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Ahnentanz

Ahnentanz

Titel: Ahnentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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hinunterstürzte.“
    „Großartige Geschichte“, sagte Jeremy lächelnd. „Ist sie wirklich passiert?“
    „Ich bin nicht sicher. Sie müssten das bei der Historischen Gesellschaft nachprüfen. Ehrlich gesagt nehmen viele Plantagen diese oder eine ähnliche Legende für sich in Anspruch. Ich kann für keine der Geschichten über diesen Ort garantieren – außer für die von den Cousins im Bürgerkrieg. Diese Episode steht auch in den Geschichtsbüchern.“
    Aidan nahm seinen Raubvogelblick von ihr und blickte kopfschüttelnd um sich. „Ich glaube doch, dass wir es verkaufen und uns hier fortmachen sollten“, sagte er zu seinen Brüdern.
    „Sieh es dir nur richtig an“, erwiderte Jeremy und öffnete die Arme, als ob er das Haus umarmen wollte. „Es ist schön. Es ist unser Erbe. Hey, wir sind mit diesen Geistern verwandt.“
    „Vielleicht auch nicht“, sagte Aidan.
    „Vielleicht auch nicht?“, echote Jeremy fragend.
    Aidan zuckte die Achseln. „Wer weiß, ob nicht eine der Hausherrinnen fremdging?“ Kendall fragte sich, ob er damitseinen Sinn für Humor demonstrieren wollte. „Von den Männern weiß man, dass sie Affären mit der Dienerschaft hatten, vielleicht betrogen die Frauen sie also mit den Stallknechten. Wer weiß, was da alles passiert ist?“
    Jeremy lachte. „Mein Bruder ist ein Zyniker, falls Sie das noch nicht bemerkt haben sollten“, sagte er.
    „Das scheint so“, stimmte sie freundlich zu.
    „Innerlich ist er aber ganz anders“, versicherte Jeremy ihr. „Tatsächlich? Und ich dachte, dass er schlicht und einfach unleidlich ist.“
    Sie konnte nicht glauben, dass ihr diese Worte wirklich entschlüpft waren. Zwar erwartete sie nicht, einen dieser Männer wiederzusehen, doch normalerweise verhielt sie sich höflich.
    Ihr Worte hatten Aidan eindeutig irritiert. Seine Augenbrauen schossen hoch, und sie hätte schwören können, dass er fast grinste.
    „Das heißt wohl, die Dinge beim Namen zu nennen“, sagte er. „Es tut mir leid, Miss Montgomery, dass ich offenbar einen solch schlechten Eindruck bei Ihnen hinterlassen habe. Aber vielen Dank für das Herumführen, und nun lassen wir Sie auch gehen.“
    „Danke.“
    „Einen Augenblick noch, bitte. Haben Sie hier jemals etwas erlebt oder gesehen?“, fragte Aidan. Sein Blick war wieder hart und seine Stimme flach und emotionslos, als ob er sie verhörte.
    Sie starrte zurück. „Nein“, erwiderte sie.
    Sie log. Und die Art, wie er sie musterte, gab ihr das Gefühl, dass er das bemerkte.
    Sie hatte etwas gesehen. Sie wusste nur nicht, was. Sie war nicht einmal sicher, ob nicht einfach nur Amelias Geschichten und Ängste in ihren Kopf gekrochen waren und sie hatten glauben lassen, dass da etwas war …
    Dass da merkwürdige Lichter in der Dunkelheit waren und dass die Geräusche, die sie mitten in der Nacht aufweckten, keinennatürlichen Ursprung hatten. Als ob etwas – oder jemand – unter ihrem Fenster über den Rasen geschleift wurde. Dass da ein Flüstern mitten in der Nacht war, gespenstisch und unergründlich, als ob ein verrückter Wissenschaftler in dem Haus arbeitete.
    „Nein, selbstverständlich nicht“, bekräftigte sie und warf ihr Haar mit gespielter Ungeduld zurück.
    Das war alles nur Einbildung gewesen, beschwichtigte sie sich selbst.
    Sie kannte die Erklärung. Hatte sie nicht ihr Studium mit „gut“ abgeschlossen, und zwar sowohl in Psychologie als auch in Schauspiel? Sie kannte die Tiefen der menschlichen Seele. Sie hatte einfach Amelias Albträume geteilt, die wiederum eine sehr verständliche Manifestation ihrer Todesangst waren.
    Kendall durfte niemals auch nur im Entferntesten daran glauben, dass irgendwas davon wirklich geschehen war.
    Denn Kendall war eine Schwindlerin. Sie war eine erstklassige Schauspielerin, und sie war eine Schwindlerin.
    Obwohl es ein paar Male gegeben hatte, als sie …
    Die Psychologin in ihr schaltete sich ein und beharrte darauf, dass auch an diesen Vorkommnissen nichts Unerklärliches gewesen war. Sie hatte eine Schauspielausbildung, so einfach war das, und nun sorgte sie dafür, dass sich die Psychologie und das Theater auszahlten, indem sie die Wahrsagerin spielte. Und „spielen“ ist das richtige Wort, ermahnte sie sich. Sie war keine echte Hellseherin, falls es so etwas überhaupt geben sollte. Für alles, was sie erlebt hatte, gab es eine Erklärung. Der menschliche Geist stellte eine erstaunliche Kombination von Logik und Einbildung dar, und es war Aufgabe der Logik,

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