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Aina - Herzorgasmus

Aina - Herzorgasmus

Titel: Aina - Herzorgasmus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Nell
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nicht der Tod? Er fühlte sich an wie ein Mensch.
    »Ich bin ein Mensch, Rebecka«, sagte er mit einem amüsierten Klang in der Stimme.
    Er kniete vor ihr! Direkt vor ihr! Sie zitterte am ganzen Körper und Tränen liefen ihr unentwegt über die kalten Wangen. Sie zog ihre Hände zurück, die in ihrem Schoß ruhten und faltete sie zum Gebet. Ihre Lippen bebten vor Angst. Nie, niemals hätte sie geglaubt, dass sie einmal so sterben würde. Dass ihre Seele irgendwann von der Dunkelheit gefressen und in die Hölle verdammt werden würde. Sie hätte nicht einmal geglaubt, dass es die Hölle überhaupt gab, bevor sie dieser Organisation beigetreten war. Oder dass die Dunkelheit einen Namen hatteund klang wie die Verführung selbst. Plötzlich spürte sie, wie sich eine Hand von ihren Beinen löste und kurz darauf ihr Kinn berührte. Sie schreckte zusammen, hatte jedoch nicht den Mut ihren Kopf zurückzuziehen.
    »Ruhig«, hauchte er. »Hast du Schmerzen?«
    Jetzt stockte sie und hätte fast vor Überraschung die Augen geöffnet. Die Schmerzen waren fort. Ihre Handgelenke schmerzten nicht mehr, obwohl sie deutlich spürte, dass sie noch gefesselt waren und die Wunden an ihren Beinen spürte sie auch nicht mehr. Ihr Körper war völlig schmerzfrei. Obwohl er immer noch schwach war. Hatte er das getan?
    »Hat sie gewusst, was sie tat?«, fragte er nun.
    Sie runzelte die Stirn. Was meinte er damit?
    »Hat sie gewusst, wen sie angegriffen hat?«, formulierte er seine Frage um. Er klang ernst. Und streng. Es war ein himmelweiter Unterschied zu der Stimme, die ihr eben die Glieder hatte weich werden lassen.
    Jetzt schüttelte sie mit dem Kopf. »Sie hat gar nichts gewusst«, sagte sie. »Sie war ahnungslos.« Sie sah ihr erschrockenes Gesicht wieder vor sich und ihren erschöpfen Körper, als sie sich, entsetzt über sich selbst, mehrmals übergeben hatte.
    Einen Moment war es still. Unheimlich still. Es fühlte sich an wie Stunden. Vielleicht las er gerade ihre Gedanken. Oder badete in ihren Gefühlen, um Hinweise zu finden. Worauf auch immer. Sie hatte von seinen Fähigkeiten gehört. Es war ein Leichtes für ihn die Gedanken der Menschen zu erkunden und ihre Gefühle wahrzunehmen, zu denen er nicht fähig war. Aber sie hatten ihr nicht gesagt, warum er hier war. Warum das mächtigste Wesen der Welt sich herab ließ eine kleine Stadt wie diese zu bereisen.
    Plötzlich spürte sie, wie es kalt wurde. Ihr Körper schauderte und wurde kurz darauf taub. Dann traten die Geräusche in den Hintergrund. Das Knistern des Kaminfeuers, sein Atem, ihrHerzschlag… Alles wurde still. Und ihr Körper wurde ruhig. Er umfasste ihren Nacken und legte sie auf die Couch. Die Wärme seiner Hand strömte durch ihren ganzen Körper, wärmte ihre Glieder, ihre Haut, ihre Muskeln, ihr Herz…
    »Es wird nicht weh tun«, flüsterte er, als ihr Geist schon davon driftete. Sie löste sich langsam auf. Ihre Kraft wich mit ihrer Existenz von ihr und tauchte in eine dunkle Tiefe, verschmolz mit der Unendlichkeit. Doch sie schaffte es ein letztes Mal in diesem Leben ihre schweren Augen zu öffnen. Nur ganz leicht. Gerade weit genug, um einen Spalt der Wirklichkeit zu sehen, die ihr gerade durch die Finger rann, um für immer zu verschwinden. Ein letztes Bild prägte sich ihr ein. Wie ein Foto, das sie zur Erinnerung mitnehmen wollte. Und es erfasste sie mit solcher Ehrfurcht und erschütternder Bewunderung, dass sie viel zu früh den Atem anhielt. Für immer.

8
Kontakt
     
    »Alles in Ordnung, ja?« Aina stand mit vorwurfsvollen Blicken vor Andi und deutete auf den Verband an seinem Bein.
    »Ist nur ein Kratzer.«
    Aina verdrehte die Augen. »Alles klar. Du bist ein Mann. So etwas wie Schmerzen gibt es für dich nicht.«
    Andi grinste und drückte die Brust raus. »Ganz genau.« Dann zog er Aina den Kaffeebecher aus der Hand und nahm einen Schluck, während sie sich zu ihm an den Schreibtisch setzte.
    »Du hättest dich wenigstens mal melden können. Ich habe mir Sorgen gemacht.«
    »Du machst dir Sorgen um mich?«
    In seinen Augen blitzte Hoffnung auf, die Aina sofort mit einem »Ich mache mir um jeden in dieser Stadt sorgen«, zerschlug. »Und wie ist das passiert?«, fragte sie schnell.
    Andreas seufzte. »Es war eine Scherbe. Ich habe ein Schaufenster eingeschlagen.«
    Einer seiner Kollegen klopfte ihm dabei anerkennend auf die Schulter. »Ein richtiger Held, was?«, sagte er und zwinkerte Aina zu.
    Aina verzog das Gesicht zu einem Lächeln, was ihr

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