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Aina - Herzorgasmus

Aina - Herzorgasmus

Titel: Aina - Herzorgasmus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Nell
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durch diese Welt gehen? Völlig gefühllos. Das würde ihr Leben so viel einfacher machen. Wozu gab es Gefühle, wenn sie einem so unkontrolliert das Leben zur Hölle machen konnten? Wozu? Sie wollte sie nicht. Sie machten ihr solche Angst.
    Sie wartete verkrampft und starr, bis sich all die Empfindungen in ihr betäubten und ihr auch der Rest ihrer Realität egal wurde und spürte, wie ihr erneut Tränen der Sehnsucht über das Gesicht liefen. Sie zog an ihr. So stark, dass es sie innerlich zerriss. Ein Teil von ihr sehnte sich danach zu fühlen. So intensiv und so verzehrend zu fühlen, dass sie dabei verging wie ein Stern, der nach einer Explosion verglühte. Sie wollte Liebe fühlen, so heiß, dass sie sich daran verbrannte. Und sie wollte Wut fühlen, so heftig, dass ihre Welt daran zerbrach. Etwas bebte in ihr und wollte heraus. Irgendetwas kochte unter ihrer harmlosen, hübschen Oberfläche, unter der Fassade, die sie allen zeigte und sehnte sich nach Freiheit. Etwas, das immer dann zum Vorschein kam, wenn etwas zu sehr ihre Gefühle herausforderte. So, wie heute. So, wie in diesem Moment. Doch sie würde niemals zulassen, dass es ihre Ketten sprengte. Niemals.
    Mit zusammengebissenen Zähnen öffnete sie die Augen und sah hilfesuchend aus dem Fenster. Doch sie fand dort niemanden, der ihr die Angst nehmen konnte. Nicht einmal derMond, der sie sonst so mühelos beruhigen konnte, war zu sehen. Da war nichts. Nichts, das ihr helfen konnte. Als sich auch der letzte Funke Gefühl schließlich in ihr verflüchtigt hatte, rollte eine letzte Träne der Sehnsucht aus ihrem Augenwinkel und versank in ihrem Kopfkissen. Verschwand im Nichts. So, wie ihre Träume. Von einem Leben, in dem sie fühlen durfte.

7
Nur ein Menschenleben
     
    Ihre Handgelenke brannten wie Feuer unter dem kalten Metall und manchmal spürte sie, wie etwas Warmes an ihrem Arm hinunter lief. Ihre Versuche sich zu befreien hatten ihre Haut nur noch mehr aufgerissen. Ihr Kopf hing schon seit Stunden auf ihrem Brustkorb. Sie schaffte es kaum noch, ihn zu heben. Manchmal, wenn sie die Augen öffnete, sah sie die klaffenden Wunden an ihren Beinen. Sie schlossen sich nicht mehr. Vielleicht war es zu feucht hier unten im Keller. Oder vielleicht hatte ihr Körper schon längst aufgegeben. Wann war es vorbei? Wann würde es endlich dunkel werden? Sie sehnte sich nach dem Ende. Doch, als jemand die Tür auftrat und sie mit einem lauten Knall gegen die Wand schlug, ahnte sie, dass es noch lange nicht soweit war. Das Hämmern in ihrem Kopf war noch viel zu laut. Sie war noch da. Immer noch ein Teil dieser Welt. Dieser grauenhaften Welt.
    Schritte. Mehrere Personen kamen herein. Jemand riss an ihrem Haar und hob damit ihren Kopf an. Es schmerzte viel zu sehr. Sie war noch am Leben.
    »Hey!«, schrie sie jemand an. »Rebecka!«
    Ihre Lider waren schwer, doch sie schaffte es ihre Augen zuöffnen. Verschwommen sah sie die schwarzen Augen ihres Peinigers. »Fahr zur Hölle!«, hauchte sie.
    Er lachte und ihr Herz begann vor Angst zu rasen, als sie seine Zähne sah. Zu oft hatten sie sich schon in ihr Fleisch gebohrt.
    »Dein loses Mundwerk wird dir gleich vergehen«, hörte sie seine Stimme sagen.
    Na endlich! Warum brachte er es nicht endlich hinter sich? Sie wollte ihn anspucken, doch sie hatte keine Kraft dazu. Es reichte nur für ein »Fick dich!«
    Jetzt trat einer von den anderen an sie heran und schlug ihr ins Gesicht. Ein metallischer Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus. Doch auch diesen konnte sie ihm nicht ins Gesicht spucken. Dann spürte sie, wie er sich ihr näherte und seine kühle Wange an ihre legte. Sein kalter Atem streifte ihr Ohr, als er flüsterte: »Er will dich sehen.«
    Sie riss sofort die Augen auf und hob den Kopf. Ein kaltes Kribbeln zog durch ihren ganzen Körper. Ein letztes Aufbäumen ihres Überlebenswillens. Ihr Herz polterte so schnell los, dass sie fühlen konnte, wie es schmerzhaft gegen ihre Rippen schlug. »Nein«, hauchte sie. Das Adrenalin schoss ihr durch die Adern und schenkte ihr einen letzten Hauch Kraft. Sie riss erneut an den Fesseln, wobei sie sich noch tiefer in ihr Fleisch schnitten. Sie schrie vor Schmerzen auf. »Nein!«
    Er lachte. Es machte ihm Spaß zu sehen, wie sie vor Angst bebte. Doch es leuchtete nicht nur Freude in seinem toten Gesicht auf, sondern auch Stolz. Es erfreute ihn, dass sie vor Ehrfurcht und Angst in die Knie gegangen wäre, wenn die Ketten, die von der Decke hingen, sie nicht festgehalten

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