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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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der Besten – aber was geht dich das an?«, polterte Catuvolcus.
    »Nichts, du hast Recht, mein Freund.«
    »Ich bin nicht dein Freund! Aber wenn du mir zu meiner Rache verhilfst, soll es mir recht sein.«
    »Dann pass auf, mein stolzer Eburone«, sagte Niger und zog seinen Stuhl näher heran.
    ***
    Valerius erwachte schweißgebadet. Er sah sich in dem halbdunklen Raum um und entdeckte zu seiner Überraschung Argober, der ihn schuldbewusst anlächelte.
    »Verzeih, Herr, aber sie ist nicht kaputt!«
    »Kaputt?«
    Der Sklave deutete auf die Obstschale, die seinen Händen entglitten war.
    »Ich wollte sie mit frischem Obst füllen.«
    »Jetzt? Mitten in der Nacht?«
    »Es ist nicht Nacht. Wir haben die vierte Stunde!«
    Valerius blickte aus dem Fenster. Dunkle, trübgraue Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben und verhießen ergiebigen Regen.
    »Was wünschst du zum Frühstück, Herr?«
    »Nur etwas Obst, Brot und Käse. Aber eine gute Massage könnte ich gebrauchen.« Er streckte die verspannten Glieder und seufzte: »Nachwirkungen meines Gastaufenthalts bei den Sugambrern.«
    Er säuberte die Zähne gründlich mit dem obligatorischen Dentifricium , spülte den Mund mit Essigwasser aus und nahm ein kurzes Frühstück zu sich. Danach knetete Argober Schulter und Rücken seines Herrn mit einer Hingabe, als gehe es um seine Freilassung. Nachdem er den Körper mit minzhaltigem Rosenwasser von oben bis unten eingerieben hatte, streckte sich Valerius wohlig auf der Liege.
    »Das erspart mir heute den Besuch der Thermen«, nickte er zufrieden. »Außerdem muss ich meine Ermittlungen wieder aufnehmen.«
    Inzwischen fiel der Regen in dichten Fäden vom Himmel, und Valerius verspürte wenig Lust, sich diesem Wetter auszusetzen. Aber die Pflicht rief ihn hinaus. Auf der Liste der Opfer gab es noch zwei Namen, über die er so gut wie nichts wusste.
    Argober hatte ihm aus den hiesigen Beständen eine neue Tribunenuniform zurechtgelegt, die freilich die besonderen Insignien eines Prätorianertribuns vermissen ließ. So etwas war hier nicht aufzutreiben. Lediglich sein schwerer Lederpanzer war ihm noch von seiner alten Uniform geblieben. Missmutig besah er den neuen Gladius . Keine Verzierung, keine Intarsien, und vor allem fehlten die Initialen seines Vaters.
    Sein Vater! Unwillkürlich musste er an jenen strengen, würdigen Mann zurückdenken, für den er stets mehr Achtung und Respektals Liebe empfunden hatte. Marcus Valerius Messala war vor mehr als dreißig Jahren unter Kaiser Tiberius Consul gewesen. Als Legat nahm er an den siegreichen Feldzügen in den Hochgebirgen Dalmatiens und Pannoniens teil und marschierte mit den stolzen Legionen im Triumphzug des Kaisers. Seine Mutter hatte ihm oft erzählt, dass er bei diesem Zug begeistert auf ihrem Schoß gesessen und die blitzenden Uniformen der Soldaten mit seinen kleinen Händen beklatscht hatte. Er selbst konnte sich daran nicht mehr erinnern. Dann – Valerius war eben acht Jahre alt und Cäsar Tiberius hatte gerade beschlossen, Rom für immer den Rücken zu kehren und die Welt von Capri aus zu regieren – fiel sein Vater plötzlich in bedrohliche Ungnade. Nie, auch später nicht, gelang es Valerius, seinem Vater die Gründe hierfür zu entlocken. Wie er von anderen hörte, soll er Sejanus, dem machtgierigen Prätorianerpräfekten in Rom, dem Tiberius die Hauptstadt zur Verwaltung überließ, in die Quere gekommen sein.
    Einsam und verbittert hatte er sich mit Valerius’ Mutter auf das Familienlandgut in Etrurien zurückgezogen, wo er noch heute nur in seinen Erinnerungen lebte. Valerius, sein einziger Sohn besuchte ihn in regelmäßigen Abständen, zumindest so weit es der Dienst in Rom zuließ. Das prächtige alte Schwert mit den Initialen M V M hatte er fast wortlos an seinen Sohn weitergegeben, und nun lag es irgendwo unter den Büschen am Rhenus.
    Achtlos steckte Valerius das neue Schwert in die schmucklose Scheide und verließ sein Zimmer. Sein Ziel war die Tempelanlage, in der das vorletzte Opfer, Garunnian, seinen Dienst versehen hatte. Es regnete noch immer. Nur wenige Menschen hasteten unter den Arkaden entlang, um noch Zutaten für das abendliche Mahl zu besorgen. Valerius hatte sich einen leichten Mantel umgelegt und den Kopf damit bedeckt.
    Der Cardo Maximus , der in gerader Linie vom Prätorium zum Capitolium führte, lag wie ausgestorben vor ihm. Nur eine schwankende Sänfte kam ihm entgegen, mit der sich vier dunkelhäutige Sklaven abmühten. Wer in ihr

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