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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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wie ein geschlagener Hund. »Sie haben sie in das Prätorium gebracht, und das wird bewacht. Sicher wird auch der Tribun an ihrem Bett wachen, und dann ist da noch der Arzt.«
    »Deine Sache. Deine einzige Chance. Wenn sie stirbt, wirst du leben. Lebt sie, stirbst du. So einfach ist das! Wenn du die Sache erledigt hast, treffen wir uns am Westtor. Ich erwarte dich spätestens bis zur dritten Stunde. Hast du verstanden? Zur dritten Stunde, nicht später!«
    Aulus nickt nur. Zur dritten Stunde. Er wird da sein. Eine Frage aber hat er noch. »Was ... äh, was ist mit meinem Lohn? Ich meine ...«
    »Dein Lohn?«
    Die Gestalt mit der Kapuze lacht höhnisch. »Du willst für deine Stümperarbeit auch noch bezahlt werden? Sei froh, wenn dir dein Leben bleibt.«
    Dann wird seine Stimme ruhiger. »Wenn du deine Arbeit zu unserer Zufriedenheit erledigst, sollst du deinen Lohn erhalten.«
    »So viel wie beim letzten Mal?«
    »So viel wie beim letzten Mal. Wir waren noch immer großzügig, oder?«
    Aulus nickt stumm.
    Der Mann hat seine Kapuze gerade gerückt. Er will hier nicht gesehen werden. Schon will er aufstehen und gehen, da kommt ihm eine Idee.
    »Bring mir ein Stück Papyrus und einen Stilus «, lautet der knappe Befehl.
    »Papier? Griffel? Wozu das?«
    »Tu es«, faucht der Mann, »tu es und frag nicht so blöde, du verstehst eh nichts!«
    Aulus bringt sofort das verlangte Papier. Der Mann kritzelt hastig einige Zeilen darauf und faltet es zusammen.
    »Das hinterlässt du an ihrer Leiche!«
    »An ihrer Leiche?«
    Wieder eine schallende Ohrfeige. Blut spritzt aus der Nase des bärtigen Wirts.
    »Tu es einfach, du Esel, und frag nicht weiter!«
    ***
    Valerius kam es wie Stunden vor, bis Peliodoros endlich aus dem Zimmer trat, in das man Dirana gebracht hatte. Der Arzt wischte sich seine Hände an der grauen Tunica ab, die blutbefleckt war.
    »Wie geht es ihr?«, rief Valerius
    »Ein Messerstich. Er hat sie seitlich unterhalb des Herzens getroffen. Im Augenblick schläft sie. Ich muss unbedingt in meine Praxis. Die Wunde braucht einen Kräuterverband, den ich dort herstellen muss. Jemand sollte auf sie aufpassen, bis ich zurück bin.«
    »Ja, natürlich«, murmelte Valerius, »kommt sie ... ich meine, wird sie überleben?«
    »Das wissen die Götter«, sagte Peliodoros sachlich, »wenn die Klinge die Lunge getroffen hat, müssen wir das Schlimmste befürchten. Aber auch ohne diesen schlimmsten Fall wird es sehr kritisch werden. Sie hat sehr viel Blut verloren, und die Wunde kann sich entzünden, denn es ist zu befürchten, dass das Messer unsauber war.«
    »Verstehe!«
    »Ich bin in einer halben Stunde mit einigen Sklaven zurück. Hier kann sie nicht bleiben. Ich habe in meinem Haus einen Raum, in dem ich sie besser versorgen kann. Wenn du einverstanden bist, werden wir sie dorthin bringen.«
    Valerius nickte nur.
    »Wenn sie aufwacht, sprich ganz ruhig mit ihr. Sie darf sich nicht aufregen.« Mit schnellen Schritten verließ der Arzt das Gebäude.
    Vorsichtig öffnete Valerius die Tür. Dirana lag immer noch auf dem Tisch. Sie war bis zum Hals mit einer Decke zugedeckt. Das Gesicht war wachsbleich und maskenhaft. Valerius ergriff ihre Hand und setzte sich neben sie. Nach wenigen Minuten schon öffnete Dirana ihre Augen und blickte Valerius liebevoll an.
    »Hast du Schmerzen, Muscula ?«
    Ein feines Lächeln zog über ihre Lippen.
    »Nicht so schlimm, Liebster, nicht so schlimm.«
    Aber ihr schmerzverzogener Mund strafte sie Lügen.
    »Wo ist Titus?«, hauchte sie und zupfte unruhig an der Decke.
    »Er ist in guten Händen, mach dir keine Sorgen.«
    »Was, was ist eigentlich geschehen? Ich verstehe das alles nicht.«
    »Jemand hat dir von hinten einen Dolchstoß versetzt. Ich bin dem Burschen schon auf der Spur.«
    »Warum nur, warum?«
    »Ich weiß es nicht, noch nicht, aber ich vermute, dass der Anschlag mir gegolten hat. In dem Gedränge hat der Täter wohl sein Ziel verfehlt.«
    »Hängt es mit deinem Auftrag zusammen?«
    »Ich bin sicher, dass es so ist.«
    »Dann bist du auch in Gefahr, mein Liebster!«
    »Ich werd’ schon auf mich aufpassen. Im Augenblick ist nur wichtig, dass du bald wieder gesund wirst. Peliodoros wird bald zurückkehren und deine Wunde mit einem Kräuterverband versorgen. Das wird dir sicher gut tun, nicht wahr?«
    »Sicher wird es das«, murmelte Dirana, und Sekunden danach war sie wieder eingeschlafen. Vorsichtig hoben drei kräftige Sklaven Dirana auf eine Bahre und trugen sie heraus.

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