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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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ungläubiges Staunen versetzte.
    »Ein Tribun, verzeih, das konnte ich nicht wissen!« Das Misstrauen des Besitzers war devoter Ehrerbietung gewichen.
    »Natürlich werde ich dich nicht festhalten. Wir erklären dem Aedil einfach, es habe sich um einen Unfall gehandelt. Und die anderen Zeugen werde ich schon instruieren. Ich bitte nochmals ergebenst um Verzeihung für all das Ungemach, das dir hier in meinen Hallen widerfahren ist.«
    Valerius war mit dieser plötzlichen Wendung sehr einverstanden, musste er doch so dem Aedil , den er sowieso aufzusuchen hatte, nicht die dubiosen Umstände dieses Ereignisses erklären.
    Valerius drückte dem Besitzer einige Geldstücke in die Hand, was dieser mit tiefem Kopfnicken quittierte. Sein Angebot, auf den Schreck erst einmal einen guten Tropfen Wein zu nehmen, lehnte Valerius dankend ab. Mit raschen Schritten verließ er die Badeanlage. Es machte ihn wütend, dass er immer noch nicht die geringste Ahnung hatte, warum man ihn umbringen wollte und wer hinter diesen Anschlägen steckte.

VII.
Der Weinhändler
    Nachdem Valerius die Thermen verlassen hatte, gönnte er sich erst einmal in einer der zahlreichen Garküchen am Rand des Forums einen kleinen Imbiss. Er aß eine Portion in Linsen gekochter Schweinswürste und trank dazu einen kräftigen einheimischen Wein, der mit einer guten Portion Honig gesüßt war. Mulsum nannte der Wirt das merkwürdige, aber wohlschmeckende Gebräu und empfahl als nicht weniger köstliche Alternative eine Mischung aus Bier und Honig, die die Einheimischen Met nannten. Valerius aber blieb einstweilen beim Honigwein.
    Durch das schmale Fenster beobachtete er, wie sich das kleine Forum belebte. Anders als in Rom, wo dieser Platz inzwischen überhaupt nicht mehr von Händlern belegt war, sondern nur für Versammlungen, Reden und öffentliche Gerichtsverhandlungen benutzt wurde, diente dieser Platz hier seiner eigentlichen und ursprünglichen Bestimmung. Bauern und Handwerker aus dem Umland hatten in der Nacht ihre Waren in die Stadt gebracht und waren jetzt dabei, ihre kleinen Stände aufzubauen. Viele Händler boten Tonwaren aus heimischer Produktion zum Verkauf an. Valerius konnte von seinem Fenster aus alle Arten von Geschirr erkennen, Töpfe, Näpfe und Schüsseln, Trinkgefäße und Becher aller Größen sowie kleinere Öllämpchen. Andere Händler verkauften Obst und Gemüse, die ersten Kundinnen begannen schon lautstark um den Preis zu feilschen. Unter dem Säulengang hatten sich die ersten Müßiggänger zu munterem Geschwätz eingefunden.
    Valerius leerte seinen Mulsum . Es war ihm klar, dass er sich jetzt entscheiden musste. Sollte er zuerst den Weinhändler Manlius Pertinax aufsuchen, der ihm von Narcissus als kaiserlicher Vertrauter genannt worden war? Oder sollte er zunächst zu Gaius Volturcius Crassus gehen, dem Prätor der Stadt, den ihm Agrippina genannt hatte? Seneca hatte ihm empfohlen, nicht denUnwillen der mächtigen Augusta heraufzubeschwören und ihrer Anweisung zu folgen, und eigentlich hatte er sich auch dazu entschlossen. Aber nun regte sich so etwas wie Trotz in ihm. Bei den Göttern, er war doch nicht der Vasall der Kaiserin! Seinen Treueeid hatte er auf den Kaiser abgelegt, also würde er ... Valerius hatte sich entschieden. Er fragte den Wirt nach dem Haus des Weinhändlers Pertinax.
    »Das ist ganz leicht, edler Tribun«, antwortete der Wirt, offensichtlich ein Veteran, und beschrieb ihm den Weg.
    »Habe die Freundlichkeit und grüße Pertinax vom alten Faustus. Er hat mir schon oft einen guten Wein geliefert, ich bin ein guter Kunde. Aber sein bester Kunde ist er selbst!« Faustus lachte dröhnend und zeigte eine Reihe lückenhafter, großer Pferdezähne.
    Die Straße war schnell gefunden und das Haus ebenfalls, an dem ein großes Schild angebracht war: Manlius Pertinax, Weinhändler, Weine aus einheimischer Produktion, Importe aus aller Welt! Gute Bekömmlichkeit und ehrenhafte Preise. Bacchus selbst würde hier kaufen!
    Valerius hob das Tuch, das die Tür bedeckte, und betrat den kleinen Laden, in dem es intensiv nach Wein roch.
    »Manlius? Manlius Pertinax!« Seine Stimme schallte durch den gewölbeartigen Raum und brach sich an den Wänden, die mit Weinregalen gefüllt waren.
    »Manlius Pertinax!«
    Immer noch keine Antwort. Hinter der Ladentheke befand sich ein Nebenraum, den Valerius jetzt betrat, aber auch hier war nichts von dem Weinhändler zu sehen. In einer Ecke entdeckte er im Boden eine quadratische

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