Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
Vom Netzwerk:
»Die Luftwege und Wasserstraßen hier werden weit weniger dicht befahren als über dem Atlantikus.«
    »Genau«, sagte sie freudestrahlend.
    »Wissen Ihre Eltern von diesem Brief?«
    »Um Himmels willen, nein! Sonst hätten sie mich in einen Raum ohne Stift und Papier eingesperrt! Sie wären völlig entsetzt! Jemandem außerhalb der Familie davon zu erzählen! Das verrückte Geschwätz meines Großvaters zu verbreiten! Ich wünschte, er wäre mein Vater gewesen und nicht der meiner Mutter. All seine Geschichten sind an sie völlig verschwendet. Sie hat nicht einen Funken Phantasie!«
    »Im Gegensatz zu Ihnen. Die Frage ist, handelt es sich um reine Phantasterei oder gibt es diese Tiere wirklich?«
    »Die Koordinaten, die er von der Insel notiert hat – kommen wir in ihrer Nähe vorbei?«
    »Ich müsste es erst nachschauen, aber ich glaube nicht.«
    »Würden Sie es dennoch prüfen?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Und wenn wir den Punkt nicht passieren sollten, würden Sie mir dann mitteilen, wann wir ihm am nächsten sind?«
    »Das werde ich.«
    »Wirklich?« Sie schien überrascht.
    »Ja.«
    »Großvater meinte, sie würden sich vielleicht auf einer Wanderung befinden, und wir sind zur gleichen Jahreszeit unterwegs. Vielleicht sehen wir sie ja.«
    Ich dachte an ihre teure Kamera.
    »Und wenn Sie tatsächlich ein Foto von ihnen machen können? Was haben Sie dann damit vor?«
    »Ich werde es direkt an Sir Hugh Schnuffelnase von der Zoologischen Gesellschaft schicken. Das wird ihm eine Lehre sein.«
    Ich lachte. »Ganz bestimmt, Miss.«
    »Ich wünschte, Sie würden mich nicht immer Miss nennen.«
    »Wie soll ich Sie denn sonst nennen?«
    »Natürlich Kate.«
    »Wenn ich jetzt anfange, Sie unter vier Augen Kate zu nennen, dann könnte mir das auch einmal in der Öffentlichkeit versehentlich entwischen. Das würde als sehr unverschämt betrachtet werden.«
    »Diese dummen Vorschriften.«
    »Leute wie Sie haben diese Vorschriften erfunden. Nicht ich.«
    »Guter Punkt«, sagte sie anerkennend, die Stirn nachdenklich in Falten gelegt. »Ein wirklich guter Punkt.«
    »Also, hören Sie zu«, sagte ich. »Wenn mein Dienst vorbei ist, werde ich die Karten prüfen und herausfinden, wann wir der Insel am nächsten sein werden.«
    »Vielen Dank. Hoffentlich ist das bei Tag und nicht nachts.«
    »Ich hoffe, Sie sehen sie«, erwiderte ich. »Das hoffe ich wirklich sehr.«

6. Kapitel
Szpirglas
      

    Wieder saß ich eingekuschelt unter den Sternen im Krähennest. Ich versuchte mir die geflügelten Geschöpfe vorzustellen, Geschöpfe, die niemals landen mussten, die niemals die Erde unter ihren Füßen spürten. Wenn ich unter der Glaskuppel saß und zu der größeren, schwarzen Kuppel des Himmels über mir aufschaute, versetzte mich das immer in eine redselige Stimmung. Auch wenn ich natürlich nur mit mir selbst reden konnte.
    Vor Beginn meines Wachdiensts war ich in den Navigationsraum gegangen, wo mir Mr Grantham geduldig gestattete, einen Blick auf seine Karten zu werfen. Unsere geplante Strecke war als gepunktete Bahn darin verzeichnet, mit einigen wenigen Zickzack-Linien, wo wir aufgrund von Wind und Wetter davon abgewichen waren. Ich suchte nach den Koordinaten aus dem Tagebuch von Kates Großvater. Doch auf Granthams Karten war keine Insel eingezeichnet, nicht einmal ein winziges Eiland. Ich konnte mir Kates Blick lebhaft vorstellen, wenn ich ihr das mitteilte. Ihre Nase würde ganz schmal werden, ihr Kinn würde sich in die Höhe recken und sie würde etwas in der Art sagen wie: »Mr Cruse, Sie wollen doch nicht allen Ernstes behaupten, dass jeder Tropfen in diesem Ozean bereits erfasst worden ist?«
    Womit sie natürlich Recht hätte.
    »Wonach suchst du denn, Junge?«, fragte mich Grantham in seiner freundlichen Art.
    »Was befindet sich eigentlich da drüben? Ist dort noch viel zu sehen?«
    »Glaube nicht. Tatsächlich versuchen wir, diese Gegend zu meiden.«
    »Und warum?«
    »Die Winde dort sind unberechenbar. Deswegen nennt man diese Region auch das Sisyphus-Dreieck. Viele Luftschiffe, die dorthin geflogen sind, kamen nie mehr zurück. Ich habe Gerüchte von unverständlichen Notrufen gehört, von Kompassnadeln, die sich wie wild drehten, und von Instrumenten, die plötzlich verrückt spielten. Zum Glück braucht man diese Luftwege eigentlich so gut wie nie zu benutzen. Sie führen zu keinem besonderen Ort.«
    Ich betrachtete die gepunktete Linie unseres Kurses und rechnete rasch. Morgen zur Frühstückszeit würden wir

Weitere Kostenlose Bücher