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Ahoi Polaroid

Ahoi Polaroid

Titel: Ahoi Polaroid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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dachte Plotek.
    »Ja, ich will!« Der Bündnisgrüne lachte und zwinkerte Plotek zu. Während Vinzi seine Augen an der Gletscherspalte wie ein Paraglider entlangschmirgeln ließ.
    »Lars Kuhlbrodt«, sagte das MdB. Jetzt fiel Plotek auch ein, weswegen der Politiker vor ein paar Jahren gestrauchelt war. Ihm war vorgeworfen worden, ein Verhältnis mit einem minderjährigen Mädchen, sechzehn oder siebzehn Jahre alt, gehabt zu haben. Pikanterweise war es auch noch eine Praktikantin und gleichzeitig die Tochter einer Parteikollegin gewesen. Irgendwie hatte er die Gerüchte und Vorwürfe zerstreuen und den Kopf nach dem ereignislosen Sommerloch aus der Schlinge ziehen können.
    »Swantje!«, sagte die Schwarzhaarige, wie wenn man sagt: »50 000 Euro mit Gummi.«
    Was Lars Kuhlbrodt zu der Frage veranlasste, was sie denn beruflich so mache.
    »Ich bin Reisejournalistin«, sagte sie. Doch es klang wie: »Ich bin käuflich.«
    Was Plotek sofort einleuchtete. Nicht nur, dass sie wie eine Edelnutte aussah. Eine, für die man das ganze Sparbuch auflösen musste, um überhaupt in die Nähe eines Intimkontakts zu kommen. Und Reisejournalismus roch sowieso nach Bestechlichkeit. Nach Prostitution. Die Freiheit des Journalismus wurde spätestens bei der Gratiskabine, beim Gratisflug oder dem Gratiscluburlaub unter Palmen zu Grabe getragen. Deswegen lesen sich die Reiseberichte in Zeitungen und Zeitschriften auch immer wie Werbekampagnen der Reiseveranstalter.
    »Interessant!«, kam es von Kuhlbrodt. »Und Sie schreiben über Trolle und Fjorde?«
    Swantje klapperte mit den Augenlidern und schaute, als hätte der Grüne ihr ein unmoralisches Angebot unterbreitet. Als klänge Fjord wie Fisten, als wären Trolle Tittenficks.
    »Da kann man nur hoffen, dass es spannend und abwechslungsreich wird«, mischte sich ein weiterer Mann ein, der schon im Zug nach Malmö in Erscheinung getreten war. Es war der Mann mit der getönten Brille und dem sächselnden Dialekt, der an einen alternden Sportler erinnerte. Dieses Mal hatte er eine Motivkrawatte um den Hals, auf der lustige Comicfiguren abgebildet waren. Außerdem stand an seinem weißen Hemdkragen auffällig eingestickt STIHL. Schreibfehler, hätte man denken können.
    Legastheniker. Aber ohne h wäre die Stillosigkeit seiner Bekleidung noch offenkundiger gewesen. Als er sich vorstellte, war Plotek plötzlich klar, woher er ihn kannte. Es war Steffen Sailer, ehemaliger Fußballprofi aus der DDR. Später, nachdem er rübergemacht hatte, wurde er Mitte der achtziger Jahre Fußballer beim 1. FC Kaiserslautern in der Bundesliga, bevor er nach einer schweren Knieverletzung seine Karriere beenden musste. Vor ein paar Jahren tauchte er dann im Bezahlfernsehen auf. In einem der Sender, die rund um die Uhr die Zuschauer bequatschen, damit sie etwas kaufen, was sie nicht brauchen. Puppen, Heizkissen, Schnellkochtöpfe, Schmuck und alles. Steffen Sailer verhökerte zunächst Sport – und Fitnessgeräte, später dann Bohrmaschinen und Kettensägen. Deswegen vielleicht der Kragenaufdruck; sicher noch ein aus dieser Zeit laufender Werbevertrag. Zuletzt wurde er als Manager eines Zweitligaclubs nach der Sommerpause gehandelt.
    »Bestimmt«, sagte Swantje, meinte die Spannung und lachte. Alle Männer schmolzen dahin. Außer Plotek.
    Der Kellner brachte neue Getränke, die Lars Kuhlbrodt allesamt mit einer großzügigen Geste und seiner EC-Karte bezahlte. Wobei er nicht ganz verbergen konnte, dass es ihm am liebsten gewesen wäre, wenn alle Nebenbuhler schnell ausgetrunken hätten und verschwunden wären. Damit Swantje und er. . . In Steffen Sailers Kopf schienen ähnliche Gedanken heimisch zu werden. Auch er versteckte seine Sympathie für die wesentlich jüngere Frau mit der enormen Oberweite nicht. Vor allem immer weniger, je mehr er trank. Was zur Folge hatte, dass Plotek schon wieder das »Ösch föck dösch, du Sau« in den Ohren sächselte.
    Es wurde angestoßen. Niemand dachte im Traum daran, die Bar zu verlassen. Unter den Motten, die die schöne Swantje anzog, waren immer mehr alte Säcke. Keine zwanzig Minuten, nachdem sich Steffen Sailer, unter misstrauischen Blicken von Lars Kuhlbrodt, der Runde angeschlossen hatte, stellte sich nämlich ein weiterer Balzgesell zu ihnen an den Tresen. Er war ganz in Schwarz gekleidet, trug so ein Herrenhandtäschchen mit Handgelenkschlaufe und wirkte, als hielte er sich schon länger in der Bar auf. Er zog eine Alkoholfahne hinter sich her und schwankte ein

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