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Ahoi Polaroid

Ahoi Polaroid

Titel: Ahoi Polaroid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Schokolade und, und, und wichtig. Ich brauche die Sterne. Mehr nicht.«
    Er widmete sich wieder dem Himmel. Plotek seiner Zigarette. So lange, bis Eschenbach, ohne auf Plotek zu achten, sagte: »Wenn mein Vater tot ist, verkaufe ich alles. Das ganze Schokoladenimperium.« Er machte eine kurze Pause und nahm das Auge vom Teleskop. Zum ersten Mal sah er Plotek an und fügte hinzu: »Dann fliege ich zum Mond.« »Hmm.«
    Er wendete sich wieder dem Himmel zu. »Ich nehme mal an, das können Sie nicht verstehen.«
    »Doch«, was so natürlich nicht ganz stimmte. Er hatte sich noch nie für den Himmel interessiert. Die Hölle war ihm immer näher. Es war ihm nie ganz klar, wozu diese Sternenguckerei eigentlich gut sein sollte.
    »Astronomie ist Ahnenforschung«, sagte Eschenbach, als wären ihm die Vorbehalte und Ressentiments geläufig. »Wir erforschen mit dem Universum unsere Vergangenheit. Wir können klären, woher wir kommen und wie alles entstand.«
    Plotek glaubte, genau unter sich in der Badesektion auf Deck 7, einen Schatten, den Umriss einer Person zu sehen.
    »Wollen Sie mal?«
    »Nee«, sagte Plotek. Er wollte nicht wissen, woher er kommt. Er wollte viel lieber wissen, wer sich da unten am Pool herumtrieb. Außerdem hat Vergangenheit immer etwas von belegter Zunge. Von Ostalb. Von verpfuschter Kindheit, missglückten Beziehungen und dem ganzen Grauen. Er nahm noch einen Zug, warf die Kippe über die Reling und wollte gerade Urs Eschenbach mit seinem Teleskop allein lassen.
    »Warten Sie mal!« Eschenbach griff in seine Jackentasche und holte etwas heraus. »Na, machen Sie schon die Hand auf.«
    Plotek öffnete die Hand und Eschenbach legte fünf Pralinen hinein. Als wären es Sterne.
    »Probieren Sie mal!« Es klang, als würde Plotek es nicht bereuen. »Ich bin sicher, die werden Ihnen schmecken.«
    Und ob sie schmeckten! Es waren die besten Pralinen, die Plotek je in seinem Leben gegessen hatte – und das waren nicht wenige!
    Auf dem Rückweg war Plotek gerade wieder am leeren Panoramasalon angekommen und ließ eine der Pralinen in seiner Mundhöhle langsam zusammenschmelzen, da hörte er einen Schrei. Dumpf, kurz, und nicht genau zu lokalisieren. Er ging erneut aufs Außendeck. Mehr schlendernd denn in Eile. Vorbei an den Stühlen zum Schornstein des Schiffes. Urs Eschenbach war verschwunden. Plotek stellte sich an seine Position und sah nach unten. Auch in der Badesektion war nichts zu sehen. Er drehte sich wieder um und erschrak. »Scheiße, hast du mich erschreckt!«
    Vinzi saß in seinem Rollstuhl wenige Meter von ihm entfernt.
    »Was machst du denn hier?«
    »Der Hund muss auch mal raus.« Vinzi klang müde.
    »Wo ist er?«
    »Weiß nicht, gerade war er noch da.«
    »Scheiße!«
    »Hund«, schrie Vinzi und rollte über das Deck. »Verdammte Scheiße! Wo steckst du?!« Der Hund tauchte auch nach intensiver Suche der beiden nicht auf.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Vinzi, der nun noch müder und erschöpfter klang.
    »Selber schuld!«, murmelte Plotek. »Komm, gehen wir.«
    Aber denkste. Kaum waren sie ein paar Meter unterwegs, wurden sie von einem weiteren Geräusch gestoppt. Als wäre irgendetwas ins Wasser gefallen. Sie beugten sich über die Reling.
    »Kannst du was erkennen?«, fragte Vinzi, der im Rollstuhl nicht den besten Überblick hatte.
    »Ja, da ist was auf dem Wasser.«
    »Ein Mensch?«
    »Nee, sieht eher aus wie eine weiße Kiste.«
    »Eine Kiste?«
    »Vielleicht ein Koffer.«
    »Ein Koffer? Wer schmeißt denn seinen Koffer über Bord?«, fragte Vinzi.
    »Jetzt ist er weg«, antwortete Plotek.
    Als sie an ihrer Kabine auf Deck 5 ankamen, saß der Hund mit schief gelegtem Kopf davor. Offenbar schien er einen besseren Orientierungssinn zu haben als die beiden zusammen.
    »Na, da hast du aber nochmal Glück gehabt!« Vinzi sagte es weniger ärgerlich als erleichtert.
    Der Hund bellte kurz.
    »Pscht!«, machte Plotek, und Vinzi fügte hinzu: »Oder willst du, dass man uns vom Schiff schmeißt?«
    Plotek lag noch lange wach. Es war aber nicht nur Vinzis Schnarcherei, die ihn am Einschlafen hinderte. Auch nicht die latente Übelkeit, die ihn mehrmals aufstoßen ließ und einen säuerlichen Geschmack im Mund nach sich zog. Oder die Brustschmerzen, als nachhaltige Folge von Agnes Schlägen. Es waren vielmehr seine Gedanken, die Schabernack mit ihm trieben. Das Dekollete von Swantje, die hitzköpfige Egomanie von Bruchmeier, der aufreißerische Gestus von Sailer und Kuhlbrodt, Urs Eschenbachs

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