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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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zur Seite verrutscht und gibt den Blick frei auf die entstellten Züge des Mannes, die kaum noch Ähnlichkeit mit dem lebenden aufweisen.
    »Wie lange hat er etwa im Wasser gelegen?« Valerius betrachtet angewidert den toten Körper.
    Peliodoros wiegt seinen Kopf. »Vielleicht vierzehn Tage, vielleicht länger, vielleicht kürzer. Genau kann man das nicht sagen.« Seine Stimme ist sachlich. Dies ist nicht die erste Wasserleiche, die er geöffnet und untersucht hat.
    »Ich verstehe«, murmelt Valerius.
    »Du kennst ihn, nicht wahr?«
    Valerius nickt. »Es ist Gulvenius, der Verwalter des ermordeten Gutsbesitzers Fulvius Petrusius. Freilich hat er lebend besser ausgesehen, aber seinem Charakter ist er jetzt ähnlicher.«
    »Wie meinst du das?«, fragt Peliodoros verwundert.
    »Er war ein wahrer Schurke. Wir hatten ihn im Verdacht, seinen Herrn getötet zu haben. Doch als wir ihm auf die Spur kamen, gelang es ihm zu fliehen. Weit scheint er wohl nicht gekommen zu sein. Wir hatten eine Nachricht abfangen können, nach der er sich mit seinem Weib in Durnomagus treffen wollte.«
    Interessiert hat der Arzt zugehört, will gerade eine Frage stellen, aber Valerius fährt schnell fort: »Ist er ertrunken?«
    »Nein«, sagt Peliodoros mit Entschiedenheit. Er deutet auf die Male in Brust und Halsbereich, die kaum noch als Wunden zu erkennen sind.
    »Er wurde erstochen. Mehrere Stiche in Brust und Hals. Aber ich vermute, dass er noch gelebt hat, als man ihn ins Wasser warf, denn wenn man auf die Lunge drückt, sondert sie Wasser ab.«
    Man hatte einen lästigen Zeugen beseitigt, das war Valerius klar. Aber damit war die Spur auch tot für ihn. Silana, sein Weib, wusste mit Sicherheit nichts.
    Silana! Er verscheucht den Gedanken an die Nacht mit ihr aus seinem Kopf. Nun, da Dirana tot ist, erfüllt ihn das Geschehen im Gutshof mit Scham. Mit einem flüchtigen Dank verabschiedet sich Valerius und verlässt den unheimlichen Keller.
    ***
    Auf der Statio angelangt, erwartete ihn eine freudige Überraschung. Sein Freund Gaius Tullius Eximius grinste ihn mit breitem Lächeln an.
    »Ich dachte, ich muss mich einmal um meinen alten Freund kümmern. Was machen deine Ermittlungen?«
    Gemeinsam gingen sie in sein kleines Amtszimmer. Als Valerius die Tür geschlossen hatte, sagte Gaius schnell: »Ist es wahr, was Antonia mir erzählt hat? Man hat vor kurzem versucht, Titus zu entführen?«
    Für einen Augenblick bildete sich eine steile Falte des Unmuts auf Valerius’ Stirn. Er atmete tief aus.
    »Ja, es stimmt. Aber es waren blutige Anfänger. Die Sklaven von Caesonius haben sie vom Hof geprügelt. Und«, schmunzelte er, »auf dem Heimweg sind sie mir begegnet. Hätte ich nur gewusst ... na ja. Meine Leute suchen schon seit drei Wochen die ganze Stadt ab nach ihnen. Bei der Beschreibung, die wir ihnen geben konnten, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir die beiden haben.«
    Ein plötzlicher Lärm aus dem Nebenraum ließ die beiden Männer aufhorchen. Sekunden später klopfte es an der Tür. Das abgehetzte Gesicht eines Vigilen tauchte auf.
    »Verzeih, Tribun, aber ...« Er begann zu stocken und blickte Valerius hilflos an.
    »Acco, was ist los? Was stammelst du hier rum?«
    Der Angesprochene, ein kräftiger Mann von kleiner gedrungener Gestalt, räusperte sich vernehmlich.
    »Der Gefangene ... äh ... er ist ...« Verlegen fuhr er sich durch das struppige schwarze Haar.
    »Welcher Gefangene?«
    »Äh ... dieser Straßenräuber, du weißt schon, Tribun, der, der auf die Galeeren sollte. Ich meine, man hat ihn eben zurückgebracht. Aber ...« Wieder brach er unvermittelt ab.
    Valerius ahnte Schlimmes. Er sprang auf und trat auf den stammelnden Mann zu.
    »Castix, ja? Was ist mit ihm?«
    » Er ist ... er ist geflohen!« Gleichzeitig duckte sich der Milizionär, als erwarte er, wegen dieser Nachricht geschlagen zu werden.
    »Entflohen? Du meinst, ihr habt ihn entkommen lassen?« Valerius’ Stimme überschlug sich fast. »Bei den Göttern, sag, dass es nicht wahr ist!«
    »Doch, Herr. Gatruvius und Segovax hatten ihn am Hafen abgeholt, nachdem wir durch einen Boten von seiner Ankunft benachrichtigt worden waren. Wir hatten gedacht, dass das reichen müsste, denn er war an den Händen gefesselt. Aber dann ...« Verlegen blickte er auf den Boden und knetete seine Hände. »Dann, plötzlich kurz hinter der Porta Martis , sind zwei Mann hervorgestürzt, beide vermummt. Mit Stöcken haben sie auf unsere Männer eingehauen und den Gefangenen

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