige Sklavin des Aedils , die sie war. Aulus kennt sie noch aus der Zeit, als sie Amulette und solche Sachen in den Gassen am Forum verkauft hat. Zu gerne hätte er sie damals auf sein Lager gezogen ... Aber die Schöne hatte nicht einmal eine Antwort für ihn, wenn er ihr auf den Gassen nachgestellt hatte. Schnippisch und schnöde hatte sie ihm einmal empfohlen, sich an die »Damen« seines Etablissements zu wenden. Arrogantes Luder! Schnappt sich einen echten Tribun und spielt die feine Dame. Verkehrt nur noch in besseren Kreisen, die edle Herrin. Aulus spuckt aus. So eine wie die müsste er in seiner Taberne haben, da würden die Sesterzen in seinen Lederbeutel springen. Aber die ist ja zu fein für so was. Nun ist sie tot, und Aulus wird daran verdienen. Er weint ihr keine Träne nach!
Wenn sein Auftraggeber nur endlich kommen würde.
Aulus verspürt ein menschliches Bedürfnis, traut sich aber nicht, den Hauseingang zu verlassen. So erleichtert er sich eben gegen die alte Tür, die kaum noch in ihren rostigen Angeln hängt. Die Wachen am Westtor haben ihm eben schon einen misstrauischen Blick zugeworfen. Mit denen will er lieber nicht ins Gespräch kommen.
Wann kommt er endlich? Aulus möchte seinen Lohn einstreichen und dann ins Bett. Er ist müde, furchtbar müde. Heute wird er auch auf Vinacia
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