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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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trägen Leiber um die halbe Welt beförderte.
    »Ja«, sagte ich, »natürlich werde ich den Rundgang trotzdem anbieten. Wird Miss Simpkins …«
    »Sie liegt flach«, erklärte Kate mit einem kleinen Lächeln. »Gleich nach dem Frühstück sagte sie, sie habe rasende Kopfschmerzen und müsse sich hinlegen.«
    »Na gut.« Ich war nicht traurig, dass die dürre Gesellschafterin uns nicht begleiten würde.
    Wir warteten noch ein paar Minuten, doch als niemand mehr kam, brachen wir zu zweit auf. Allerdings war ich an diesem Morgen nach meiner Unterhaltung mit dem Kapitän nicht so recht bei der Sache. Normalerweise führte ich mein Schiff mit Begeisterung vor, doch im Moment fühlte ich mich eher, als hätte ich ein paar schwere Eisenkugeln im Bauch.
    Wie immer begann ich den Rundgang auf dem Oberdeck. Die Aurora flog mit der Sonne; sie ließ die Küste Nordamerikas hinter sich zurück und flog auf den Pazifikus hinaus. In wenigen Stunden würde kein Land mehr zu sehen sein.
    Licht strömte durch die Fenster des Decks, während wir durch den Schreibraum mit seinen Korbmöbeln, den Pergolas, an denen sich Efeu emporrankte, den kleinen Schreibtischen mit Löschpapier, Tintenfässern und dem Briefpapier der Aurora schlenderten. Dahinter befand sich der Empfangsraum der Ersten Klasse, wo sich die Passagiere vor und nach den Mahlzeiten trafen und Getränke bestellen konnten. Der Speisesaal wurde soeben für das Mittagessen eingedeckt; die Stewards klapperten mit dem Silberbesteck und den Kristallgläsern, während sie die Gedecke zurechtlegten. Sämtliches Geschirr war mit den Insignien der Lunardi-Luftschiffgesellschaft geschmückt. Als ich an Baz vorbeikam, zwinkerte er mir zu.
    Ich hatte den Rundgang schon hundert Mal abgehalten und die Worte strömten wie von alleine aus meinem Mund: ein kurzer Überblick über Geschichte und technische Details, vermischt mit Luftschiffsagen. Kate de Vries war eine äußerst dankbare Zuhörerin. An ihren Augen und der Neigung ihres Kopfs konnte man erkennen, dass sie jedem Wort aufmerksam lauschte.
    »Was für ein wunderbares Schiff«, sagte sie, woraufhin sie mir noch besser gefiel.
    Ich zeigte ihr den Fitnessraum mit seinen Kraftgeräten, Rudermaschinen und vielen anderen beängstigenden Apparaten zur Stärkung des Muskelapparats. Sie wurden im Allgemeinen nicht viel benutzt, da die meisten Passagiere sich mehr für das Essen, Trinken und Rauchen interessierten. An diesem Morgen waren allerdings ein paar junge Männer in gestreiften Trainingsanzügen anwesend, die Bauchmuskelübungen und Kniebeugen machten und sich gegenseitig mit markigen Sprüchen anfeuerten, während sie die Hebel der verschiedenen Geräte drückten.
    Wir gingen weiter zum Kino. Es war zwar nur klein, aber nur wenige Luftschiffe konnten überhaupt ein Kino vorweisen. Der Saal bot Platz für fünfzig Personen, und für diesen Flug war es uns gelungen, eine Kopie von Gilgamesch zu beschaffen, dem neuesten Drama der Lumiére-Brüder. Ich bedeutete Kate mit einer Geste, den Kopf durch den Samtvorhang vor der Tür zu stecken. Ein geisterhaftes Licht flackerte über ihr Gesicht, während sie einen kurzen Blick auf den Film warf.
    »Ich werde Miss Simpkins bitten, mich später hierher zu begleiten«, sagte sie. »Der Film scheint sehr spannend zu sein.«
    Am Ende des Oberdecks befand sich das Raucherzimmer. Ich öffnete die gepolsterte Ledertür und zuckte angesichts der Wolke von Zigarrenqualm, die mir entgegenschlug, sofort wieder zurück.
    »Möchten Sie gerne hineinschauen?«, fragte ich.
    »Nein, vielen Dank«, sagte sie.
    »An den Wänden hängen ein paar sehr schöne depressionistische Bilder.«
    »Die muss ich nicht unbedingt gesehen haben«, erwiderte sie.
    Ich konnte es ihr nicht verübeln. Trotz der kräftigen Ventilatoren, die den Rauch nach draußen beförderten, war die Luft im Raum unerträglich. Was die Bilder betraf, so fand ich sie selbst eher bedrückend, mit ihren düsteren Motiven und den verkohlten Farben. Eigentlich perfekt für die Umgebung, in der sie hingen.
    Danach führte ich Kate über die große Treppe hinunter zum Unterdeck. Die Aufenthalts- und Empfangsräume dort waren ähnlich wie die auf dem oberen Deck, nur nicht ganz so geräumig und weniger luxuriös ausgestattet. Ich zeigte ihr die Bäckerei, die Kabine des Chefstewards und die Mannschafts- und Offiziersmessen. Anschließend zog ich den Ring mit den Schiffsschlüsseln aus meiner Tasche und öffnete die Tür, die zum Rest des Schiffs

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