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Aina - Herzorgasmus

Aina - Herzorgasmus

Titel: Aina - Herzorgasmus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Nell
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und ihre Muskeln vor Schwäche zitterten. Sie hatte kaum etwas gegessen und fühlte sich, als hätte sie zwischendurch nicht einmal Luft geholt. Hinzu kam, dass es heute ungewöhnlich warm war und sie sich unter ihrem Mantel wie in einer Sauna vorkam.
    Verrücktes Wetter, dachte sie, als sie zu Hause war. Dem Unwetter schien offenbar sofort der Frühling folgen zu wollen. Sie schmiss ihren Mantel quer über die Couch und riss erst einmal alle Fenster auf, um frische Luft herein zu lassen. Dann holte sie sich eine Wasserflasche aus der Küche und trank sie halb leer, während sie noch den Balkon aufriss und sich ihrer Klamotten entledigte. Erst dann setzte sie sich hin und atmete tief durch. Die kühle Nachtluft streifte ihre nackte Haut und schien nicht nur ihre überlasteten Muskeln zu kühlen, sondern auch ihr Gemüt. Es fühlte sich gut an von der Nacht berührt zu werden. Sie liebte die Nacht. Sie hatte sie schon immer geliebt. Sie war so still und friedlich. Nachts gab es keine Hektik, keineProbleme, keine Sorgen und Nöte. Die Menschen waren zu Hause, ruhten sich von ihrem Tag aus oder schliefen bereits. Nachts war es ruhig und niemand verlangte etwas von ihr oder erwartete, dass sie irgendetwas tat. Etwas, das sie immer tat, einfach deswegen, weil sie Aina war. Aina, die Gute. Aina, der Engel. Aina, die selbstlose, aufopfernde und strahlende Retterin der Menschen.
    Sie seufzte und berührte das hellblaue Mondlicht, das durch den Balkon in ihr Wohnzimmer fiel und auf ihrem nackten Oberschenkel ruhte. Es fühlte sich so gut an. So sanft und weich. So widerstandslos, kampflos und friedlich. Sie mochte das Mondlicht. Es hatte sie schon immer beruhigt und ihr ein Gefühl von Geborgenheit gegeben. Sie wusste nicht einmal wieso. Es schien einfach all das zu verkörpern, was sie nicht war. Den Frieden, den sie sich wünschte und der so vollkommen ohne Widerstand und Kampf all ihr Sein durchdrang. Mit nur einer Berührung. Immer wieder löste dieses sanfte, blaue Licht dieses Gefühl in ihr aus. Und sie wünschte sich manchmal, sie könne danach greifen und es in die Arme schließen. Es berühren, anstatt sich davon berühren zu lassen. Sie wollte es in ihrem Leben haben, das so voller Chaos war, voller Verwirrung und Kampf. Sie wollte es leben, dieses sanfte Licht. Es sein. Sie wusste nicht, warum, aber es war für sie die Flucht aus ihrem Alltag. Aus ihrem Leben. Doch diese Flucht konnte sie nur des Nachts erleben und spüren. Und dabei fühlte sie eine solche Sehnsucht, dass ihr jedes Mal das Herz schwer wurde, obgleich es vor Glück im Himmel schwebte.
    Nach etwa zehn Minuten hielt sie sich die Hand an den Kopf und seufzte. Dann lachte sie leise in sich hinein. »Komm zu dir, Aina«, sagte sie zu sich selbst und stand auf, um ins Bad zu gehen. »Du betest das Mondlicht an. Verrückter geht’s ja wohl nicht mehr.« Doch sie schaltete das Licht im Badezimmer nichtein und ließ es auch im Rest der Wohnung aus, um das Mondlicht nicht zu vertreiben. Stattdessen blickte sie sich im Dunkeln im Spiegel an und seufzte. Ihr Haar, das sie heute, wie an jedem Morgen, mit dem Glätteisen in Form gebracht hatte, kringelte sich schon wieder. Das tat es immer, wenn sie schwitzte oder wenn ihr Haar auf andere Weise feucht wurde. Und sie hasste es. Es war offenbar ebenso schwer zu kontrollieren und zu bändigen, wie ihr Verstand. Oder, wie ihre Gefühle.
    Sie warf ihren goldenen Locken noch einen verachtenden Blick zu und ging dann wieder ins Wohnzimmer, das auf einmal seltsam dunkel war. Das Mondlicht, das auf den Boden geschienen hatte, war verschwunden, denn jemand versperrte ihm den Weg. Jemand, der in ihrer Balkontür stand und sie still ansah.

9
Besuch
     
    Sie bewegte sich nicht. Und sie erschrak auch nicht. Sie stand einfach nur da, mit klopfendem Herzen, und sah ihn an. Wie ein Schatten stand er in ihrem Wohnzimmer. Groß. Und schwarz wie die Nacht. Sie konnte nur seine Konturen erkennen, die von dem Mondlicht, das ihm in den Rücken schien, aufleuchteten wie eine Aura. Der Wind fuhr ihm immer wieder durch das lange, dunkle Haar und ließ das Licht darin verspielt tanzen. Doch sein Gesicht konnte sie nicht erkennen. Es lag im Schatten. So, wie der Rest seines Körpers. Träumte sie wieder? Schrie sie deswegen nicht? Sie war vollkommen ruhig und gefasst. Obwohl ihr Herz wild gegen ihre Brust schlug.
    Als er sich in Bewegung setzte, zuckte sie jedoch zusammen und bewegte sich mit ihm. Ihr Körper folgte seinen fließenden

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