Aibon - Land der Druiden
waren die Waffen von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt worden.
Man konnte sie als schwarzmagisch bezeichnen.
Mandra hatte in den letzten Minuten ständig darüber nachgedacht, wie es gewesen war, als er die Dolche gefunden hatte. Das war in einem alten Grabmal gewesen, fern jeglicher Zivilisation, versteckt in den Bergen liegend. Zwei Göttinnen hatten in dem Grabmal gelegen, umgeben von Gold und den Dolchen. Das edle Metall hatte den Inder nicht interessiert. Ihm war es auf die Dolche angekommen, die einmal dem höchsten Gott Wischnu gehört hatten. Also konnten sie nicht schlecht sein, sie mussten zu den Waffen des Lichts gehören, auch wenn der Gott Wischnu sie aus den Armen sterbender Dämonen geformt hatte, wie es die Legende erzählte. Mit den Dolchen hatte Wischnu seinen großen Kampf gegen schwerbewaffnete Feinde aufgenommen. Als er sie nicht mehr benötigte, legte er sie zur Seite, darauf hoffend, dass sie nie von einem Gerechten gefunden würden. Das war geschehen. Nun gehörten sie Mandra, aber sie gehorchten ihm nicht mehr!
Es musste etwas geschehen. So ging es nicht weiter. Und eine Lösung wollte Mandra ebenfalls finden. Dabei würden ihm die Dolche und deren Schriften helfen.
Wenn Mandra noch länger wartete, verschlimmerte sich sein Zustand. Daran musste er denken, als er auf das Regal zuging, um sich das entsprechende Buch aus der Reihe zu suchen. Es stand ungefähr in Augenhöhe, und Mandra wusste auch, in welch einem Teil des Regals es zu finden war.
Jetzt war es ihm überhaupt nicht recht, dass sein Arbeitszimmer so groß war. Er hatte zu viele Meter zurückzulegen, um das entsprechende Regal zu erreichen.
Auf halber Strecke erwischte es ihn. Es war ein Zittern in seinen Knien, dann ein ungewöhnlicher Druck, der plötzlich nicht mehr auszugleichen war, so dass Mandra erkannte, wie hilflos er letztendlich in seinem eigenen Haus war.
Das Drehen konnte er nicht stoppen. Vor seinen Augen bewegten sich die Wände, die Regale und die Bücher zu einem wirbelnden Kreis. Er selbst hatte das Gefühl, als würde er herumgerissen, doch es war nur der Schwindel.
Mandra stand noch, doch er wankte. Es war fast ein erschreckendes Bild, wie der schwere Körper jeglichen Halt verlor, allmählich nach rechts gedrückt wurde, zur Seite kippte und liegen blieb. Aus, vorbei… Tot war Mandra Korab nicht, obwohl das restliche Blut noch aus seinem Gesicht wich und er schon wie eine Leiche aussah. Er hatte sich noch auf die Seite drehen können, ein Erfolg war dies auch nicht. So blieb er liegen, spürte unter sich zum Glück den weichen Teppich, schielte nach vorn und konnte trotz seiner schlechten Lage genau dorthin schauen, wo sich seine Dolche befanden.
Noch steckten sie in den Scheiden. Fünf waren es. Und fünf Griffe schauten auch hervor. Rot schimmernd, geheimnisvoll leuchtend, als hätten sie etwas zu verbergen, das sie niemals mehr preisgeben wollten. Mandra hatte sich wieder ein wenig gefangen und formulierte auch die ersten Worte. »Wenn ihr nur reden könntet«, stöhnte er. »Wenn ihr doch nur etwas…« Seine Stimme brach ab. Die Waffen redeten zwar nicht, aber sie handelten.
An eine Sinnestäuschung glaubte der Inder nicht, und er war sich völlig sicher. Irgendwann wollten die Dolche nicht mehr an ihren Plätzen bleiben. Irgendeine Kraft sorgte dafür, dass sie anfingen, sich zu bewegen und sich langsam aus den Scheiden schoben. Mandra konnte nichts tun. Es war auch keiner da, der ihm half. Selbst wenn es ihm gelungen wäre, seine Diener zu alarmieren, er hätte es nicht getan, weil er die Menschen auf keinen Fall in Gefahr bringen wollte. Die Dolche und ihre Reaktionen gingen nur ihn etwas an. Es waren keine Hände da, die sie aus den Scheiden zogen. Dennoch ließen sie sich nicht stoppen. Schon bald schwebten sie mit den Spitzen über dem Gürtel, und es waren genau die dunklen Klingen, die sich veränderten.
Es begann mit einem heftigen Zittern! Mandra wusste nicht, wieso dies entstanden war und woher es kam. Jedenfalls war es vorhanden, lief durch den Raum, als würden dessen Wände stöhnen und ächzen. Und es erreichte auch die Dolche. Sie gerieten in stärkere Bewegungen, begannen zu schwanken und sonderten gleichzeitig den feinen Nebel ab. Wie ein Sprüh wirkte er, bekam immer mehr Nachschub, bildete die ersten Wolken, die ebenfalls nicht still blieben, sondern ihre Wanderung aufnahmen.
Von fünf verschiedenen Stellen aus rollten sie lautlos aufeinander zu und vereinigten sich
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