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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Großvater«, erklärte sie.
    »Oh.« Nun verstand ich das ungute Gefühl in meinen Knochen. Irgendwie hatte ich so etwas geahnt. Es lag an ihrem Gesichtsausdruck, als sie angefangen hatte, nach dem Zwischenfall zu fragen. Und ich kam mir wie ein Trottel vor, weil ich es so genossen hatte, die Geschichte zu erzählen, als sei das Ganze ein Film, und sie mit meinem Luftkunststücken beeindrucken wollte.
    »Das tut mir sehr Leid, Miss.«
    »Danke«, sagte sie. »Dafür, dass Sie ihm geholfen haben.«
    »Ich wünschte, wir hätten ihn früher gefunden.«
    »Sie sagen, es war ein Herzinfarkt.«
    »Das dachte zumindest Doc Halliday. Als ich ihn zuerst gesehen habe, lag er bewusstlos am Boden der Gondel.« Ich zögerte, weil ich nicht wusste, wie viel sie wirklich hören wollte, aber sie nickte. »Nun, wir haben ihn an Bord geholt und in die Krankenstation gebracht, wo sich der Arzt um ihn gekümmert hat. Kurz darauf hat er das Bewusstsein wiedererlangt.«
    »Hat er etwas zu Ihnen gesagt?«
    »Ja, aber er schien verwirrt zu sein.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Nun, ich vermute, er muss irgendwas gesehen haben.« Ich hörte die Stimme des alten Mannes in meinem Kopf, wie immer, wenn ich an damals zurückdachte. Während meiner Wache, wenn ich hinaus in den Himmel starrte, spukten mir oft seine Worte und sein eindringlicher Blick durch den Kopf. »Er fragte mich, ob ich sie auch gesehen hätte.«
    Sie schien gar nicht überrascht darüber, fast, als hätte sie es schon erwartet.
    »Und was haben Sie ihm geantwortet?«
    »Ich habe gelogen und Ja gesagt. Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach. Ich vermute, von irgendwelchen geflügelten Geschöpfen. Er sagte, sie seien wunderschön. Dann sagte er …« Ich zitterte ein wenig, weil ich seine Worte endlich verstand. »Er sagte: ›Sie hätten Kate gefallen.‹«
    Sie nickte. Tränen kullerten ihr über die Wangen.
    »Sie sind seine Kate«, stotterte ich töricht.
    »Was noch?«, fragte sie und wischte sich über die Augen.
    »Es schien ihn ein wenig zu beruhigen, als ich sagte, ich hätte sie auch gesehen. Aber dann hat er mich ganz streng angeschaut, als wüsste er, dass ich gelogen hatte. Und das hat er mir auch gesagt. Dann fing er wieder an zu husten. Ich glaube, kurz darauf ist er gestorben. Danach hat sich der Kapitän um alles gekümmert, die zuständigen Behörden informiert und so.«
    »Danke«, sagte sie. »Danke, dass Sie mir alles erzählt haben.«
    Sie sah erschöpft aus, und ich fühlte mich auch ganz erledigt, als hätte ich mich noch einmal durch die Luft zu dem Ballon geschwungen. Als wir das Ende des Kielstegs erreicht hatten, öffnete ich die Tür zu den Passagierunterkünften und führte sie zum Oberdeck.
    Am Fuß der großen Treppe fragte ich sie: »Wissen Sie, was Ihr Großvater gemeint hat?«
    Sie nickte. »Deswegen bin ich hier. Ich will sehen, was er gesehen hat.«

4. Kapitel
Heiße Schokolade für zwei
      

    Kate konnte nicht mehr darüber erzählen, da Miss Simpkins bereits in ihren Stöckelschuhen die große Treppe herunterstakste. Ihre Haare standen zu Berge, als hätte sie einen Stromschlag bekommen.
    »Kate, du hast mir ja einen solchen Schrecken eingejagt.«
    Kate verdrehte die Augen, ehe sie sich ihrer Anstandsdame zuwandte.
    »Entschuldige, Marjorie, aber du hast so fest geschlafen, dass ich es nicht übers Herz brachte, dich aufzuwecken. Ich dachte, ich gehe besser alleine auf den Rundgang.«
    Miss Simpkins schaute erst Kate an, dann mich.
    »Ihr wart nur zu zweit? Nur du und … er?«
    Sie sagte das so, als sei ich ein Stück Dreck.
    »So ist es, Marjorie. Schließlich war er der Führer des Rundgangs.«
    »Also, ich muss schon sagen, ich finde das sehr unschicklich. Wirklich höchst unschicklich. Deine Eltern werden ganz und gar nicht erfreut sein, das zu hören.«
    »Da hast du Recht«, erwiderte Kate. »Es wird sie zutiefst beunruhigen, dass ihre ach so zuverlässige Anstandsdame eingeschlafen ist und ihr hilfloses, kleines Mädchen allein gelassen hat.«
    Bei diesen Worten hob sie ein klein wenig das Kinn und zog die Nasenlöcher verächtlich zusammen. Einen solchen Gesichtsausdruck hatte ich noch nie gesehen. Ich hatte schon oft beobachtet, dass Menschen ihre Nasenflügel aufblähten, wenn sie wütend waren – Mr Lisbon tat das ständig, wenn er sich mit Küchenchef Vlad stritt. Aber Miss de Vries machte ihre Nase irgendwie kleiner, sodass die Löcher nur noch schmale Schlitze waren. Die Wirkung auf Miss Simpkins war verblüffend. Die

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