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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Fraß vorwerfen.«
    »Den Palasthunden, ja? Das ist ein Wort, hi hi, ein tapferes Wort. Nie werde ich dir das vergessen, treuer Freund. Lass dich umarmen und sei gewiss, dein Cäsar wird es dir entlohnen.«
    »Dein Glück ist mir Lohn genug«, sagte Anicetus schmeichlerisch, während Nero ihn an seine Brust zog.
    »Und du, mein Tigellinus? Du sagst gar nichts?«
    »Ich genieße es, dass du glücklich bist, denn dein Glück ist auch mein Glück.«
    »So, ist das so?«
    Nachdenklich sah Nero seinen Polizeipräfecten an.
    ***
    Einigermaßen ratlos starrte Marcus Valerius Aviola auf die Liste auf seinem Schreibtisch, bis die Buchstaben vor seinen Augen zu verschwimmen begannen. Es machte alles keinen Sinn! Er kam mit seinen Ermittlungen nicht weiter, und die Zeit lief ihm davon, das spürte er. Wieder streckte er die Hände zu dem kleinen Kohlebecken hin, das dem winzigen Raum der Statio wenigstens einen Anflug von Wärme verlieh. Der Winter hatte sich überraschend zurückgemeldet, und die Stadt lag noch einmal unter einer dichten Decke von Eis und Reif. Rastlos wanderten seine Gedanken zu Dirana zurück. Vier Tage waren seit dem feigen Anschlag vergangen, und Peliodoros hatte endlich einer Verlegung Diranas zugestimmt. Nun befand sie sich zusammen mit dem kleinen Titus auf dem Landgut des Subrius Caesonius in Durnomagus und das bedeutete: Sie waren in Sicherheit.
    Die Tochter des Caesonius, die liebreizende Antonia, war Diranas Freundin, und zusammen hatten sie in Colonia Agrippinensium im Auftrag von Caesonius einen kleinen Weinhandel betrieben, der freilich zur Zeit geschlossen war. Zugleich war Antonia die Freundin von Valerius’ bestem Freund, Gaius Tullius Eximius.
    Valerius seufzte. Wie gut hätte er in diesen Zeiten einen Freund wie ihn gebrauchen können, aber er hatte gehört, dass Gaius überraschend für einige Wochen zur Garnison von Mogontiacum abkommandiert worden war. Es gab Probleme mit dem aufrührerischen Stamm der germanischen Chatten, und deshalb fanden im Gebiet von Mogontiacum Truppenkonzentrationen statt. Wenn alles gut ging, würde Gaius in einigen Tagen zurückkehren, so hoffte jedenfalls Antonia.
    Valerius legte die Liste beiseite und griff noch einmal nach dem Brief, den er soeben aus Rom erhalten hatte. Beunruhigend, was da zu lesen war, und beunruhigender noch, dass der Freund so offen sprach. Das konnte beide in höchste Gefahr bringen. Nicht auszudenken, wenn dieser Brief in falsche Hände geraten wäre:

    Quintus Horatius Pulcher sagt seinem lieben Freund Marcus
    Valerius Aviola einen herzlichen Gruß

    Einige Wochen ist es jetzt her, dass ich deine angenehme Gesellschaft
    genießen durfte, und ich darf wohl sagen, dass ich sie
    vermisse. Statt deiner treibt sich der junge Martialis fast täglich
    hier herum, und so sehr ich ihn und seine freche Zynik liebe, kann
    er mir doch deine Gesellschaft nicht ersetzen. Außerdem werde
    ich den Verdacht nicht los, dass es weniger meine Gesellschaft
    als meine Küche ist, was er sucht! Aber nun zu Wichtigerem:
    Wie ich dir gesagt habe, habe ich hier in Rom meine Ohren und
    Augen überall, und so erhalte ich auch Informationen, die einem
    Normalsterblichen nicht zugänglich sind. Was ich – glaubhaft –
    erfahren habe, muss dich sehr beunruhigen! Deine – ich will sie
    Auftraggeberin nennen – befindet sich in höchster Gefahr!!
    Wenn du diesen Brief erhältst, ist der Plan schon geschmiedet –
    und mehr als das –, der ihr das Leben nehmen wird. Nach allem,
    was ich gehört habe, sollte die Dame am Fest der Minerva, das in
    wenigen Tagen beginnen wird, besser zu Hause bleiben und alle
    Türen fest verschließen. Ich habe ihr einige Zeilen zur Warnung
    zukommen lassen (und das zur Sicherheit auf doppeltem Wege!),
    befürchte aber, dass sie sie nicht erreichen werden, oder wenn,
    dann jedenfalls zu spät! Wie du dir vorstellen kannst, habe ich
    das nicht für sie getan, denn meine Einstellung zu ihr kennst du.
    Ich tat es aber für dich und hoffe, dass du mich dafür loben wirst.
    Wie du bemerkt hast, habe ich diesen Brief aus guten Gründen
    nicht der kaiserlichen Post anvertraut, obwohl meine Beziehungen
    dazu ausgereicht hätten. Aber der private Weg ist oftmals
    sicherer und manchmal sogar schneller. Gleichwohl solltest du
    ihn, wenn du ihn zweimal gelesen hast (ich kenne dich gut, nicht
    wahr?), dem Feuer anvertrauen.
    Sei gegrüßt und umarmt, der edle Petrus lässt dich ebenfalls
    grüßen und wünscht dir den Segen unseres

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