Aina - Herzorgasmus
Zusammenhang zwischen damals und heute, Alva«, sagte er stur und schmiss wütend neues Feuerholz in den Kamin.
»In Ordnung!«, entgegnete sie und hob beschwichtigend die Hände. »Dann irre ich mich vielleicht. Aber nur deshalb, weil ich nur Bruchstücke aus diesem Lebensabschnitt von dir weiß. Du hast mir nie erzählt, was genau passiert ist.«
»Das spielt auch keine Rolle.«
»Für mich schon«, sagte sie und sah ihn bittend an.
Walter seufzte schwer, schmiss den letzten Holzscheit wieder hin und setzte sich grummelnd auf die Couch. Alva setzte sich neben ihn und machte ein hoffnungsvolles Gesicht.
»Es hatte damals einige Morde in der Stadt gegeben«, begann er widerwillig zu erzählen. »Seltsame Morde. Die Menschen sahen aus, als seien sie von wilden Tieren angegriffen worden. Aber«, er holte tief Luft, bevor er weitersprach, »die Schnittwunden waren zu fein. Das waren keine Tierkrallen, sondern… Klingen.« Er sah sie an und fragte sie mit seinen Blicken, ob er weitererzählen sollte. Als sie dann nickte, fuhr er stöhnend fort. »Das Ganze zog sich über viele Monate. Den Menschen wurde geraten im Dunkeln nicht mehr auf die Straße zu gehen und ich habe natürlich auch meine Frau, Emilia, gebeten zu Hause zu bleiben. Aber sie ging immer öfter fort. Sie hat sich in der Zeit sehr verändert. Sie wurde kalt und unnahbar. Ich habe in ihrem Gesicht immer mehr Wut und Hass gesehen, anstatt Liebe und Fürsorge.« Er senkte den Kopf und hielt einen langen Moment inne, in dem Alva seine Hand nahm und sie zärtlich streichelte. »Sie war so herzensgut«, sagte er jetzt und sah Alva dabei an, als wollte er seine Exfrau in Schutz nehmen. »Voller Liebe und Mitgefühl. Sie war eine gute Mutter und hatAina sehr geliebt.« Ihm lief eine Träne über die Wange, die er sich sofort wegwischte. »Aber dann war sie plötzlich ein ganz anderer Mensch. Irgendwann war sie tagelang verschwunden, kam mitten in der Nacht weinend nach Hause und hat völlig wirres Zeug geredet.«
»Was hat sie gesagt?«, fragte Alva vorsichtig.
Er nahm noch einen tiefen Atemzug und sagte dann: »Dass sie sich mit dem Teufel eingelassen hat«, er lachte, doch es klang sehr traurig, »und er sie holen würde. Dass sie all diese Menschen getötet hat und verschwinden müsse. Und… dass sie uns ewig lieben würde.« Er seufzte noch einmal. »Und dann war sie weg.«
»An dem Tag, als das Unwetter begann«, ergänzte Alva.
Walter nickte. »Aina war noch ein Kind. Sie hat damals alles mitbekommen.« Er holte tief und zitternd Luft. »Seitdem hasst sie ihre Mutter. Sie glaubt, dass sie ihre dunkle Ader geerbt hat.«
»Deswegen kämpft sie so sehr gegen alles Schlechte«, sagte Alva nachdenklich.
»Was sie selbst mit einschließt. Sie hegt einen tiefen Hass gegen all ihre negativen Gedanken und Gefühle. Vor Kurzem hat sie geträumt, wie sie jemanden ermordet«, sagte er besorgt. »Das hat sie sehr mitgenommen. Diese Träume hat sie schon seit ihrer Kindheit.«
»Was sind das genau für Träume?«
Walter seufzte. »Sie träumt von Gewalt, die von ihr selbst ausgeübt wird oder von irgendwelchen dunklen Wesen. Viel von Hass, Leid und Schmerzen, Blut und Verfolgung. Es sind dunkle Träume. Voller Aggression und Bosheit. Und dann ist da noch dieser Traum, an den sie sich nie erinnern kann und aus dem sie immer mit einer unbekannten Sehnsucht aufwacht.« Walter seufzte wieder und hielt sich die Hand an den Kopf. »Ich weiß nicht, was mit ihr los ist. Vielleicht hat sie ja Recht und sie hat alldas Böse und Verrückte von ihrer Mutter geerbt.«
»Walter«, flüsterte Alva jetzt und strich sich nachdenklich über ihr spitzes Kinn, »was ist, wenn Emilia nicht verrückt gewesen ist?« Sie sah ihn bedeutsam an und machte dieses Gesicht, das sie immer machte, wenn sie glaubte einer Verschwörung auf der Spur zu sein. »Was, wenn sie die Wahrheit gesagt hat?«
»In Ordnung, das war's«, stöhnte Walter, stand auf und zog sich die Kleidung glatt. »Gespräch beendet.«
»Jetzt hör mir doch mal zu!«
»Nein, Alva! Sie hat gesagt, sie habe sich mit dem Teufel eingelassen! Sie hat den Verstand verloren! Und Aina denkt, dass ihr gerade dasselbe passiert. Das ist schon schlimm genug! Ich werde ganz sicher nicht darüber nachdenken, ob es den Teufel vielleicht wirklich gibt.«
»Würdest du mir mal zuhören? Wer weiß denn, wen sie da als Teufel bezeichnet hat? Du hältst den Teufel für ein Fantasiewesen mit Hörnern, das nicht existiert, aber
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