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Aibon - Land der Druiden

Aibon - Land der Druiden

Titel: Aibon - Land der Druiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stark, dass sie mich regelrecht wegschwemmen wollten, so dass ich unter mir überhaupt keinen Widerstand mehr spürte. Meine Umgebung war so anders geworden, so unnatürlich, für mich zählte allein die fremde Traumwelt mit dem Namen Aibon. Ich sah mit offenen Augen hinein in dieses geheimnisvolle Reich, das sich mir geöffnet hatte. Aibon war zum Greifen nahe, nur konnte ich nicht hinein. Noch war es leer, noch schwebte ich gewissermaßen darüber, machte eine Reise mit, die mich hinwegführte über flache Länder, grüne Auen, dichte Wälder. Begleitet wurde ich weiterhin von dieser engelhaften Musik, die mich anscheinend zum Ziel führen wollte.
    Träumte oder war ich wach?
    An die Dolche dachte ich nicht mehr, dafür sah ich plötzlich eine andere Gestalt. Es war ein Mensch, kein Geist. Das ebenmäßige Gesicht kannte ich. Es wirkte so blass und gleichzeitig sehr ernst, als wollte mir der Mund eine Warnung zuflüstern.
    Das Gesicht war von einer lockigen, rötlichen Haarpracht umgeben, die wie ein Schleier im Wind flatterte. Die Augen besaßen eine intensive grüne Farbe. Sie waren voller Sorge auf mich gerichtet. Auf den erklingenden Melodien schien das Wesen zu fliegen, kam immer näher zu mir heran und wurde trotzdem nicht größer.
    Ich hatte die Person längst erkannt. Es war Miriam di Carlo, die Frau mit dem Druidenblut in den Adern. Ihr hatte ich vor nicht allzu langer Zeit das Leben gerettet, als sie von der Bluthand aus dem Jenseits zerquetscht werden sollte. Ich wusste, dass ich einen Freund in Aibon besaß. Nur war Miriam leider nicht so mächtig wie die anderen Kräfte innerhalb des Landes. Sie regierten das angebliche Paradies und sorgten dafür, dass Feinde in Aibon keine Chance besaßen.
    Miriam schwebte vor mir. Ich hätte sie greifen können, aber ich war nicht einmal in der Lage, einen Arm zu heben.
    Sie wollte mich warnen, das las ich ihrem Gesicht ab. Die Augen sprachen Bände. In ihnen war das Wort Gefahr zu lesen. Wenn ich nur verstanden hätte, was sie mir mitteilen wollte… So schaute ich sie an, sie mich ebenfalls, aber wir kamen nicht zusammen. Dafür entdeckte ich weit hinter ihr in der gläsern wirkenden Ferne den dunklen Schatten. Waren es Wolkenberge, die sich dort zusammengeballt hatten, oder war es eine in die Tat umgesetzte Drohung, die sich mir allmählich näherte und sowohl mich als auch Miriam di Carlo umschlingen wollte.
    Jedenfalls spürte die rothaarige Frau, dass etwas nicht stimmte. Sie zeigte sich stark irritiert, und ihr Gesicht nahm im nächsten Moment einen ängstlichen Ausdruck an.
    Noch schwebte sie vor mir und blieb auch in dieser Lage, als sie kurz hinter sich schaute. Dann starrte ich sie wieder an. Das Erschrecken in ihren Zügen ließ mich fast aufstöhnen, so verzerrt war ihr Gesicht. Sie schien etwas gesehen zu haben, das mir bisher verborgen geblieben war!
    Verzweiflung spiegelte sich in ihren Gesichtszügen. Sie wirkte so, als würde sie jeden Augenblick anfangen zu weinen oder um mich trauern. Leider war es mir nicht möglich, eine Frage zu stellen. Ich hätte so gern erfahren, was mit dieser Frau geschehen war, doch meine Stimme versagte.
    Miriam zog sich zurück. Als wäre sie von für mich nicht sichtbaren Händen oder Kräften an den Knöcheln gepackt worden, glitt sie tiefer hinein in das Land, das zu ihrer Heimat geworden war. Sie schaute mich noch an. Ihr Blick blieb starr auf mich gerichtet, aber sie schwieg. In stummer Verzweiflung ließ sie mich allein, während die drohende Wolke genau das Gegenteil von dem tat.
    Sie kam näher…
    Ein lautloses Gleiten, das jedoch voller Gefahren steckte und Welten überspringen konnte.
    Das spürte ich mit jeder Faser meines Körpers. Ich merkte die leichte Vibration meiner Nerven. Jemand schien mich auf einen stromdurchtosten Stuhl gesetzt zu haben, und das Kribbeln lief hoch bis zu den Haaren, so dass ich förmlich auf meiner Kopfhaut spürte, wie groß die Gefahr für mich wurde. Sie zog sich zusammen. Miriam di Carlo war längst verschwunden. Ich aber hockte nach wie vor in einem Sessel, der in meinem Wohnzimmer stand. Die Wohnung jedoch war uninteressant geworden. Mein Blick galt einzig und allein dem geheimnisvollen Reich der Druiden, das da plastisch und mit seiner nicht mehr erfassbaren Weite vor mir lag, so dass ich einfach hineinblicken musste.
    Aber die Wolke nahm mir inzwischen einen großen Teil der Sicht. Je näher sie kam, um so mehr verstummte auch die engelhafte Melodie. Das leise Klingeln,

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