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Ahoi Polaroid

Ahoi Polaroid

Titel: Ahoi Polaroid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Zuerst dezent, dann immer offensiver. Swantje schien die Buhlerei Spaß zu bereiten. Sie lachte. Kokettierte mit den Komplimenten. Schwitzte, sicher auch wegen des Alkohols, so dass auf ihrer Haut eine glänzende Schweiß-
    Schicht schimmerte. Mit einem Duft, bei dem Kuhlbrodt und Sailer langsam den Verstand verloren. Als Lars Kuhlbrodt schließlich den Arm um Swantje legte und dabei Sailer zur Seite drängte, war der Spaß vorbei. Sailer zog Kuhlbrodt am Gürtel von Swantje weg und legte nun seinerseits seinen Arm um sie. Was wiederum Kuhlbrodt nach Sailers Arm greifen ließ, um ihn auf den Rücken zu drehen. Sailer entwand sich aber dem Angriff, fasste nach Kuhlbrodts Kinn und drückte seinen Kopf zur Seite.
    Es war eben immer dasselbe. Eins ergab das andere. Und am Ende endete alles in einer Katastrophe – wäre da nicht der durchtrainierte Steward mit dem Bürstenhaarschnitt gewesen. Der Mann ging entschlossen dazwischen. Er hatte aus der Erfahrung mit Bruchmeier gelernt und drohte beiden lautstark, sie der Bar zu verweisen. Derweil die Webers an ihrem Tisch wieder synchron die Köpfe schüttelten.
    »War doch bloß ’n Spaß«, versuchte Kuhlbrodt abzuwiegeln und lächelte gekünstelt. Während Steffen Sailer ihn sogleich umarmte und schmachtend »Wir lieben uns doch!« flüsterte. Beide lachten und wurden von Swantje mit einem Kuss belohnt. Was Vinzi mit einem bösem Blick quittierte.
    »Was ist los?«, fragte Plotek.
    »Nichts!«
    »Vergiss es!«, murmelte Plotek und deutete auf die Schöne.
    »Ich geh mal eine rauchen.« Plotek merkte, wie sein Magen schon wieder empfindlich anschlug. Vielleicht doch die Seekrankheit?
    »Ich geh ins Bett.« Vinzi schien bedient.
    Beide verließen, mit großen Gesten von Kuhlbrodt und
    Sailer verabschiedet und mit Kusshänden von Swantje bedacht, die Bar. Dabei passierten sie ein junges Pärchen, das eng umschlungen und völlig losgelöst miteinander tanzte. So scheint Liebe auszusehen, dachte Plotek. Kein Wunder, waren die beiden, Herr und Frau Kieninger aus der Steiermark, doch ganz frisch verheiratet und verlebten jetzt auf der MS Finnmarken ihre Flitterwochen.
    »Bis später.« Vinzi rollte in Richtung Aufzug.
    »Ja.«
    Die Orientierungslosigkeit hatte Plotek wieder wie ein schwarzer Sack eingehüllt. Er ging von Deck 4 über die am Jugendstil orientierten Treppenaufgänge, an deren Wänden historische Fotografien hingen, nach oben zu Deck 8. Erschöpft und um Puste ringend durchquerte er den Panoramasalon Brotoppen und kam schließlich auf dem Außendeck an. Er öffnete die Glastür. Ein kalter Wind empfing ihn. Der Himmel war sternverhangen, aber nicht völlig dunkel. Schon wieder rumorte es in seinem Magen. Er steckte sich eine Zigarette an, hielt sich an der Reling fest und ging Richtung Schiffsheck. Er passierte den großen Schornstein des Schiffes und blieb plötzlich stehen. Keine fünf Meter von ihm entfernt stand jemand mit dem Rücken zu ihm. Plotek näherte sich der Person so leise es ging und stellte sich daneben. Der Mann, es war Urs Eschenbach, erschrak, sagte aber nichts. Er sah durch ein Teleskop in den Himmel. Plotek rauchte. Urs Eschenbach schaute. So ging das eine ganze Weile.
    »Und, schon was gefunden?«
    »Hmm.«
    »Asteroide, Kometen?«
    Urs Eschenbach lächelte. »Sie haben keine Ahnung, nicht wahr?«
    »Hmm«, kam es jetzt von Plotek. Eschenbach hatte ihn offenbar durchschaut.
    »Macht nichts. Das sind die besten Voraussetzungen. Für alles im Übrigen. Neugierde ist das Wichtigste. Dann wird man auch Wissen entdecken.«
    »Und was entdecken Sie?« Plotek zog an seiner Zigarette und schaute zum Himmel hoch.
    »Kometen. Na ja, eher beobachten. Entdeckt habe ich noch keinen. Ich meine als Erster.«
    Plotek nahm einen weiteren Zug und blickte nach unten, wo er auf Deck 7 die Badesektion erkennen konnte, den Außenpool, der um diese Zeit natürlich völlig verwaist war.
    »Hier ist die Luft klar, der Blick fantastisch«, sagte Urs Eschenbach mit Verzückung in der Stimme und nahm dabei das Auge nicht vom Teleskop.
    »Das darf Ihr Vater aber nicht wissen.«
    »Na ja, er weiß es schon.« Eschenbach klang jetzt weniger verzückt. »Ist natürlich nicht begeistert. Ich soll mich um die Schokoladenfabrikation kümmern und nicht um Lichtflecken am Himmel.«
    »Und um Frauen.«
    »Ja.« Er lachte mit einer Mischung aus Freude und Unbehagen.
    »Mein Vater ist Pragmatiker. Ich bin Idealist. Für meinen Vater sind Dinge wie Heirat, Ehe, Frau, Fabrik,

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