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Ahnentanz

Ahnentanz

Titel: Ahnentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Nicht nur, dass Aidan mitten in einem Albtraum gesteckt hatte. Jeder träumte, und manche Träume waren eben schlecht.
    Doch seine Augen waren offen gewesen. Und er hatte Amelias Namen gesagt.
    Sie war durch … irgendwas aufgewacht und hatte festgestellt, dass er aufgestanden war und mitten im Zimmer stand. Als sie seinen Arm berührte, schüttelte er sie ab und ging in Richtung Tür. Sie war ihm gefolgt und hatte gesehen, dass er die Treppe hinunterging. Sie hatte seinen Namen gerufen, ihn berührt. Schließlich schrie sie in sein Ohr, griff seinen Arm und schüttelte ihn so fest sie konnte. Erst dann hatte er sich zu ihr umgedreht. Hatte geblinzelt. Und war aufgewacht.
    Sie löffelte den Kaffee in die Kanne. Sie wusste, dass Aidans Traum sie weniger beschäftigen würde, wenn Ady nicht zu ihr gekommen wäre und sie vor ihrem eigenen Traum gewarnt hatte. Es gab Böses in diesem Haus. Ady hatte es gesagt, hatte sie gewarnt, dass Amelia davon gesprochen hatte, dass das Böse nicht immer da gewesen sei, es aber jetzt war.
    Und dass es ihretwegen da war.
    Quatsch. Das Haus war nur ein Haus, und sie und Aidan waren die einzigen Menschen hier.
    Dennoch dachte sie noch immer über Miss Adys Worte nach.
    Seit Jahren war niemand auf der Plantage gestorben. Amelias Eltern waren beide im Krankenhaus gestorben. Seitdem war hier niemand beerdigt worden, erst wieder Amelia. Um wessen Geist also sollte es sich bei diesem neu hinzugekommenen bösen Wesen handeln? Es ergab einfach keinen Sinn.
    Sie wünschte, Sheila wäre schon wieder zu Hause. Sheila wusste alles über das Haus. Doch ob mit oder ohne Sheila, vielleicht sollte sie zur Historischen Gesellschaft gehen, wo ihre Freundin arbeitete, und sehen, was sie dort in Erfahrung bringen konnte.
    Ziehe ich tatsächlich in Erwägung, dass sich Geister in dem Haus herumtreiben?, fragte sie sich.
    Der Kaffee war fertig, sodass Kendall sich gedankenverloreneinen Becher eingoss und sich dann umdrehte.
    Ein Mann stand da. Groß, schlank, in einem Flanellhemd und Reithosen mit Hosenträgern, dazu ein abgetragener Strohhut auf dem Kopf. Seine wässerig grünen Augen blickten traurig, und seine Haut hatte die Farbe von Milchkaffee. Sie war hundertprozentig sicher, dass sie ihn schon einmal gesehen hatte.
    In der Bar, auch wenn er sich dort anders gekleidet hatte. Doch es war derselbe Mann.
    Er starrte sie an, doch sie hatte keine Angst, weil die Traurigkeit in seinem Blick jeden Gedanken an Furcht vertrieb.
    Sie versuchte zu sprechen, doch bevor sie einen Laut herausbrachte, blinzelte sie – und er war fort.
    Ihre Hand zitterte so stark, dass sie den Becher abstellen musste. Sie sah sich in der ganzen Küche um und rannte dann zur Hintertür, die noch immer abgeschlossen war. Sie wandte sich um und kontrollierte eilig jedes Fenster im Erdgeschoss. Dann lief sie zur Eingangstür. Als sie vor ihr stand, wich sie voller Panik zurück. Die Tür öffnete sich …
    Als Aidan fertig mit Duschen war, hatte er für alles eine Erklärung gefunden. Er wusste von Kendall, dass Amelia eine herzliche und mitfühlende Frau gewesen war. Er wusste, wie sie ausgesehen hatte, weil ihr Porträt in der Familiengalerie im Esszimmer hing. Insofern ergab der Traum durchaus Sinn. Er war sicher, dass Jenny Trent – und vermutlich auch einige der anderen Frauen – in der näheren Umgebung ermordet worden waren. Und auch wenn er bislang nur zwei Oberschenkelknochen von zwei verschiedenen Frauen gefunden hatte, würde er jede Wette eingehen, dass man die Leichen hier auf der Plantage oder zumindest in der Nähe versteckt hatte. Er musste nur den Rest von Jenny Trents Körper finden. Sein Traum war der Anstoß seines Unterbewusstseins gewesen, genau das zu tun.
    Er trat aus der Dusche, rubbelte seine Haare mit dem Handtuchtrocken und zog sich an. Er wollte Kendall in die Stadt fahren, damit sie ihr Geschäft öffnen konnte, und dann zurückkommen, um das Familiengrab gründlicher zu untersuchen. Wenn er einen Knochen gefunden hatte, musste der Rest der Frau auch irgendwo sein. In Gedanken machte er sich eine Liste der Fakten, der er für gesichert hielt: Ein Serienmörder trieb sein Unwesen. Ein schlauer Killer, der Frauen ins Visier nahm, die auf eine längere Reise gingen. Wie machte er das? Wer in die Bourbon Street ging, hatte oft ein paar Drinks zu viel, was die Menschen redselig machte. So halfen sie dem Mörder, Opfer zu finden, die in sein Profil passten. Es schien wahrscheinlich, wenn auch nicht sicher,

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