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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Tagen solltest du dein Haus nicht verlassen und
    erst recht keine Einladungen annehmen. Gefahr droht von einer
    Seite, von der du es nicht erwartest!

    Eine Unterschrift fehlte.
    »Ist es das, was ihr unter Geheimhaltung versteht?« Nero schäumte. Er trat voller Wut gegen ein Sitzkissen, das quer durch den Raum flog.
    »Wer ... äh ... wer könnte es geschrieben haben?«, fragte Tigellinus vorsichtig.
    »Das wissen wir noch nicht, aber wir werden es schon noch herausbekommen.«
    »Der Palast hat tausend Ohren«, sagte Tigellinus und bemühte sich um einen sachlichen Ton.
    »Die Hauptsache ist doch, dass die Nachricht Agrippina nicht erreicht hat, nicht wahr? Die Götter sind uns gewogen, also sei unbesorgt, Cäsar.«
    »Und wer sagt mir, dass es nicht noch weitere Schreiben dieser Art gibt?«
    Anicetus überlegte einen Augenblick lang, dann antwortete er schnell, um Tigellinus nur ja zuvorzukommen: »Woher sollte der unbekannte Schreiber wissen, dass seine Warnung abgefangen wurde? Da er das aber nicht wissen konnte, hat er sicherlich nicht ein zweites Schreiben verfasst, edler Cäsar. «
    Nero brummte etwas vor sich hin und nickte trotzig. Das hatte ihn überzeugt. Seine Wut verzog sich so schnell, wie sie gekommen war. Die Männer waren erleichtert. Anicetus wagte sich erneut vorsichtig aus der Deckung.
    »Es ist auch völlig egal, was der Schmierer auf seine Tafel gekratzt hat. Wir sind mit dem Schiff schon fast fertig. Aber die Dinge brauchen ihre Zeit. Wer wüsste besser als du, Cäsar, dass es nicht noch einmal zu einem Misslingen kommen darf.«
    »Du meinst wie mit dem Bett, nicht wahr?«
    »Ja, Herr. Und doch war es nicht meine Schuld.«
    »Quak! Schuld! Du quakst wie eine meiner Enten auf dem Teich. Das mit dem Bett hast du vermasselt, und nur meine göttlicheGnade hält dich am Leben. Aber ihr solltet meine Geduld nicht überstrapazieren! Dieses Weib nervt ohne Ende. Kein Tag, an dem sie mir nicht sagt, wie ich mich kleiden soll, wie ich regieren soll, wen ich lieben soll, wen ich bestrafen soll. Und auf der anderen Seite höre ich von meiner liebreizenden Poppaea nur immer, ich solle endlich erwachsen werden. Ich, der Imperator und Cäsar des größten Reiches auf Erden. Lachhaft, nicht wahr?«
    Er machte eine kurze Pause um tief Luft zu holen. Dann fuhr er mit sich überschlagender Stimme fort: »Mein Reich erstreckt sich vom Rhein bis zum Tiber, von der Donau bis zum Euphrat, von den dunklen Wäldern Britanniens bis zu den ewigen Wüsten Arabiens. Der stolze Nubier zahlt mir ebenso Tribut wie der langbärtige Gallier, der schweigsame Ägypter ebenso wie der kampflustige Thracer. In meinem Reich geht die Sonne nicht unter, und wo immer die Sternennacht dunkle Erde bedeckt, wo immer die Sonne Licht schenkt, steht einer meiner Legionäre und wacht. Ich ... ich bin der Imperator, der Cäsar , ich bin ... Gott, Gott, Gott!«
    Speichel spritzte in die Gesichter der beiden Männer, die erschrocken schwiegen. Mit seinen sorgfältig manikürten Fingern wies er auf seine Vasallen und schrie: »Ihr, ihr werdet tun, was euer Cäsar von euch verlangt, oder, bei Jupiter, euer Leben ist verwirkt!«
    Einen Augenblick herrschte unnatürliches Schweigen. Dann fiel Anicetus auf seine Knie und hob seine Hände wie zum Gebet. Tränen rannen über sein Gesicht (wer mag schon über ihre Echtheit urteilen), und mit erstickter Stimme stammelte er: »Edler Cäsar , großmütiger Herrscher, Göttlicher! Ein Missverständnis. Das alles ist ein großes Missverständnis. Siehe, wir arbeiten Tag und Nacht daran, deinen Wünschen nachzukommen.«
    »Und wie schon gesagt, wir sind fast fertig«, ergänzte Tigellinus mit fester Stimme. Die Komödie, die der devote Anicetus hier veranstaltete, widerte ihn an.
    »Was, was heißt das genau?«
    Anicetus schien sich gefasst zu haben. Er erhob sich wieder, hob die Hand wie zum Schwur und sagte feierlich: »Ich schwöre bei Jupiter, bei Juno und Minerva: Noch vor Ablauf der großen Quinquatrien wird Agrippina sterben!«
    Nero blickte ihn misstrauisch an. Gleichzeitig bemächtigte sich seiner große Erregung. »Du meinst ... versteh ich dich richtig? Du schwörst? Und haftest für deinen Schwur mit deinem Leben?«
    »Ich hafte mit meinem Leben, göttlicher Cäsar. Die großen Quinquatrien , die hohen Festtage der Minerva, dauern fünf Tage, vom 19. bis zum 23. Martius. Agrippina wird den zweiten Tag nicht mehr feiern! Wenn sie den zweiten Tag noch erlebt, magst du mein Haupt den Palasthunden zum

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