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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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»Vermutlich haben Sie sie gesehen, als Sie an Bord gekommen sind. Es gibt zwei an jeder Seite. Ich zeige sie Ihnen.« Ich bog vom Kielsteg ab und führte sie einen Seitenweg entlang, der an einer Öffnung in der Verkleidung des Schiffs endete. Die Luke stand offen und zeigte ein Rechteck aus blauem Himmel und Meer. Wir kamen näher heran und schauten zur vorderen Backbord-Motorengondel hinaus. Wie ein großes Metallei hing sie an Streben und Kabeln außen am Schiff. An der offenen Rückseite der Gondel wirbelte ein riesiger Propeller. Wie die anderen drei Gondeln, welche die Aurora antrieben, war auch diese etwa acht Meter lang und drei Meter hoch. Eine Leiter führte von der Luke zu ihr hinunter, nur mit einem Geländer versehen, ohne Schutzgitter.
    »Ganz schön laut!«, rief Kate.
    »Stellen Sie sich vor, Sie müssten da drinnen arbeiten«, brüllte ich zurück. »Die Maschinisten haben spezielle Lederhelme, die den Lärm dämpfen.«
    Ich war einige Male in einer solchen Gondel gewesen und fand die Arbeit darin alles andere als reizvoll. Die Wartung der Propeller war eine kalte, ohrenbetäubende und langweilige Tätigkeit. Ich hätte Kate noch mehr über die Motoren erzählen können, wie sie mit Aruba-Treibstoff angetrieben wurden, wie viele Pferdestärken sie hatten und zu wie vielen Umdrehungen pro Minute sie fähig waren, doch ich wollte sie nicht langweilen.
    »Man könnte fast meinen, die Gondel würde jeden Moment abfallen«, bemerkte Kate, während wir den Lärm der Propeller hinter uns ließen und zurück zum Kielsteg gingen.
    »Die Motorengondeln sind festgeschweißt«, erwiderte ich schulterzuckend, »und ein ebenso fester Bestandteil der Aurora wie der Steg, auf dem wir stehen.«
    »Ich werde lieber nicht zu viel darüber nachdenken«, sagte sie. »Aber Sie scheint es überhaupt nicht zu stören, nicht wahr? Sie scheinen wie dafür geboren zu sein.«
    »Da haben Sie Recht«, erwiderte ich. »Ich wurde wirklich auf einem Luftschiff geboren.«
    Noch nie hatte ich so vertraut mit einem Passagier geredet; vermutlich lag es daran, dass sie so jung war.
    »Das glaube ich nicht«, rief sie entzückt. »Sie nehmen mich auf den Arm!«
    »Ganz und gar nicht«, erklärte ich stolz. »Meine Eltern sind während der Großen Immigration aus Europa hierher gekommen. Natürlich reisten sie nicht auf einem Schiff wie diesem hier. Es war ein Frachter, bis zum Bersten gefüllt mit Menschen. Meine Mutter war schwanger, aber ich sollte eigentlich erst einen Monat später zur Welt kommen. Deswegen hielten sie es für sicher, die Reise anzutreten. Doch ich kam zu früh, auf halbem Weg über den Atlantikus.«
    »Ihre arme Mutter«, sagte Kate. »Hat sie alles gut überstanden?«
    »Ja, zum Glück. Und ich auch. Unter den Passagieren befanden sich eine Hebamme und ein Medizinstudent; gemeinsam haben sie meiner Mutter bei der Geburt geholfen. Ich war winzig und leicht wie eine Feder.«
    »Und seitdem sind Sie immer in der Luft gewesen?«, fragte sie und richtete ihre dunklen Augen auf mich, als erzählte ich eine fantastische Geschichte aus einem Märchenbuch.
    »Naja, eigentlich erst seit drei Jahren. Aber als ich aufgewachsen bin, hat mir mein Vater immer davon erzählt. Nachdem wir in Nordamerika angekommen waren, hatte er ziemliche Schwierigkeiten, Arbeit zu finden. Wir haben das ganze Land durchquert, bis wir schließlich in Löwentorstadt landeten. Dort bekam er eine Stelle bei der Lunardi-Luftschiffgesellschaft, zuerst auf einem der Frachtschiffe.«
    »Oh«, sagte sie. »Er war bestimmt viel unterwegs.«
    »Ja, das war er. Aber er hat uns immer geschrieben und seinen Landurlaub bei uns zu Hause verbracht. Und er hat uns viele spannende Geschichten erzählt.«
    »Wovon?«, wollte sie wissen.
    Ich holte Luft. »Er ist überall herumgekommen. Hat alle Wunder der Welt gesehen, so kam es mir jedenfalls vor. Wenn er zu Hause war, konnte ich die ganze Zeit nur daran denken, wie sehr ich mir wünschte, ihn zu begleiten.«
    »Er muss ein guter Geschichtenerzähler gewesen sein.«
    »Ein ganz großartiger.«
    »Meine Eltern halten nicht viel von Geschichten«, erzählte Kate. »Ich habe meine alle aus Büchern. Und von meinem Großvater. Er hat mir auch Geschichten erzählt, als ich noch ein Kind war. Märchen, als ich kleiner war, und wahre Geschichten, als ich größer wurde. Er ist viel gereist.«
    »Ihre Eltern nicht?«
    »Nein. Sie haben mir diese Reise zum Geburtstag geschenkt. Aber sie hatten beide keine Zeit, daher haben

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