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Ahnentanz

Ahnentanz

Titel: Ahnentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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ist nicht wirklich hilfreich, wenn man wie der harmlose Kerl von nebenan wirken will“, sagte sie, während sie eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank holte und ihm ebenfalls eine zuwarf. Geschickt fing er sie auf.
    „Hey, hast du noch nichts davon gehört? Es ist immer der harmlose Kerl von nebenan, der sich als Bösewicht entpuppt.“
    „Du solltest besser zurückgehen. Deine Pause muss bald vorbei sein.“
    „Ich habe noch ein paar Minuten. Jeremy ist heute wieder dabei. Er wirbt für seine Veranstaltung am Samstagabend. Ich wünschte, ich hätte nicht mein gesamtes Geld ausgegeben und könnte ein Ticket kaufen. Und ich wünschte, wir hätten uns beworben, um an dem Abend zu spielen. Das muss eine Menge Publicity bringen.“
    „Nun, wenn du nicht arbeiten musst, kannst du hingehen.“ „Ich bin dabei. Aber wie sollte ich hinkommen? Wird mich eine gute Fee in einen Prinzen verwandeln?“ „Aidan hat ein Dutzend Tickets. Er hat mich eingeladen und bat mich, meine Freunde mitzubringen. Aber wieso solltest du freihaben? Es ist schließlich Samstagabend.“
    „Die Stadt ist voll mit Gitarristen. Ich finde jemanden, der für mich einspringt.“
    „Super. Allerdings solltest du allmählich gehen, denn heute Abend musst du arbeiten.“
    Er grinste. „Worauf du wetten kannst.“ Er trat auf sie zu und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Danke für das Geld. Ich zahle es zurück.“
    Sie nickte. „Mach dir keine Gedanken deswegen. Du springst so oft kurzfristig im Laden ein. Ich schätze, ich schulde dir was.“
    „Ja, das tust du, oder?“, frotzelte er. „Nur ein Spaß. Ich werde es zurückzahlen.“Sie begleitete ihn zur Tür und schloss hinter ihm ab. Kaum war er fort, schien die Stille sie zu umfangen. Sie eilte ins Schlafzimmer, wo sie das Licht und den Fernseher einschaltete.
    Sie hatte Zeit. Was für ein schöner Abend, um zu lesen. Das Tagebuch lag noch immer in ihrer Tasche.
    Zuerst allerdings ging sie durch alle Zimmer, machte überall Licht an und schaltete im Wohnzimmer zusätzlich noch den Fernseher an. Sie wollte Lärm, möglichst viel. Und keine Musik. Heute Abend wollte sie Menschen sprechen hören. Sitcoms. Menschen, die lachten.
    Auch wenn das Lachen nur vom Band kam.
    Schließlich schlüpfte sie in ein langes Schlafshirt, wusch sich das Gesicht, putzte sich die Zähne und kroch ins Bett.
    War es wirklich erst letzte Nacht gewesen, dass sie nicht allein in diesem Bett gelegen hatte? Es war wundervoll gewesen, sich zu lieben und danach zu schlafen, als ob sie keinerlei Sorgen hätte. Doch das war gestern. Heute Abend kämpfte sie darum, ihre Nerven im Zaum zu halten, damit sie später einschlafen konnte.
    Das Tagebuch, das sie schon lange hatte zu Ende lesen wollen, war keine Hilfe. Es hätte faszinierend sein sollen. Fiona schrieb über ihre Liebe zu Sloan Flynn und dass er niemals einen Krieg zwischen den Staaten hatte sehen wollen. Vor Beginn der Auseinandersetzungen hatten er und sein Cousin Brendan oft über die Möglichkeit gesprochen, dass sie sich mit ihren unterschiedlichen Sichtweisen auf gegnerischen Seiten wiederfinden könnten. Doch sie hatten über ihre Ansichten nicht gestritten, sondern nur gebetet, dass kein Krieg kommen möge. Doch er war gekommen, und sie hatten sich tatsächlich als Feinde gegenübergestanden.
    Aus einem der Einträge sprach freudige Aufregung. Sloan hatte geschrieben, dass er nach Hause kommen würde und dass sie heiraten könnten, auch wenn es heimlich geschehen müsse. Angesichts der Übergriffe der Unionstruppen wollte er sie keinerGefahr aussetzen. Solange ihre Heirat geheim blieb, konnte sie sich im Notfall immer auf Brendans Schutz berufen.
    In einem anderen Eintrag berichtete sie von ihrer Hochzeitsnacht, feinfühlig und in den Ausdrücken einer unschuldigen jungen Frau jener Zeit, die ihren Mann über alles liebte.
    Kendall erschien das alles furchtbar traurig, weil sie wusste, wie die Geschichte endete. Der Krieg war auf eine Weise in die Familie eingebrochen, wie sie niemand erwartet hatte. Die Cousins hatten einander getötet und Fiona sich in den Tod gestürzt.
    Doch in Fionas eigenen Worten von den vorherigen Geschehnissen zu erfahren …
    Kendall hielt in der Lektüre plötzlich inne, weil sie sich auf unerklärliche Weise verängstigt fühlte. Entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen, stand sie auf und streifte durch ihre Wohnung. Sie war bereit, der Bedrohung entgegenzutreten, doch abgesehen von Jezebel war das Apartment leer.

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